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Priener Flüchtlingsunterkunft: Jetzt die überraschende Wende

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Von: Oliver Lang

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Drohnenaufnahme von Prien, markiert ein Parkplatz, auf dem eventuell eine Asybewerberunterkunft errichtet werden soll
Auf einem Priener Parkplatz, der vom Ludwig-Thoma-Gymnasium und dem „König Ludwig Saal“ genutzt wird, wollte der Landkreis Rosenheim eine dreistöckige Flüchtlingsunterkunft errichten (rot markiert). Aktuell liegen die Pläne jedoch auf Eis, da die Marktgemeinde einen alternativen Standort ins Spiel brachte. © Foto Berger

Ursprünglich stand im Bau- und Umweltausschuss des Markts Prien für diese Woche die Entscheidung an, ob auf einem zentral gelegenen Parkplatz Wohnpavillons für rund 60 Asylbewerber errichtet werden sollen. Die Marktgemeinde Prien brachte nun überraschend einen Alternativvorschlag ins Rennen.

Prien – Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland ist stark gestiegen – nicht nur aus der Ukraine. Diesen Wandel bestätigte auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen auch Priens Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG). „Im vergangenen Jahr haben in erster Linie Menschen aus den Kriegsgebieten in der Ukraine bei uns Schutz gesucht. Mittlerweile werden den Landkreisen und damit indirekt auch den Gemeinden überwiegend Menschen aus den sogenannten Ankerzentren zugewiesen. Hier sind die Nationalitäten und auch die Fluchthintergründe sehr stark gemischt.“

Prien ist relativ stabil

Für Prien bezeichnet Friedrich die Situation hinsichtlich der Zahl an Flüchtlingen als „einigermaßen“ stabil: „Wir erleben regelmäßigen Zuzug in die Turnhalle des Ludwig-Thoma-Gymnasiums, aber auch viele Wegzüge beziehungsweise Umverlegungen von Seiten des Landratsamtes.“

Erfolgreiche Integrationsarbeit bräuchte Konstanz

Dieser stete Wechsel bringe jedoch gravierende Nachteile mit sich, so Friedrich weiter: „Für die Integrationsarbeit ist dies natürlich in keinster Weise förderlich, da keine Beziehungen zu den Mitgliedern des Helferkreises, aber auch nicht zum Ort aufgebaut werden können.“ In der Mittelschule beispielsweise habe es der Schulleiter geschafft, eine Integrationsklasse einzurichten. Wenn dann die in Frage kommenden Schülerinnen und Schüler aber nach kurzer Zeit an einen anderen Ort verlegt werden, mache diese Arbeit schlicht keinen Sinn. Dies führe, so Friedrich, mitunter zu Demotivation bei den Beteiligten.

Wohnraum für Asylbewerber ist knapp

Der generelle Anstieg an Flüchtlingen führt dazu, dass die Bundesländer nun einerseits eine deutlich rigorosere Migrationspolitik vom Bund fordern, andererseits aber auch in der Pflicht sind, ausreichend Wohnraum für Asylbewerberinnen und Asylbewerber zu schaffen, die sich im Asylverfahren befinden und deren Verfahren noch nicht entschieden ist. 

Standort mit Container-Geschichte

Der Landkreis Rosenheim stellte daher kürzlich einen Antrag auf die Errichtung von Wohnpavillons in Stauden 1. Hinter der Adresse verbirgt sich ein Parkplatz, der zentral zwischen dem König Ludwig Saal und dem Ludwig-Thoma-Gymnasium liegt. An und für sich ist das ein nachvollziehbarer Standort, waren hier doch bereits zwischen 2012 und 2018 zahlreiche Container aufgebaut. Diese wurden von der staatlichen Realschule und – während Umbaumaßnahmen – auch vom Ludwig-Thoma-Gymnasium genutzt. Nun sollte hier, so der Wunsch aus Rosenheim, eine dreistöckige Anlage mit Platz für bis zu 56 Asylbewerber errichtet werden. Die Kosten einschließlich der Ertüchtigung des Grundstücks würden den Freistaat Bayern rund 1,3 Millionen Euro kosten.

Schul-Container in Prien, Stauden 1, auf dem Parkplatz zwischen Ludwig-Thoma-Gymnasium und König-Ludwig-Saal
Wo in Prien bis 2018 die Schulraum-Container der staatlichen Realschule und des Ludwig-Thoma-Gymnasiums standen, sollten demnächst Wohnpavillons für Asylbewerber entstehen. © Anita Berger

Alternativer Standort für die Anlage

Doch aktuell sind diese Pläne auf Eis gelegt. Denn die Marktgemeinde Prien hat dem Landkreis Rosenheim einen Alternativvorschlag unterbreitet. Dieser betrifft den Standort, an dem die Wohnpavillons errichtet werden sollen. Weitere Details wollte Priens Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt nicht preisgeben. Den Tagesordnungspunkt habe man bis zur Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 18. April zurückgestellt.

Details zum Prüfverfahren

Auch vom Landratsamt Rosenheim lagen zum Redaktionsschluss keine Details zum vorgeschlagenen Standort vor. Bekannt sind lediglich die Kriterien, nach denen der Alternativvorschlag nun überprüft wird. Dazu gehörten, so heißt es vonseiten des Landratsamts, etwa die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten und Schulen, eine Prüfung der Nachbarschaft, die Beachtung von baurechtlichen Belangen und natürlich auch die Wirtschaftlichkeit. Denn auch in Krisenzeiten seien die Haushaltsgrundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit so weit wie möglich zu beachten.

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