Die lange Reise von „Florian 12/1“
Altes Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Au kommt nach 27 Jahren in seine Heimat zurück
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Das erste Tanklöschfahrzeug TLF16 der Feuerwehr Au – einst auf den Namen „Florian 21/1“ getauft – ist nach 27 Jahren nach Au bei Bad Aibling zurückgekehrt. Das historische Gefährt vom Typ „Magirus-Deutz, Mercur 150 D10 A“ landete aber nicht bei seinen einstigen Kameraden, sondern bei einer Auer Interessensgemeinschaft, der der Erhalt des Lkw am Herzen liegt.
Au – Der legendäre Begleiter zahlreicher Einsätze zur Brandbekämpfung oder für technische Hilfeleistungen habe eine regelrechte Odyssee erlebt, berichten Michael Grimm, Martin Embacher und Sigi Reisberger dem Mangfall-Boten.
Vor 57 Jahren eine technische Revolution
Bis 1965 hatte die Feuerwehr Au ein gebrauchtes Fahrzeug, das mehr oder weniger zuverlässig seinen Dienst tat, bis es vom TÜV in den Ruhestand versetzt wurde. Für den damaligen Kommandanten Kaspar Kaffl war – vor allem mit Blick auf die Entwicklung des Einsatzgeschehens – die technische Situation seiner Wehr unbefriedigend, was ihn uns seine Kameraden dazu bewog, ein neues Fahrzeug zu beschaffen.
Die Entscheidung fiel für den Magirus-Deutz, Mercur 150 D10 A – ein Tanklöschfahrzeug mit luftgekühltem V6-Dieselmotor des Herstellers „Magirus“ aus Ulm. Damals kam das Fahrzeug einer Revolution in der Technisierung der Auer Feuerwehr gleich. Die Leistung der Förderpumpe lag bei 1600 Litern Wasser pro Minute, und der Löschwassertank fasste ganze 2400 Liter.
Der damalige Bürgermeisters Hans Ries und die Ratsmitglieder der zu jener Zeit noch eigenständigen Gemeinde Au bei Bad Aibling stimmten dem Kauf 1966 schließlich zu. Und so wurde das TLF 16 „Florian 21/1“ schließlich 1967 offiziell in den Dienst gestellt und war sogar für Einsätze an der Autobahn geeignet.
Der Großbrand in der Nicklheimer Filzen war die erste harte Bewährungsprobe für das Fahrzeug, das bei dem Einsatz fast im Moor versunken wäre und mit schweren Bergungsgeräten der in Brannenburg stationierten Bundeswehr aus dem Sumpf gehoben werden musste. Bei dieser Naturkatastrophe erlitt Kommandant Kaspar Kaffl eine schwere Rauchvergiftung, die ihn kurze Zeit danach zur Übergabe seines Ehrenamts an Karl Bauer zwang.
Unter dessen Führung bis zu seinem plötzlichen Tod 1986 sowie unter der Kommandatur von Nachfolger Franz Rieder erfuhr der Magirus, den kein Besserer als der legendäre Schulbusfahrer Franz Singer senior beherrschte, laufende technische Anpassungen. Doch auch diese konnten den „alten Herrn Magirus“ nach 28 Jahren treuer Dienste nicht vor dem Aus retten.
Seine technische Ausstattung war einfach nicht mehr zeitgemäß und reichte weder für die zunehmenden Einsätze auf der Autobahn, noch für die Brandbekämpfung aus. Deshalb wurde 1995 in Au ein neues LF 16 in Dienst gestellt. Der „alte Herr“ wurde zum Verkauf ausgeschrieben und ein gutes Jahr bei Josef Rauscher eingelagert, der von 2005 bis 2017 Kommandant der Auer Feuerwehr war.
Er erinnert sich daran, dass ein aus Kroatien stammender und in Jandelsbrunn (Freyung-Grafenau) tätiger Pfarrer Interesse an dem Löschfahrzeug hatte. Er erwarb es aus seiner eigenen Tasche für 10 000 Mark. Eine kroatische Delegation – mit dem Pflaumenschnaps „Slivovic“ im Gepäck – holte es schließlich bei Rauscher ab und brachte es nach Vrbica, ins damalige Kriegsgebiet an der mazedonischen Grenze. Dort war das betagte Löschfahrzeug noch bis 2017 im aktiven Einsatz.
Von dort ging es für den Oldtimer wieder zurück nach Deutschland. Im Jahr 2020 holte ein Sammler aus Horb am Neckar den Lkw in den Schwarzwald.
Zwischenstation im Schwarzwald
Das inzwischen 53 Jahre alte Fahrzeug war mit allen Originalteilen vollständig erhalten, Von dort erhielt Marinus Astner im Oktober 2020 schließlich einen Anruf des neuen Besitzers, der das Gefährt wieder veräußern wollte. Dabei hatte er an die Auer Wehr gedacht. Doch die hatte für den Oldie keinen Platz und auch kein Geld, um das historische Löschfahrzeug für einen vierstelligen Euro-Betrag zu kaufen.
Also fragte Astner bei den Oldtimerfreunde Au-Kematen-Dettendorf nach und stieß dort auf großes Interesse einer kurzfristig gegründeten Interessensgemeinschaft. Diese besteht aus versierten Kfz-Mechanikern, die sich derzeit darum bemühen, den einstigen treuen Begleiter der Auer Wehr fahrtüchtig zu machen, durch den TÜV zu bringen, damit sie den Magirius-Deutz in einigen Wochen der Allgemeinheit präsentieren können.