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Hunderte Augenzeugen bei Todessprung: Darum tötete der Teenager (†18) seine Freundin (†17)

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Von: Martin Weidner, Martina Hunger

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Highline 179 Brücke Tirol
Der 18-Jährige stürzte sich von der Touristen-Attraktion „Highline 179“ in den Tod. © Wikipedia

Reutte/Innsbruck – Schreckliche Szenen haben sich am Montagabend (30. Mai) bei Reutte in Tirol, nahe der bayerischen Grenze, abgespielt. Ein 18-Jähriger erstach seine Freundin (17) – und stürzte sich anschließend von einer 114 Meter hohen Hängebrücke selbst in den Tod. Inzwischen gibt es neue Details zu dem Fall:

Der junge Mann, der ursprünglich aus Deutschland stammt, aber zuletzt bereits für längere Zeit im Tiroler Bezirk Imst lebte, soll nach ersten polizeilichen Ermittlungen seine 17-jährige Freundin zwischen 17 Uhr und 18 Uhr von ihrem Arbeitsplatz abgeholt haben. Anschließend fuhren die beiden im Auto des jungen Mannes Richtung Reutte. Dabei bahnte sich die tödliche Tragödie an: Wie die Landespolizeidirektion Tirol mitteilte, soll es während der Fahrt zum Streit zwischen den beiden jungen Menschen gekommen sein. Der Grund: Die 17-Jährige wollte sich von ihrem Freund trennen!

„Keine polizeilich bekannten Streitigkeiten“

Laut Katja Tersch, Sprecherin des Landeskriminalamtes Tirol, war die 17-Jährige rund ein Jahr mit dem 18-Jährigen zusammen – allerdings führten beide getrennte Haushalte. „Es gab bis dato keine polizeilich bekannten Streitigkeiten oder sonstigen Vormerkungen“, so die Sprecherin weiter. Bedeutet: Beide sind bislang nicht aufgefallen und sind auch „einer geregelten Arbeit“ nachgegangen.

Am Dienstag (31. Mai) wurden die beiden Leichen in der Rechtsmedizin in Innsbruck bereits obduziert. Dabei wurde das Offensichtliche auch wissenschaftlich festgestellt: Die 17-Jährige starb durch mehrere Messerstiche in den oberen Rumpfbereich, also in den Oberkörper. Der 18-Jährige kam durch die Folgen des Sturzes von der 114 Meter hohen Hängebrücke ums Leben. „Auf dem Parkplatz der Highline 179 dürfte er ihr in seinem Auto mehrere Stichverletzungen im Brustbereich zugefügt und sich im Anschluss an die Tat in suizidaler Absicht von der dortigen Brücke gestürzt haben. Die vermutliche Tatwaffe, ein Klappmesser, konnte am Tatort sichergestellt werden“, hatte die Polizei hierzu bereits am Dienstagmorgen mitgeteilt. rosenheim24.de hatte bereits ausführlich berichtet.

Gab es sogar hunderte Augenzeugen?

Der fürchterliche Suizid des jungen Mannes war am Montagabend gegen 20.30 Uhr von Augenzeugen per Notruf gemeldet worden. Zu diesem Zeitpunkt waren noch mehrere Menschen auf der „highline 179“, einer wichtigen Touristenattraktion im Bezirk Reutte, unterwegs. Der junge Mann sei beobachtet worden, wie er „alleine auf der Brücke hin und herging“, sagte Tersch. Besonders schlimm: Laut Informationen der Tiroler Tageszeitung sollen zum Zeitpunkt des Todessprungs hunderte Besucher am Fuße der „highline 179“ ein Konzert verfolgt haben.

Als wenig später die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst anrückten fanden sie nicht nur den jungen Mann tot unterhalb der Brücke vor, sondern entdeckten wenig später auch die Leiche der 17-Jährigen blutüberströmt im Auto auf einem nahegelegenen Parkplatz. Zu den Hintergründen und dem genauen Hergang laufen weiter Ermittlungen durch das Landeskriminalamt Tirol.

Femizid oder „erweiterter Mord“?

Bei dem tödlichen Messerangriff auf die junge Frau handelt es sich laut einer Zählung der APA (Austria Presse Agentur) in diesem Jahr um den siebenten vollendeten Femizid in Österreich, begangen durch (Ex-)Partner. Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Man unterscheidet genauer einen Femizid, der durch die Tötung durch einen Intimpartner (sogenannter Intim-Femizid) verursacht wurde, einen Mord im Namen der „Ehre“, einen Mitgift-bezogenen Femizid und einen nicht-intimen Femizid.

Dass es sich bei dem jetzigen Fall um „einen klassischen Femizid“ handelt, dieser Sichtweise widersprach jetzt Gerichtspsychiater Reinhard Haller. Vielmehr waren diesmal vermeintlich sehr starke Emotionen und eine enorme Verzweiflung auf Täterseite im Spiel, mutmaßte der Experte gegenüber salzburg24.at. Es handle sich offenbar - wie es im Fachjargon heißt - um einen „erweiterten Mord“.

mw/mh

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