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„Leuchtturm über Bad Aiblings Grenzen hinaus“ – Das macht die inklusive Kletterhalle so besonders

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Von: Nicolas Bettinger

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Vincent Stalla (links) freute sich, Teil der Eröffnungsfeier der inklusiven Kletterhalle in Bad Aibling zu sein.
Vincent Stalla (links) freute sich, Teil der Eröffnungsfeier der inklusiven Kletterhalle in Bad Aibling zu sein. © Bettinger

Seit einigen Wochen läuft der Betrieb bereits, nun wurde die bundesweit erste inklusive Kletterhalle offiziell in Bad Aibling eröffnet. Das „Basislager“ steht nun Menschen mit und ohne Beeinträchtigung offen. Was die Einrichtung so besonders macht.

Bad Aibling – „Es gefällt mir hier sehr gut“, sagt Vincent Stalla während er das Kletterseil fest in der Hand hält. Der 18-Jährige Rosenheimer zählt seit kurzem zur Mitarbeiter-Familie der neuen inklusiven Kletterhalle in Bad Aibling. Derzeit wird er zum Co-Trainer ausgebildet und an diesem regnerischen Nachmittag sichert er gerade einen Besucher, der die Kletterwand zum ersten Mal ausprobiert. Das Besondere, wobei dies eigentlich nichts Besonderes sein sollte: Vincent Stalla arbeitet dort – ungeachtet seines Downsyndroms.

Damit ist der Schüler ein Paradebeispiel dafür, was die inklusive Kletterhalle, offiziell Basislager Bad Aibling genannt, tatsächlich sein will. Ein Ort für alle – sowohl auf Mitarbeiter- als auch auf Besucher-Seite. Seit mehreren Wochen läuft nun der Betrieb, an diesem Freitagnachmittag (24. März) feierte die bundesweit erste Sportstätte dieser Art die offizielle Eröffnung.

Ilse Aigner über ihr Klettertalent

„Es geht nicht ohne Emotionen“, sagt Vorsitzende Natascha Haug sichtlich ergriffen beim Festakt vor rund 130 Gästen, zu denen zahlreiche Mitglieder, Unterstützer, Vizepräsidentin des DAV Burgi Beste und politische Vertreter, wie einige Aiblinger Stadträte, zählen. Neben Natascha Haug gehören Ehemann Achim und Katja Müller zu den drei „Visionären“, die das Projekt vor vielen ins Leben gerufen hatten und die sich nun bei zahlreichen Wegbegleitern, Sponsoren und Unterstützern bedanken.

Die „Visionäre“ des inklusiven Projektes (von links): Katja Müller sowie Natascha und Achim Haug.
Die „Visionäre“ des inklusiven Projektes (von links): Katja Müller sowie Natascha und Achim Haug. © Bettinger

„Es soll ein Ort der Freude und des barrierefreien Miteinanders sein“, betont Geschäftsführer Achim Haug. Bis es jedoch soweit sein konnte, habe man einen steinigen Weg bestritten, auf dem einige Hindernisse, etwa Lieferengpässe oder Preisexplosionen während der Bauphase, zu bewältigen waren. Das Projekt „miterlebt und mitgelitten“ hat auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Sie beglückwünscht die Verantwortlichen und spricht von einem „Leuchtturm weit über die Grenzen Bad Aiblings und der Region hinaus“. Das Konzept sei unglaublich, gerade weil die Kletterhalle wirklich allen Menschen, mit und ohne Beeinträchtigung, offen stehe. „Mein Talent beim Klettern hält sich allerdings in überschaubaren Grenzen“, so Aigner schmunzelnd.

Bürgermeister Schlier: „Freut mich narrisch“

Sportlich geht es bei der Eröffnungsfeier, bei der die Gäste auch selber klettern dürfen, dennoch zu – was nicht zuletzt an den leichtfüßigen Turnschuhen des Landrates Otto Lederer zu erkennen ist. Für Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier sei Klettern jedenfalls längst kein Nischensport mehr, die Kletterhalle passe zudem wunderbar in die Sportstadt. „Und es freut mich narrisch“, sagt Schlier zur Tatsache, dass sich das Basislager Inklusion auf die Fahne geschrieben habe. Auf eine solche Einrichtung könne man stolz sein, „das ist ein Statement für Bad Aibling“, so der Bürgermeister.

Haben es sich auf der Bank, die für Vielfalt stehen soll, bequem gemacht (von links): Thomas Michel und Richard Seyberth (beide Vorstand der Sektion GOC), Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Katja Müller und Natascha Haug (beide Basislager Bad Aibling.
Haben es sich auf der Bank, die für Vielfalt stehen soll, bequem gemacht (von links): Thomas Michel und Richard Seyberth (beide Vorstand der Sektion GOC), Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Katja Müller und Natascha Haug (beide Basislager Bad Aibling. © Bettinger

Zur Eröffnungsfeier gehört auch die Taufe der Kletterhalle. Ein Teammitglied des Basislagers seilt sich dafür spektakulär vom 17 Meter hohen Hallendach ab und schwebt inmitten einer Konfettiwolke durch die Luft. Als Symbol für Vielfalt übergibt Thomas Michel , Vorsitzender der „Sektion GOC“ („der queere* Alpenverein), anschließend den Verantwortlichen der Kletterhalle noch eine besondere, in Regenbogenfarben getauchte Sitzbank, die in der Aiblinger Einrichtung nun einen besonderen Platz finden soll.

Kletterhalle mit nachhaltiger Energiegewinnung

Den Besuchern des Basislagers Bad Aibling stehen 1700 Quadratmeter Kletterwand zur Verfügung in einer 17 Meter hohen Haupthalle sowie einer zehn Meter hohen Übungshalle. Auch ein Bereich zum Bouldern in allen Varianten und Trainingsbereichen sowie ein Bistro gehören zum Angebot.

Die Energiegewinnung für die Kletterhalle erfolgt nachhaltig über Bauteilaktivierung – eine Solaranlage mit Wasserspeicher und einer zusätzlichen Luftwärmepumpe. Geöffnet hat die Halle montags, mittwochs und freitags von 11 bis 22 Uhr; dienstags und donnerstags von 7 bis 22 Uhr; samstags, sonntags und an Feiertagen von 9 bis 22 Uhr.

Großes Interesse: Bei der Eröffnung der inklusiven Kletterhalle lauschten zahlreiche Besucher den Worten von Moderatorin Katrin Degenhardt.
Großes Interesse: Bei der Eröffnung der inklusiven Kletterhalle lauschten zahlreiche Besucher den Worten von Moderatorin Katrin Degenhardt. © Bettinger

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