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Eggstätt wegen Umweltfrevel in finanziellen Nöten

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Von: Katharina Koppetsch

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In den kommenden Tagen wird im Wasserschutzgebiet eine weitere Messstelle entstehen: Bauamtsleiter Bernd Ruth (links) und Bauhofleiter Wast Weber
In den kommenden Tagen wird im Wasserschutzgebiet eine weitere Messstelle entstehen: Bauamtsleiter Bernd Ruth (links) und Bauhofleiter Wast Weber © Gemeinde Eggstätt

Über eine halbe Million Euro muss Eggstätt bisher aufgrund des im April bekanntgewordenen Umweltschadens in einem Retentionsfilterbecken in Natzing ausgeben. Ein Ortsfremder hatte illegal PFC-Stoffe (Perfluorierte Tenside) in einen Gully in Natzing eingeleitet.

Eggstätt – Seitdem versucht Eggstätt dem Schaden Herr zu werden. Wie hoch die finanzielle Belastung der Gemeinde ist und welche Kosten noch auf sie zukommen, darüber informierte Bürgermeister Christian Glas die Gemeinderäte in der vergangenen Sitzung.

Kosten steigen auf halbe Million an

Es war Top drei auf der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause: Natzing, Bekanntgabe Kosten. Glas leitete seine Ausführungen nüchtern ein. „Wir sind in finanziellen Nöten, wir sind mit den Kosten weit über die halbe Million drüber.“ Die Gemeinde bezahlte bereits 215 000 Euro für verschiedenste Maßnahmen wie Trinkwasseruntersuchungen und die Einrichtung einer Wasserreinigungsanlage. Doch dabei wird es nicht bleiben. Stand Ende August, hat die Gemeinde Leistungen in Höhe von 556 000 Euro in Auftrag geben müssen. Welche Kosten aber noch auf Eggstätt zukommen, ist nach wie vor offen.

Ausmaß des Schadens noch nicht bekannt

Derzeit ermittelt die Gemeinde welches Ausmaß, die mutwillige Verschmutzung hat.

Dazu wurde eine dritte Messstelle im nordwestlichen Teil des Gewerbegebietes eingerichtet. Eine Weitere wird in den kommenden Tagen im Wasserschutzgebiet errichtet.

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In knapp 20 Metern Tiefe werden Wasserproben genommen und analysiert. So versucht Eggstätt, den Grad der Verschmutzung und vor allem die Ausbreitung der Schadstoffe festzustellen. „Wir wissen nicht wie lange, wie viel und wo überall die Chemikalien eingeleitet wurden“, so Glas. Was bereits aus den Analysen der ersten Daten hervorgehe, sei dass es sich nicht um eine einmalige Entsorgung von PFC-Stoffen gehandelt habe. Und gerade das löst bei Bürgermeister Glas Angst aus. „Ich hoffe, dass wir keine Schäden im Trinkwasser von Bad Endorf und Breitbrunn haben“, sagt Glas. Dafür habe er extra eine Kerze auf Frauenchiemsee angezündet.

Technisch auf dem richtigen Weg

Die Behörden haben der Verwaltung bestätigt, dass sie „technisch komplett auf dem richtigen Weg sind“, so Glas in der Sitzung, „finanziell müssen wir schauen, dass wir gut rauskommen“.

Denn laufend wird Eggstätt mit neuen Kosten konfrontiert.

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Alleine die Einrichtung der neuen Messstellen schlage pro Bohrstelle mit 10 000 Euro zu buche. Und genau deswegen hat die Verwaltung sich auf Schlüsselzuweisungen des Finanzministeriums im Zuge des Finanzausgleichsgesetzes beworben. Die Unterlagen mussten bis Ende August bei der Behörde abgegeben werden. „Alle Beteiligten haben sich an zwei Wochenenden hingesetzt“, berichtet Glas lobend. Die Unterlagen seien fristgerecht eingegangen.

Ob die Gemeinde die Schlüsselzuweisung bekomme, kann Glas derzeit nicht sagen.

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„Es handelt sich um ein laufendes Verfahren.“ Ebenfalls könne nicht gesagt werden, wie lange die Gemeinde durch den Umweltschaden finanzielle belastet wird. Es fallen nicht nur einmalige Kosten an, sondern durch die konstante Reinigung des abfließenden Oberflächenwassers durch den Sand- und Aktivkohlefilter seit Juni auch laufende Kosten.

Maßnahmen könnten sich über Jahre ziehen

Helmut Hundhammer (CSU) erkundigte sich, ob die Verwaltung abschätzen könne, welche finanzielle Belastungen langfristig auf die Gemeinde zukomme. „Das können wir noch nicht abschätzen“, sagt Bauamtsleiter Bernd Ruth, „die Unterhaltung der Filter koste pro Monat knapp 10 000 Euro“. Wenn die Maßnahme zeitlich begrenzt sei, dann befinde man sich in einem abwickelbaren Bereich. Doch gerade das könne nicht abgesehen werden, wirft Bürgermeister Glas ein und verweist auf eine Maßnahme in Bad Endorf. Dort seien ebenfalls Filter im Einsatz und „die laufen bereits seit 20 Jahren“. Die Maßnahme müsse so lange aufrechterhalten werden, bis „wir grünes Licht bekommen“, so Bürgermeister Glas.

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