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Rotes Sofa oder Rotwein? Drei Kirchen-Männer für ein Hallelujah zu Weihnachten

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Von: Oliver Lang

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Drei Vertreter christlicher Glaubensgemeinschaften treffen sich in Prien auf dem Weihnachtsmarkt und geben einen ganz privaten Einblick in ihre Weihnachtsvorbereitungen.
Verstehen sich prächtig: Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Prien), Thomas Böhme (Priester und Vorsteher der Neuapostolischen Kirchengemeinde Prien) und Gottfried Grengel, frisch berufener Pfarradministrator der Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf (von links). © Anita Berger,Foto Berger-Prien a

Die Vertreter der christlichen Gemeinden in Prien und Umgebung geben im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen ganz private Einblick in ihre Weihnachtsvorbereitungen.

Prien/Westliches Chiemseeufer/Bad Endorf - Wie oft haben Sie bereits vor Hunderten erwartungsvollen Zuhörern etwas Sinnvolles, etwas Erhebendes zum Besten gegeben? Für Thomas Böhme, Priester und Vorsteher der Neuapostolischen Kirchengemeinde Prien, Gottfried Grengel, frisch berufener Pfarradministrator der Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf, und Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Prien) gehört das zum täglichen, zumindest zum regelmäßigen „Geschäft“. Weihnachten spielt für alle drei eine ganz besondere Rolle. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen berichten sie darüber, wofür sie dankbar sind, wie sie Weihnachten privat feiern und mit welchen „Tricks“ sie sich auf ihre wichtige Weihnachtspredigt vorbereiten. 

Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an Weihnachten?

Karl-Friedrich Wackerbarth: Ich bin als zweitjüngstes Kind in einem evangelischen Pfarrhaus mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Darum bezeichne ich mich auch scherzhaft als „007 mit der Lizenz zum Segnen“ (lacht). Musik hat eine sehr große Rolle gespielt. Und vor allem die vielen Geschichten, die abends am Adventskranz vorgelesen wurde. Das war eine sehr schöne Zeit. Ich habe das mit meinen vier Kindern ähnlich gemacht und führe die Tradition mit meinen Enkeln fort. Die Bücher von damals gibt es sogar noch.

Thomas Böhme: Dass der Schnee liegt (lacht). Ich bin mit sechs Geschwistern in einem kleinen Dorf im Erzgebirge aufgewachsen und war der Jüngste. Meine älteren Geschwister hatten oft ihre Freunde zu Besuch, die ganze Familie war da... Es war einfach sehr viel los bei uns.

Gottfried Grengel: Lichterglanz, Bauchkribbeln, Geschenke, gutes Essen...und bei uns gab‘s noch weiße Weihnachten. Ja, so war das wirklich (lacht herzlich). Da hat‘s uns oft auf die Skipisten gezogen.

Wie bedeutsam ist der Gottesdienst zu Weihnachten für sie?

Karl-Friedrich Wackerbarth: Sehr. Seit Jahr und Tag wollen wir den Gottesdienst zu Weihnachten zu etwas ganz Besonderem machen. Wir führen dafür das große Weihnachtsmusical auf mit Kinderchor und Jugendkantorei. Das wird wieder brechend voll werden, da bin ich mir sicher. An Heiligabend allein haben wir acht Gottesdienste und ganz besondere Predigten im Sinn.

Thomas Böhme: Mit dem Hauptaugenmerk auf der Geburt von Jesus Christus ist dieser Gottesdienst immer etwas Besonderes. Dieses Jahr predige ich aber nicht selbst. Und so kann ich mich auf die Seite setzen und genussvoll zuhören.

Gottfried Grengel: Es ist natürlich ein besonderer Gottesdienst. Auch weil man ein ganz anderes Publikum vor sich als an den normalen Sonntagen. Denn viele schauen einfach nur an den großen Feiertagen in die Kirche. Auch sie will man erreichen und bereitet den Gottesdienst vielleicht ein wenig anders vor. Ich persönlich freue mich auch auf die schön geschmückte Kirche, gut gelaunte und dankbare Menschen und die Kirchenmusik. Ein Weihnachtslied wie „Stille Nacht“ geht einfach nur in der Heiligen Nacht.

Wie lange arbeiten Sie an Ihrer Predigt?

Karl-Friedrich Wackerbarth: Da muss man schon einen Tag veranschlagen.

Thomas Böhme: Ich befasse mich meist am Abend vorher kurz mit dem Wort, das als Grundlage dienen soll. Aber die größte Vorbereitung findet für mich in den frühen Morgenstunden statt. Das genieße ich. Wenn ich alles beisammen habe, decke ich den Frühstückstisch und wecke die Familie auf.

Gottfried Grengel: (lachend) Ich bin leider eher der spontane Typ. Ein gewisses Grundgerüst habe ich schon, aber richtig vorbereitet bin ich nicht.

Haben die einen bestimmten Trick, um sich aufs Schreiben der Predigt vorzubereiten? Sitzen Sie eher vor einem Glas Rotwein oder einer Schale Gummibärchen?

Karl-Friedrich Wackerbarth: (lacht herzlich) Ich habe ein sehr schönes rotes Sofa bei mir im Arbeitszimmer. Im Vorfeld schaue ich mir den biblischen Text an und rezitiere ihn...und wenn ich mich dann hinsetze, habe ich meist eine Grundidee. Und dann beginnt so langsam das Schreiben mit meinem Lieblingskugelschreiber, den ich mal im Schreibwarenladen in der Bernauer Straße entdeckt habe. Leider gibt es das Geschäft nicht mehr. Nun muss ich online für Nachschub sorgen...

Thomas Böhme: Bei mir ist es die Tasse Kaffee. Den brauch ich auch, denn ich arbeite wie gesagt am liebsten ganz früh (lacht).

Gottfried Grengel: Die besten Predigten gelingen mir, wenn ich‘s durch Eichental in Prien gehe. Hier ist es einfach wunderbar. Man geht, man denkt, und nach einer Stunde habe ich in der Regel alle Predigten, die ich für die nächste Woche brauche. Am Schreibtisch entsteht bei mir schon lange keine Predigt mehr (lacht).

Finden Sie denn auch Zeit für sich selbst an Weihnachten?

Karl-Friedrich Wackerbarth: Das ist tatsächlich ein bisschen knapp bemessen an Heiligabend. Bis meine Frau, die den liturgischen Rahmen der Musicals umsetzt, und ich aus der Kirche kommen, ist es meist schon später. Und dann muss ich mich um 21 Uhr schon wieder Richtung Kirche verabschieden. Die Zeit jedoch verbringen wir mit der Familie. Und am Sonntag werde ich fröhlich mein Weihnachtsmenü kreieren. Es gibt eine asiatische Gemüselasagne und eine Maronensuppe als Vorspeise.

Thomas Böhme: Weihnachten ist und bleibt ein Familienfest für uns. Meine Geschwister besuche ich dieses Jahr zwar nicht, aber mit unseren beiden Kindern geht es dafür zu den Schwiegereltern an die Nordsee. Heiligabend und den ersten Weihnachtsfeiertag sind wir aber noch hier. Da wird dann auch gekocht. Raclette und Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen oder Bratwürsten stehen auf dem Programm. Wenn wir es schaffen, gehen wir auch zum Musical in die evangelische Kirche. Das ist mittlerweile schon Tradition bei uns.

Gottfried Grengel: Ich fahre am heiligen Abend Richtung Waginger See zu meiner Mutter und verbringe ein paar Stunden mit ihr. Zu Hause gibt‘s traditionell Wollwürstl mit Sauerkraut und Kartoffelsalat. Als Koch würde ich mich zwar wirklich nicht bezeichnen (lacht), aber herrichten kann ich‘s.

Worauf blicken Sie mit Dankbarkeit zurück? Und worauf freuen Sie sich?

Karl-Friedrich Wackerbarth: Ich bin dankbar für die große Solidarität, die gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine und auch anderen Ländern spürbar ist. Und dass ich momentan viel Unterstützung erlebe für Menschen, die aufgrund der Inflation und der hohen Heizkosten in finanzielle Schieflage geraten sind. Ich freue mich auf mein letztes volles Jahr Berufstätigkeit, das ich mit Schwung und Elan ausfüllen möchte. Im September 2024 gehe ich dann in den Ruhestand.

Thomas Böhme: Hinsichtlich der Gemeinde, dass wir eine tolle Entwicklung haben, dass der Zusammenhalt sehr gut war und wir einen neuen Priester bekommen haben. Auch familiär hatten wir ein schönes Jahr, in dem sich viel zum Guten gewendet hat. Und auf all das was kommt, freue ich mich. Da bleibe ich ganz offen. Und dann ist da ja noch der Urlaub. Wir wollen zum Campen zum ersten Mal nach Kroatien.

Gottfried Grengel: Dankbar bin ich für jetzt zumindest, dass ich den Sprung geschafft habe vom Pfarrvikar zum Administrator. Das war keine leichte Entscheidung. Ich bin dankbar für den Zuspruch, der mich erreicht hat, und für die viele gute Unterstützung, die es Gott sei Dank gibt. Wohin man blickt, die Zeiten sind unsicher geworden. Keine Struktur, keine Institution kann sicher sein, weil die Herausforderungen groß sind. Und so wünsche ich mir, dass uns gute Ideen zur Bewältigung der Herausforderungen kommen und dass uns der Mut bleibt.

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