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Mit 14 Jahren allein in der Luft: Das macht die Leistung zweier Brannenburger Piloten so besonders

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Von: Korbinian Sautter

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Prüfung bestanden: Für künftiges Feingefühl in den Händen bekamen Felix Gruber (links) und Johannes Hümmerich den traditionellen Brennnesselstrauß überreicht.
Prüfung bestanden: Für künftiges Feingefühl in den Händen bekamen Felix Gruber (links) und Johannes Hümmerich den traditionellen Brennnesselstrauß überreicht. © Re

Felix Gruber und Johannes Hümmerich sind mit 14 Jahren zwar noch weit entfernt, allein mit dem Auto zufahren. Doch in der Luft sind die beiden ab jetzt schon auf sich selbst gestellt. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt haben sie beim Flugsportverein Brannenburg ihre drei Alleinflüge absolviert. Eine Leistung, die für den gesamten Verein wichtig ist.

Brannenburg – „Viele haben in dem jungen Alter noch nicht die Voraussetzungen, die es braucht, um die ersten Alleinflüge zu absolvieren“, berichtet Gruber. Ganz ruhig und abgeklärt schätzt er die Leistung seiner ersten drei Alleinflüge ein, die es auf dem Weg zum Flugschein eben brauche. So als sei nichts Besonderes dabei im Alter von 14 Jahren alleine in einen Segelflieger zu steigen, auf rund 300 Meter nach oben gezogen zu werden und selbstständig über die Region zu gleiten.

Prüfung möglichst früh abgeschlossen

Die Mitglieder des Flugsportvereins Brannenburg
Stolz auf ihre beiden neune Jungpiloten: Die Mitglieder des Flugsportvereins Brannenburg © Re

Seit vier Jahren ist Gruber Mitglied im Flugsportverein Brannenburg. Damals nahm ihn ein Freund mit zu einer Flugstunde und schon nach der ersten Runde war der Schüler überzeugt, sein Hobby gefunden zu haben. „Es hat mir direkt getaugt. Der Perspektivwechsel, und der Ausblick haben mich sofort begeistert“, schildert Gruber seine Erlebnisse. Seitdem ist der angehende Pilot nicht mehr von der Segelfluganlage wegzudenken und arbeitet, wie sein Flugschülerfreund Hümmerich, zielstrebig an seinem eigenen Flugschein.

„Normalerweise ist es unmöglich, schon mit 14 Jahren die ersten Alleinflüge zu machen, weil zunächst einige Ausbildungsschritte davor absolviert werden müssen“, erklärt die Flugleiterin Gabriele Tengler. Sie ist seit 14 Jahren beim Brannenburger Flugsportcerein aktiv und hat mitverfolgt, wie sich die beiden Jungen dort kennenlernten. Schon vor dem Mindestalter für die Alleinflüge waren sie bei ihren Fluglehrern im Cockpit dabei und eigneten sich einen Großteil der Theorie an. Nun nutzten beide innerhalb von zwei Tagen das Ferienfliegen des Vereins, um drei Runden ohne Begleitung zu absolvieren.

Ohne fremde Hilfe: Die Fluglehrer in Brannenburg müssenbeim ersten Alleinflug am Boden bleiben und können ihren Schülern nur von unten aus zuschauen. .
Ohne fremde Hilfe: Die Fluglehrer in Brannenburg müssenbeim ersten Alleinflug am Boden bleiben und können ihren Schülern nur von unten aus zuschauen. . © Re

Für die Flugleiterin ist der besondere Weg der beiden Schüler ein positives Zeichen. Denn der Verein hat ein Problem: „Die Altersstruktur liegt zwar bei uns zwischen 14 und 89 Jahren. Piloten zwischen 25 und 50 Jahren haben wir aber gerade einmal zwei“, sagt Tengler. Grund für den mangelnden Nachwuchs sei, wie bei anderen Flugschulen auch, dass Segelfliegen ein zeitintensives Hobby ist. „In der Flugsaison zwischen März und September geht auf jeden Fall ein Tag pro Wochenende drauf“, meint Tengler. Von dem Briefing um 10 Uhr morgens über den Aufbau der Anlage bis hin zum Waschen und Verstauen der Flieger gehe der Betrieb häufig bis in die Abendstunden.

Nach bestandenem Alleinflug (von links): Fluglehrer Patrik Altmann, die Schüler Felix Gruber und Jonas Hümmerich, sowie Fluglehrer Werner Enk
Nach bestandenem Alleinflug (von links): Fluglehrer Patrik Altmann, die Schüler Felix Gruber und Jonas Hümmerich, sowie Fluglehrer Werner Enk © Re

Auch Gruber kennt den Aufwand seiner Leidenschaft. Zu Beantwortung der Anfrage des OVB findet der 14-Jährige gerade so Zeit, weil in dem Moment kein Segelflieger für ihn übrig ist. Ansonsten nutze er jede Sekunde der beiden Fliegerwochen, an denen die Anlage jeden Tag in Betrieb genommen wird, um mit seinen Fluglehrern Patrik Altmann und Werner Enk an seinem Flugschein zu arbeiten.

Auf dem Weg zum eigenen Flugschein

Um diesen zu erreichen müssen die Schüler Gruber und Hümmerich noch ein paar Zwischenschritte absolvieren. Dann können sie sich zur Theorieprüfung beim Luftamt in München anmelden. „Anschließend kommt noch ein Prüfer vorbei, mit dem wir dann ein paar Runden drehen müssen“, sagt Gruber. Er plant, in den kommenden zwei Jahren seinen Schein abschließen zu können. Auch hier wäre er dann mit gerade einmal 16 Jahren einer der Jüngsten.

Doch auch für danach hat sich Gruber bereits die nächsten Ziele gesteckt. „Ich will auf Langstreckenflüge gehen“, sagt er und schwärmt von der passenden Thermik, die ein Segelflugzeug mehrere hundert Kilometer tragen kann. Aber auch Kunstflüge seien für ihn eine Option. „Dafür“, so Gruber abwägend „habe ich aber auch noch eine Weile Zeit.“

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