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Umweltskandal in Eggstätt: Wer bezahlt den Kampf gegen die Schäden?

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Von: Katharina Koppetsch

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Damit das Grundwasser gereinigt werden kann, wurde östlich des Retentionsfilterbeckens in Natzing ein Schluckbrunnen errichtet.
Damit das Grundwasser gereinigt werden kann, wurde östlich des Retentionsfilterbeckens in Natzing ein Schluckbrunnen errichtet. © Gemeinde

Nachdem ein Ortsfremder mit Schadstoffen das Grundwasser von Eggstätt verunreinigt hat, versucht die Gemeinde, den Umweltschaden zu beseitigen. Wer das bezahlen soll, ist weiter unklar.

Eggstätt – Um dem Umweltschaden in Natzing Herr zu werden, hat die Gemeinde einen Schluckbrunnen zur Grundwasserreinigung im Gewerbegebiet Natzing errichtet. Über den Schluckbrunnen wird das über mehrere Stunden gereinigte Grundwasser wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt. Parallel versucht die Gemeinde das finanzielle Loch, das der Umweltschaden in den Haushalt der Gemeinde reißt, abzufangen. Sie bewirbt sich auf Schlüsselzuweisungen von Seiten des Finanzamtes im Zuge des Finanzausgleiches. Im April hatte ein Ortsfremder PFC-Stoffen (Perfluorierte Tenside) in einen Straßenentwässerungseinlauf im Gewerbegebiet Natzing eingeleitet (wir berichteten).

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Grundwasser ist verunreinigt

„Wir haben zwei Bohrmessstellen eingerichtet, um die Fließrichtung des Wassers und die Intensität des toxischen Eintrags zu bestimmen“, so Bürgermeister Christian Glas. Hier habe sich gezeigt, dass die Verunreinigung bis ins Grundwasser vorgedrungen sei. Die Wasserreinigung verläuft wie folgt: Das Grundwasser wird westlich des Retentionsfilterbeckens entnommen und über die bereits eingerichteten Aktivkohlefilter gereinigt. Anschließend wird das aufbereitete Wasser über die neue, 16 Meter tiefe Bohrstelle weiter östlich – dem Schluckbrunnen – wieder dem Grundwasserkreislauf zugeführt. „Damit wollen wir sicherstellen, dass wir nicht immer das gleiche Wasser reinigen“, erklärt Glas.

Straßenvorhaben bereits verschoben

Nach wie vor werden die Kosten der Maßnahmen vom Eggstätter Haushalt gestemmt. „Es ist derzeit okay. Aber das ist nur eine Momentaufnahme“, sagt Glas. Einige Straßenbauvorhaben mussten wegen der finanziellen Belastung bereits verschoben werden. Die Gemeinde hat bisher bereits eine halbe Million Euro ausgegeben. Welche finanziellen Belastungen noch auf die Kommune zukomme, könne derzeit nicht gesagt werden. „Wir wissen nicht, wie groß die Verunreinigung ist und wie lange der Täter die PFC-Stoffe illegal in den Wasserkreislauf eingeleitet hat“, berichtet Glas. Für Ersteres werden noch weitere Bohrungen durchgeführt.

Um die finanzielle Belastung zu verringern, versucht die Gemeinde, Gelder zu generieren. Eine Rolle spielt hier das laufende Verfahren gegen den Täter. „Die Staatsanwaltschaft prüft unter anderem die finanziellen Verhältnisse des Verursachers“, sagt Glas. Er gehe aber davon aus, dass hier nichts zu holen sei.

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Landrat ist bestürzt

„Es bestürzt mich, wie verantwortungslos hier mit der Umwelt umgegangen wurde“, sagt Landrat Otto Lederer zu dem Vorfall. Der Umweltschaden in Natzing zeige zudem, wie schnell eine Gemeinde unverschuldet in eine Notlage geraten könne. „Aus dem Grund unterstützen und beraten wir als Landratsamt Rosenheim die Gemeinde Eggstätt nach Kräften“, sagt Lederer.

Ende Juni hatte sich der Landrat an den Finanz- und Umweltminister gewandt. „Mittlerweile hat der Umweltminister mitgeteilt, dass Finanzierungsinstrumente aus dem Umweltressort leider beim Schadensfall in Natzing nicht zur Verfügung stehen“, erklärt das Landratsamt. Deswegen bewirbt sich die Gemeinde Eggstätt jetzt auf Schlüsselzuweisungen des Finanzministeriums im Zuge des Finanzausgleichsgesetzes.

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Eggstätt hofft auf finanzielle Hilfe

Dazu muss die Gemeinde alle Zahlen und Finanzen, die sich aus dem Umweltschaden ergeben haben, zusammengetragen. „Das ist keine leichte Aufgabe“, sagt der Bürgermeister. Ob jedoch das Finanzministerium für die entstandenen Kosten des Umweltschadens aufkommt, ist derzeit noch nicht sicher. „Es gab bisher noch keine Rückmeldung vom Ministerium“, heißt es aus dem Landratsamt. Sollte Eggstätt sich für die Schlüsselzuweisungen qualifizieren, würde im September eine Kommission über die Verteilung der Gelder entscheiden, erklärt Glas.

Bis dahin muss Eggstätt die Kosten aus dem entstandenen Umweltschaden selber tragen. Das Landratsamt „begleitet als zuständige Umweltbehörde die derzeit laufenden Erkundungsmaßnahmen“ und hilft bei der Aufschlüsselung der Kosten. Für die Erkundung und Sanierung des Schadens sei man aber nicht zuständig.

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