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Europa schon immer im Blut: Wie Direktor Michael Beer aus Brüssel mit besonderen Ehren zurückkam

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Von: Eva Lagler

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Die EU-Abgeordnete Dr. Angelika Niebler überreicht die Europamedaille der Brüsseler EVP-Fraktion an den Direktor des Gymnasiums Bad Aibling, Michael Beer.
Zwei überzeugte Europäer: Die EU-Abgeordnete Dr. Angelika Niebler überreicht die Europamedaille der Brüsseler EVP-Fraktion an den Direktor des Gymnasiums Bad Aibling, Michael Beer.   © Eva Lagler

Europamedaille für Michael Beer: Aus den Händen der EU-Abgeordneten Dr. Angelika Niebler erhielt der Direktor des Gymnasiums Bad Aibling die Auszeichnung der Brüsseler EVP-Fraktion für seine Verdienste um die Europäische Völkerverständigung.

Bad Aibling – Überzeugter hätte die bayerische Europaabgeordnete Angelika Niebler nicht davon sein können, dass die Europamedaille bei Michael Beer genau an der richtigen Adresse ist. Denn dass das Gymnasium Bad Aibling in Sachen Europa und Völkerverständigung einer der großen Vorreiter nicht nur in der Region Rosenheim ist, zeigen die Projekte und Auszeichnungen der vergangenen Jahre.

Dieser Besuch blieb nicht ohne Folgen

Im Jahr 2020 wurde das Gymnasium als einzige Schule des Regierungsbezirks Oberbayern und als einziges Gymnasium in ganz Bayern mit der Europa-Urkunde 2020 des Freistaates Bayern ausgezeichnet. Darauf aufmerksam geworden, besuchte Angelika Niebler das Gymnasium im vergangenen Mai – und zeigte sich derart beeindruckt von dem Engagement der Schulleitung, des Kollegiums und der Schüler, dass dieser Besuch nicht folgenlos blieb.

Nicht nur, dass jüngst zwölf der Schüler und acht Lehrkräfte Direktor Beer nach Brüssel begleiteten, dort der Medaillenverleihung beiwohnten und Einblicke in das EU-Parlament und das europäische Viertel gewannen. Am gestrigen Freitag kam die Abgeordnete eigens nach Bad Aibling, um die Medaille und die Urkunde noch einmal im Rahmen eines Festakts in der Mensa zu überreichen.

Angelika Niebler lobt Engagement: „Ausgesprochen wunderbar“

„Wie Sie hier an der Schule Europa tagtäglich gemeinsam leben und gestalten, das finde ich ausgesprochen wunderbar“, sagte Niebler in ihrer Ansprache. Europa sei „eben nicht nur Brüssel und Straßburg“. Denn die Entscheidungen, die dort getroffen würden, kämen hier vor Ort bei den Menschen an, wirkten sich auf deren Alltag aus. Nicht nur Förderprogramme, sondern auch Themen wie Transitstraßenbau, Klimaschutzgesetzgebung oder der Umgang mit den großen Problemen und Krisen: „Europa ist das, was hier vor Ort gelebt und mitgetragen wird.“

EU-Abgeordnete Angelika Niebler würdigte die Verdienste von Direktor Michael Beer
EU-Abgeordnete Angelika Niebler würdigte die Verdienste von Direktor Michael Beer (vorne, Dritter von links), im Beisein seiner Stellvertreterin Doris Roelen (Zweite von links) sowie Bürgermeister Stephan Schlier, Bezirksrat Sebastian Friesinger und Landrat Otto Lederer (von rechts). © Eva Lagler

Die Politikerin dankte Beer: „Ihre Schule, das ganze Haus, ist ein Ort des europäischen Gedankens geworden. Danke für den europäischen Geist und das europäische Mindset, das Sie in die Schule hineingetragen haben. Man spürt das überall.“ Sie erinnerte sich auch an die Begeisterung der Schüler, die bei ihrem Besuch 2022 spätnachts von einem Spanienprojekt im Rahmen des EU-geförderten „Erasmus-plus“-Projekts zurückgekommen waren: „Todmüde, aber völlig begeistert von dem, was sie bei diesem Austausch erlebt haben.“

„Ich bin absolut fasziniert von diesem Kontinent“

Direktor Michael Beer über Europa

Beer zeigte sich denn auch in seinen Begrüßungsworten einmal mehr als überzeugter Europäer – von Jugend an. „Mein Europa ist geprägt durch Aufklärung, Humanismus, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, Christentum, römisches Erbe und den Freiheitsgedanken“, erklärte er vor den Vertretern der Schulfamilie sowie Landrat Otto Lederer, Bezirksrat Sebastian Friesinger und Bürgermeister Stephan Schlier. Europa sei für ihn ein eigener, wertvoller Kulturraum, „nicht nur ein Anhängsel Eurasiens.“ Er sei absolut fasziniert von diesem Kontinent.

Ihm sei es sehr wichtig, auch die Schüler hin zur Verfechtung des europäischen Gedankens zu führen und er sei unglaublich stolz, und glücklich, in seinen Kollegen so engagierte Mitstreiter gefunden zu haben. „Ohne Ihren Einsatz und Enthusiasmus, Ihre Leidenschaft, Ideen und Hartnäckigkeit wäre das alles niemals möglich gewesen, würde Europa hier nicht diesen Stellenwert einnehmen. Deswegen nehme ich diese Auszeichnung stellvertretend für Sie alle und diese Schule an.“

Auch Landrat und Bürgermeister sind stolz

Lobende Worte von einem strahlenden Landrat: „Das ist eine großartige Auszeichnung, vor allem, weil sie auch sehr verdient ist. Ich bin wirklich stolz“, betonte Otto Lederer beim Festakt am Freitag (17. März). Die Schüler würden am Gymnasium Bad Aibling an den europäischen Gedanken im besten Sinne herangeführt. Lederer ist selbst ehemaliger Schüler des Gymnasiums und hat später dort auch sein Praktikum gemacht. Beim Festakt bekräftigte er: „Europa braucht gerade jetzt dringend Europäer.“

„Als Bürgermeister und ehemaliger Schüler bin ich richtig stolz, dass Michael Beer – stellvertretend für die ganze Schule – heute die Europamedaille verliehen bekommen hat. Es ist großartig, dass der europäische Gedanke hier so stark in das Schulleben einfließt“, würdigte auch Bürgermeister Stephan Schlier die Verdienste des Schulleiters und der Schulfamilie.

Sina Zarifi aus Afghanistan und Sophia Düsel (beide aus der Q12) gehörten zu den Schülern, die mit der Aiblinger Delegation nach Brüssel gereist waren und berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Erasmus-plus-Projekt: „Wir haben gesehen, wie wichtig Kommunikation ist. Wir haben andere Kulturen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten kennengelernt und die Bedeutung von Europa erkannt.“

Sophia Düsel und Sina Zarifi aus der Q11 berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Erasmus-plus-Projekt und ihre Reise nach Brüssel.
Sophia Düsel und Sina Zarifi aus der Q11 berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Erasmus-plus-Projekt und ihre Reise nach Brüssel. © Eva Lagler

Eine Bilderschau zeigte Einblicke in die internationalen Begegnungen der Erasmus-plus-Schüler in verschiedenen Ländern Europas. Auch die Europa-Klasse des präsentierte sich in einem Kurzfilm und stellte ihre Sprachbegabung unter Beweis – auch zum Schluss, als jeder in einer anderen Sprache „Danke!“ in die Kamera rief und alle mit den Worten „...für die Europamedaille“ den Satz beendeten und dazu eine große Europafahne schwenkten.

Das ist das Erasmus-plus-Projekt

Seit 2015 füllt das Gymnasium Bad Aibling das EU-Programm „Erasmus plus“ mit Leben. Für die Schüler bedeutete das, den europäischen Gedanken hautnah zu erleben: Sie reisten zu ihren Partnerklassen nach Spanien, Kroatien, Griechenland, Schweden oder Frankreich, in die Türkei, nach Ungarn oder Portugal und arbeiteten dort mit Kameraden aus fünf bis sechs Nationen an gemeinsamen Projekten.

In „Roots and Roads“ setzten sich die Jugendlichen mit dem Thema Migration in den jeweiligen Partnerländern auseinander. Im Projekt „Colours of Europe“ nahmen wieder andere Teilnehmer die Migrationsbewegungen in der Vergangenheit innerhalb Europas und die daraus bedingten kulturellen Einflüsse auf die Gesellschaften unter die Lupe.

Im Zuge des zweijährigen Projektes „Europe on Air“ bauten die Partnerschulen Schulradios auf, die untereinander über die Webseiten verlinkt wurden. Inhalte waren beispielsweise Podcasts zu europäischen Themenbereichen und unter anderem Hörrätsel wie das Erkunden der berühmtesten Märchen der Partnerländer. Neben Street Art und Graffiti erkundeten die Schüler dabei aber auch die Kulinarik im internationalen Workshop „Cook and meet“ und erstellten einen internationalen Kalender mit allen wichtigen Feiertagen der Partnerländer und Europas.

Umweltschutz spielt eine große Rolle

In „Arts for future“ machen sie mit künstlerischer Aktionen auf Umweltzerstörung aufmerksam, arbeiten gemeinsam an Lösungen und zeigen Wege auf, wie man als Gemeinschaft an Umweltschutzzielen arbeiten kann.

Während das bisherige Programm nun ausgelaufen ist, hat das Gymnasium es geschafft, die Akkreditierung für Erasmus+ bis 2027 zugesprochen bekommen. Eine der treibenden Lehrkräfte dabei ist Christina Ramolla, die dafür auch keine bürokratischen Mühen scheut. Ab Juni 2023 werden Schüleraustauschmaßnahmen, Auslandspraktika sowie Aufenthalte einzelner Schüler und Lehrer mit Fördergeldern der EU finanziell unterstützt.

Das ist die Europaklasse, die es nur in Bad Aibling gibt

Die Europaklasse für Fünft- und Sechstklässler ist ein Modell, das Lehrkräfte des Gymnasiums Bad Aibling selbst „erfunden“ und mit Leben gefüllt haben: Während der naturwissenschaftliche Zweig an der Schule immer stärker geworden und die Fachrichtungen Mathematik, Information, Naturwissenschaften und Technik („MINT“) schon sehr erfolgreich gewesen seien, wollten engagierte Lehrkräfte etwas ähnliches anbieten, um den Bereich Sprachen zu stärken.

„In den regulären Stunden kommt man zu bestimmten Dingen gar nicht, die für die Schüler aber toll sind“, so Sandra Pfleghard, zusammen mit Martina Riedl eine der Initiatorinnen. Ihr Konzept überzeugte nicht nur andere Kollegen, sondern auch den Direktor, sodass der Start im Schuljahr 2019/2020 erfolgen konnte.

 2020 erhielt das Gymnasium Bad Aibling für dieses Modellprojekt die Europa-Urkunde des Freistaates Bayern.
Stolz, in der Europaklasse zu sein: 2020 erhielt das Gymnasium Bad Aibling für dieses Modellprojekt die Europa-Urkunde des Freistaates Bayern. © Johann Baumann

„Mit der Europaklasse wollen wir gezielt Schüler im geisteswissenschaftlichen Bereich und in ihrer Persönlichkeitsbildung fördern und ihnen die Möglichkeit geben, im Rahmen eines einstündigen Wahlunterrichts in andere europäische Sprachen und Kulturen einzutauchen“, betont Sandra Pfleghard.

Welche Märchen gibt es und wie heißen die Hauptstädte?

Im Unterricht geht es aber nicht nur um die Kultur und Traditionen der Länder, um die Sprachen und Hauptstädte oder die landestypische Küche. So werden beispielsweise auch französische Märchen behandelt oder sich über Bräuche zu Weihnachten oder Ostern in Rumänien oder Schweden ausgetauscht. Auch ein E-Partner-Projekt mit Schülern aus anderen europäischen Ländern gibt es bereits, über das sich die Mädchen und Buben virtuell kennenlernen und austauschen können. „So werden sie niederschwellig an das herangeführt, was es auf diesem Kontinent Europa auch alles an Gemeinsamkeiten gibt“, so Beer.

Denn auch darin sind sich Direktor und Kollegium einig: „Interkulturelle Kompetenz, Offenheit und Toleranz waren zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen Jahrzehnten so wichtig wie jetzt.“ 2020 gab’s dafür die Europa-Urkunde des Freistaates Bayern.

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