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„Klotz“ oder passend? Wie das „Tor zur Aiblinger Innenstadt“ künftig (nicht) aussehen soll

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Von: Nicolas Bettinger

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Die Neubaupläne am Ludwigskreisel stoßen nicht nur bei den Stadträten Anita Fuchs (Grüne) und Dieter Bräunlich (ÜWG) auf massive Kritik.
Die Neubaupläne am Ludwigskreisel stoßen nicht nur bei den Stadträten Anita Fuchs (Grüne) und Dieter Bräunlich (ÜWG) auf massive Kritik. © re/re/Hadersbeck

Neben den Kellerbergterrassen soll ein weiteres großes Wohn- und Geschäftshaus mit nachhaltigem Konzept entstehen. Für einige Aiblinger Entscheidungsträger kommen die Entwürfe der „Rosengärten“ aber nicht in Frage. Warum das so ist und was sich nun ändern muss.

Bad Aibling – Viel Arbeit ist in das Konzept geflossen – nun stießen die Vorschläge auf harsche Kritik. Dabei geht es um keine geringere Frage, als die nach der Erscheinung des Stadtbildes. Oder anders gefragt: Was fügt sich in die bestehende Umgebung ein und wie soll das Tor zur Bad Aiblinger Innenstadt künftig aussehen? Beim „Tor zur Innenstadt“, wie es die Planer bezeichneten, geht es um ein Wohn- und Geschäftshaus an der Rosenheimer Straße,das neben den fertiggestellten Kellerbergterrassen als weiteres großes Bauvorhaben umgesetzt werden soll.

Die Familie Auer (Auerbau GmbH) plant dafür westlich der Kellerstraße ein Wohn- und Geschäftshaus namens „Rosengärten“. Das mehrgeschossige Gebäude soll die Gestaltung des im Osten der Kellerstraße fertig gestellten Neubaus aufnehmen. Zumindest wurden diese Pläne nun dem Bad Aiblinger Ausschuss für Klimaschutz, Stadtentwicklung und Gesamtverkehrsplanung vorgelegt.

Photovoltaik, Schwammstadt, Glas

Im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen geplant, im hinteren Teil eine Tiefgarage mit zwei Ebenen und einem Autolift. Laut dem nun vorgestellten Konzept würde das neue Gebäude mit über 18 Metern etwas höher in die Luft ragen als die Kellerbergterrassen, an deren Fassadengestaltung sich die „Rosengärten“ orientieren sollen. Ziel sei es, durch beide Baukörper „ein Ensemble zu schaffen“, erklärte Geschäftsführerin Martina Auer.

Sie und weitere Planer machten im Ausschuss deutlich, dass sie besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien legen wollen. Neben Photovoltaikanlagen und einer Wärmepumpe setze man etwa auf Dachbegrünung, um somit auch das Niederschlagswasser bestmöglich speichern zu können („Schwammstadtprinzip“). Optisch gehe es darum, „eine Verbindung von den Kellerbergterrassen in die Stadt hinein zu schaffen“, betonte Architekt Ludwig Labonte. So habe man Arkadengänge neu interpretiert und beispielsweise auf große Glasflächen gesetzt. Klar ist somit aber auch, dass der bestehende Bebauungsplan für das geplante Vorhaben geändert werden müsste.

Sorge um „das Gesicht der Stadt“

Doch das Vorhaben, bei dem von sechs Geschossen die Rede war, fand bei einigen Aiblinger Stadträten wenig Anklang. Laut Anita Fuchs (Grüne) müsse man mit dem Bereich sehr sensibel umgehen, da es sich um „das Gesicht der Stadt“ handele. Fuchs selbst habe schon seit den 90er Jahren die Entwicklung des Stadtentwicklungsplanes begleitet. Beim Blick in die alten Unterlagen sei ihr die „Rahmenplanung Kellerberg“ aufgefallen mit der Kernaussage, dass das Kellerberg-Ensemble mit dem Brauereikomplex prägend für das Stadtbild sei.

Damals sei klar gewesen, dass die Altstadt im Bereich östlich der Kirchzeile von einer „Kleinteiligkeit der Baustruktur“ geprägt sei. Dies sollte sich auch in den jetzigen Planungen wiederfinden. Jedoch stünden die Pläne in einem „krassen Widerspruch“ zu den städtebaulichen Zielen, so Fuchs. Auch die Kellerbergterrassen hätten einige wichtige Vorstellungen verfehlt, die dahinter liegenden historischen Gebäude seien vom Platz aus nicht mehr zu sehen. Die verbaute „Sichtachse“ auf das Bergpanorama bezeichnete Fuchs gar als „städtebaulichen Gau“.

Der Neubau „Rosengärten“ könnte sich optisch an dem benachbarten Gebäude „Kellerbergterrassen“  orientieren.
Der Neubau „Rosengärten“ könnte sich optisch an dem benachbarten Gebäude „Kellerbergterrassen“ orientieren. © Hadersbeck

Auch daraus solle man nun lernen. Die Pläne der „Rosengärten“ sehen laut Fuchs jedoch vor, den Kellerberg- und Brauereikomplex mit der grünen Hangkante vollständig verschwinden zu lassen. Anstatt dreier zweistöckiger kleinerer Gebäude würde so ein „wuchtiger Klotz“ entstehen, sorgte sich Fuchs und fügte an: „Der Blick in den Stadtentwicklungsplan war erhellend.“

ÜWG-Stadtrat: „Das ist aber schon ein Klotz“

Für Dieter Bräunlich (ÜWG) sei es zwar „gut, dass dort jetzt etwas passiert“. Allerdings verwunderte ihn, dass in der Diskussion die Aiblinger Gestaltungssatzung nicht thematisiert wurde. Denn anders als die Kellerbergterrassen liegen die „Rosengärten“ im Geltungsbereich dieser Satzung. Bräunlich wies darauf hin, dass sich erforderliche bauliche Veränderungen am historischen Bestand orientieren und sich in die Umgebung einfügen müssten. „Ich komme da über drei Geschosse plus Dach nicht vorbei“, so Bräunlich. Er verwehre sich nicht gegen modernes Bauen. „Das ist aber schon ein Klotz, der hier einiges erschlägt“, sagt der ÜWG-Stadtrat.

Andreas Winhart (AfD) wählte noch drastischere Worte und zeigte sich „schockiert, dass man uns solche Pläne präsentiert“. Angesichts der bestehende Regeln und Satzungen könnte man sich solche Vorstellungen sparen, betonte Winhart. Für ein angemessenes Ortsbild müssten die Pläne gründlich überarbeitet werden.

Bürgermeister Schlier macht einen Vorschlag

Laut Martina Auer habe das Konzept anderthalb Jahre Vorbereitung in Anspruch genommen. „Schade, dass das nicht gefällt“, sagte sie zu den Kritikern. Zum Thema Kleinteiligkeit betonte Architekt Labonte, dass in der Rosenheimer Straße in keinster Weise nur kleine Gebäude einzeln idyllisch nebeneinander stünden. Diskussionen habe man beim Thema Geschossigkeit durchaus erwartet. „Aber wir sehen hier keinen Klotz“, so Labonte.

Zwar sei ihre Partei normalerweise sehr aufgeschlossen, „hier mussten wir aber schon schlucken“, entgegnete Grünen-Stadträtin Katharina Dietel. Denn in ihren Augen würde sich das Bauvorhaben nicht nahtlos in die Umgebung einfügen. Und auch für Elisabeth Geßner (CSU) war zumindest das oberste Stockwerk zu hoch. „Im Großen und Ganzen gefällt mir der Baukörper aber schon sehr gut“, so die CSU-Politikerin.

Aufgrund der insgesamt kritischen Haltung des Gremiums schlug Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) vor, zunächst noch keinen Beschluss zu fassen. „Wir nehmen das zur Kenntnis und treten dann wegen einer Überarbeitung in Kontakt“, sagte der Rathauschef zu den Planern. Da sich die Entwürfe nun auch noch einmal grundsätzlich ändern werden müssen, liegen die im Ausschuss vorgestellten Visualisierungen der Redaktion vorerst nicht zur Veröffentlichung vor. Die überarbeiteten Pläne werden voraussichtlich in zwei Monaten im Rathaus erneut präsentiert.

Da der Jugendtreff JIMs Bergwerk dem Neubau weichen wird, erklärte Bürgermeister Schlier, dass man sich bemühe, „eine Nachfolgelösung für Jugendliche zu finden“. Auch die Auerbau GmbH kündigte Unterstützung beim Umzug an.

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