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Kinder in Gefahr: Rimsting kämpft für Tempo-Limit – Warum ist das Landratsamt dagegen?

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Von: Oliver Lang

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Kinder aus Rimsting versuchen, die Staatstraße 2092 zu überqueren. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird schon bald das zweite Haus der Kinderhorts eröffnet –  auch das ist ein Grund, warum hier viele Rimstinger eine Tempo-30-Zone befürworten.
Kinder aus Rimsting versuchen, die Staatstraße 2092 zu überqueren. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird schon bald das zweite Haus der Kinderhorts eröffnet – auch das ist ein Grund, warum hier viele Rimstinger eine Tempo-30-Zone befürworten. © Privat

Eine Tempo-30-Zone ist angesichts der Staatsstraße, die in Rimsting an der Grundschule vorbei führt bitter nötig. Doch bisher lehnte das Landratsamt Rosenheim noch jeden Antrag ab. Bringt eine Unterschriftenaktion nun die Wende?

Rimsting – In der Chiemsee-Gemeinde werden aktuell fleißig Unterschriften gesammelt. Es geht um ein Tempo-30-Gebiet auf der ST2092, das auf einer Länge von rund 300 Metern von der Bushaltestelle an der Endorfer Straße bis mindestens zur Einmündung der Greimhartinger Straße reichen soll. In diesem Bereich befinden sich unter anderem das Altenheim Finkenhof, die Grundschule, die Turnhalle, die Mittagsbetreuung und der Ertlhof. 

Jeder Antrag seit 2016 wurde abgelehnt

Der ehemalige Gemeinderat und nun auch der neue von 2020 hat in diesem Bereich fraktionsübergreifend mehrmals den Antrag zu einer streckenbezogenen Geschwindigkeitsreduzierung gestellt. Doch alle Anträge wurden seitens des Landratsamtes Rosenheim abgelehnt. Dieses sieht hier keinen Anlass für eine Geschwindigkeitsbegrenzung.  Als Begründung werden unter anderem zwei gesicherte Querungsmöglichkeiten für Fußgänger im näheren Umfeld genannt. Auch gäbe es von den genannten Einrichtungen keinen direkten Zugang zur Staatstraße.

Bereich sei schützenswert

Das ist eine Meinung, die in Rimsting nur wenig Zustimmung findet. Im 2020 gestellten Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, Ortsverband Rimsting, verwies man angesichts der schützenswerten Einrichtungen in diesem Bereich, die allesamt nahe an der ST2092 liegen oder nur über diese erreichbar sind, auf die Straßenverkehrsordnung. 

Auslegungssache

In der ist seit Dezember 2016 geregelt, dass im unmittelbaren Bereich von Kindergärten, Kindertagesstätten, allgemeinbildenden Schulen, Förderschulen, Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern Tempo 30 angeordnet werden soll – und das ohne den dafür früher notwendigen Nachweis einer besonderen Gefahrenlage erbringen zu müssen. 

500 Unterschriften sind das Ziel

Nun soll es also eine von Gemeinderätin Nina Weinland (Bündnis 90/Die Grünen) initiierte Unterschriftensammlung richten. „Circa 100 Unterschriften haben wir bereits“, so die dreifache Mutter. Bis Mitte Februar soll die Unterschriftenaktion laufen.  Die Listen liegen in den Kindertagesstätten, den Bäckereien und am Finkenhof aus. „Sollten wir mindestens 500 Unterschriften bekommen, möchten wir diese öffentlichkeitswirksam dem Landrat übergeben und hoffen auf eine erneute Beurteilung der Situation durch das Landratsamt“ so das erklärte Ziel von Weinland und ihren Mitstreitern. 

Kinder sind gedanklich woanders

Zu diesen gehört auch Michaela Zahn, Elternbeirätin des Kinderhorts und Übungsleiterin des Turnvereins, die sich folgendermaßen äußert: „Nicht nur die Grundschule, sondern auch die Bücherei, die Turnhalle und seit zwei Jahren auch der Hort grenzen an die sehr stark befahrene Straße.“ Das erfordere von allen Verkehrsteilnehmern eine erhöhte Aufmerksamkeit und Bremsbereitschaft, denn „die Kinder, die sich dort an mehreren Nachmittagen die Woche entfalten und austoben, haben zwar grundlegende Kenntnisse, wie man sich an einer Straße verhält, sind jedoch während ihrer Betreuung in ihren Gedanken nicht im Straßenverkehr, sondern bei den aktuellen Angeboten und Aktivitäten.“

„Jeden Tag brenzlige Situationen“

Laut Nina Weinland gäbe es „jeden Tag einige brenzlige Situationen“ entlang der Straße. Im Sommer wurde ein 14-jähriges Mädchen schwer verletzt, als sie mit ihrem Fahrrad stürzte und unter einen Lkw geriet (wir berichteten). Auch deshalb gäbe es seit einiger Zeit einen „Bus mit Füßen“, der von einigen Rimstinger Eltern initiiert wurde. Die Lösung erscheint praktikabler als ein Elterntaxi, da sich so der Individualverkehr noch mehr erhöhen würde, wenn jeder sein Kind zur Schule fährt.

Zweites Hort-Gebäude ändert alles

Auch für Barbara Mittermeier-Mößner, Leiterin des Horts, würde eine Tempo-30-Zone die Ideallösung darstellen. Denn: „Schon bald werden wir um die 90 Kinder in zwei Häusern betreuen. Das zweite Haus wird ab dem 1. April die ehemalige Raiffeisenbank auf der anderen Straßenseite sein.“ Das würde dazu führen, dass die Staatsstraße „quasi durch den Hort läuft und die Kinder den Gehweg und die Fußgängerampel deutlich mehr als jetzt benutzen. Wir als Hort würden uns deutlich sicherer fühlen und uns weniger um unsere Kinder sorgen müssen. Denn der Verkehr ist auf dem für uns einsehbaren Stück rasant unterwegs.” 

Bürgermeister grundsätzlich dafür

Auch Rimstings Bürgermeister Fenzl (CSU) ist in besagtem Bereich grundsätzlich für die Einführung einer Tempo-30-Zone auf einer Länge von 250 bis 300 Metern – eben weil Ende des ersten Quartals 2023 der Kinderhort um das Gebäude der ehemaligen Raiffeisenbank erweitert wird. „Das war auch der Auslöser, um es vonseiten der Gemeinde noch mal zu probieren. Die UWG hat dazu auch kürzlich einen Antrag gestellt.“

Gemeinsam mit den Unterschriften der Eltern würde man dann aufs Landratsamt Rosenheim zugehen, so der Bürgermeister, der sich für eine Einschränkung stark macht: „Es soll keine permanente Tempo-30-Zone werden. Das Limit soll beschränkt sein auf die Schul- und Hortzeiten.“

Mehr Sicherheit und Lebensqualität

Ihre Hoffnungen fasst Nina Weinland folgendermaßen zusammen: „Wir sind zuversichtlich, dass wir Bürger von Rimsting gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat sowie dem Bürgermeister im Rücken einen neuen Diskurs im Landratsamt zu diesem wichtigen Thema anstoßen können und somit die Sicherheit und Lebensqualität für unsere Kinder, Einheimischen und Gäste verbessern können.“

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