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Auf Ton gebaut und keinen Tag bereut: Sabine Gruber aus Bad Aibling und ihre Handwerkskunst

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Von: Eva Lagler

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Sie hat ihre Berufung schon in jungen Jahren gefunden: Die Bad Aiblingerin Sabine Gruber ist Keramikmeisterin mit Herz und Seele.
Sie hat ihre Berufung schon in jungen Jahren gefunden: Die Bad Aiblingerin Sabine Gruber ist Keramikmeisterin mit Herz und Seele. © Marina Bucher

Ihre berufliche Laufbahn hat Sabine Gruber aus Bad Aibling buchstäblich auf Ton gebaut. Dieses Fundament trägt nicht nur sie und ihr Geschäft bis heute: Tochter Veronika Knoll ist ebenfalls in ihre Fußstapfen getreten. Zum Weltfrauentag blicken wir hinter die Werkstattkulissen an der Kirchzeile.

Bad Aibling – Ein Blick auf die fünfjährige Sabine Gruber beim Spielen im Bachbett am Elternhaus im Bad Aiblinger Ortsteil Mainz – und eigentlich konnte man damals schon erahnen, wohin es sie beruflich einmal ziehen würde. „Es hat nichts Schöneres gegeben, als dort den Lehm rauszuholen und damit etwas zu basteln. Ich hab‘ den Baaz schon immer gern mögen“, sagt Sabine Gruber heute, fünf Jahrzehnte später. „Ausgschaut hat sie. Von oben bis unten voller Baaz“, erinnert sich ihre Mutter Erna zurück. „Die dreckigen Sachen hab ich immer vor der Tür ausziehen müssen, bevor ich ins Haus reindurfte“, lacht die Tochter.

„Ich hab‘ den Baaz schon immer gern mögen“

Keramikmeisterin Sabine Gruber

Der „Baaz“ ist ihre Leidenschaft geblieben. Schon in der fünften Klasse stand für sie fest: „Ich werde Töpferin.“ Auch wenn sie zwischenzeitlich schwer mit der Archäologie geliebäugelt hatte. „Ich wollte gern nach Ägypten, bei Ausgrabungen dabei sein“, erzählt die heute 55-Jährige noch immer mit einem Funkeln in den Augen. „Ja, das hätt‘ Dir gefallen. Im Dreck drin knien, mit dem Beserl in der Hand“, sagt Mutter Erna mit einem Augenzwinkern.

Doch zunächst belegt Sabine Gruber den Kunstzweig in der Realschule. Ab der achten Klasse kannte man ihren Namen und ihr Gesicht bei Vogt Keramik in Pang: „Jedes Jahr habe ich dort wegen einer Lehrstelle nachgefragt.“ Es sei nicht leicht gewesen, doch es habe geklappt: drei Lehrjahre und Blockunterricht an der Berufsfachschule Landshut, gefolgt von zwei Gesellenjahren – eins davon in einer Kachelofenwerkstatt – und schließlich: Meisterschule in Landshut. Bereits während dieser zwei Jahre an der staatlichen Fachschule für Keramik machte sich Sabine Gruber selbstständig. 1991 zog sie aus der heimischen Werkstatt aus und eröffnete ihre Töpferei an der Kirchzeile.

Frauenpower im Doppelpack: Sabine Gruber (links) und ihre Tochter Veronika Knoll sind Meisterinnen ihres Handwerks, das sie in ihrer Werkstatt an der Kirchzeile in Bad Aibling ausüben.
Frauenpower im Doppelpack: Sabine Gruber (links) und ihre Tochter Veronika Knoll sind Meisterinnen ihres Handwerks, das sie in ihrer Werkstatt an der Kirchzeile in Bad Aibling ausüben.  © Marina Bucher

Dazwischen: Viele Reisen. Nach Ägypten, Mexiko, Indien, Japan. Wo immer es ging, in die Töpfereien geschaut. Und fasziniert von alten Keramikwaren, die dort bis heute noch täglich im Gebrauch sind. In Bad Aibling dagegen entwickelt sie ihren eigenen Stil. Ihre Schüsseln, Schalen, Krüge, Teller, Tassen und Dosen, Windlichter und Deko-Artikel bemalt die Bad Aiblingerin von Hand. Ihre persönliche Signatur sind die floralen Designs und andere Motive aus der Natur – von luftigen Blüten oder Erdbeeren im Frühjahr über Sonnenblumen, Zitronen und Lavendel bis zu Hagebutten, Herbstlaub und Schwammerl in der kalten Jahreszeit.

Die Bemalung ihrer Keramik mit floralen Motiven ist das Markenzeichen von Sabine Gruber.
Die Bemalung ihrer Keramik mit floralen Motiven ist das Markenzeichen von Sabine Gruber. © Marina Bucher

Aber auch ungewöhnliche Aufträge nimmt die Keramikmeisterin an. Selbst wenn der Platz in der Werkstatt einmal gar nicht ausreicht: Aus mehreren Teilen etwa bestand eine drei Meter große Sonnenblume, die ein Kunde an seiner Hauswand anbringen wollte. „Gedreht habe ich die Teile draußen im Garten“, sagt Sabine Gruber. Für einen Auftraggeber aus Dubai kreierte sie 30 Tassen mit arabischer Beschriftung. Zusammen mit dem Aiblinger Künstler Peter Tomschiczek schuf sie ein Wandrelief. Ein von ihr geschaffener Schneemann steht heute in Island und eine Gepäckladung mit großen Raben haben die Gruber-Damen im Rahmen einer Urlaubsreise mit dem Zug bis nach Föhr geliefert, von wo aus sie an ihren Bestimmungsort auf Amrum verschickt wurden.

Seit kurzem steht Sabine Gruber nun nicht mehr alleine in der Werkstatt. Ihre Tochter Veronika hat 2021 auf den Tag genau drei Jahrzehnte nach ihrer Mutter die Meisterprüfung in Landshut abgelegt. Dabei war es bei ihr zunächst nicht ganz so sicher, ob sie die gleiche berufliche Laufbahn einschlagen würde. Doch als sie ihre Mutter eines Tages nach Landshut zum Tag der offenen Tür begleitete, erwachte die Begeisterung für Baukeramik.

„Die Ausbildung an der Schule dort war dann ziemlich cool“, erzählt die 23-Jährige. Salz- und Rakubrände, Brenn- und Drehtechniken, Internetseiten und Flyer gestalten, 3D-Drucke – die Vielfalt begeisterte die junge Schülerin. War ihr Meisterstück – während der Coronazeit im Werkstattkeller produziert – eine 2,80 Meter hohe Säule, so widmet sie sich im Geschäft nun am liebsten den Dosen und hat bei der Verzierung ebenfalls ihre eigene Handschrift entwickelt.

Die Arbeit mit den Händen und Naturmaterial hat für Sabine Gruber bis heute nicht an Faszination verloren.
Die Arbeit mit den Händen und Naturmaterial hat für Sabine Gruber bis heute nicht an Faszination verloren. © Marina Bucher

Es klappt erstaunlich gut miteinander im Betrieb, haben die drei Generationen festgestellt. „Jede hat ihre Freiheiten.“ Während der hintere Bereich an der Drehscheibe und die Herrschaft über die fünf bis sieben Tonnen Ton im Keller das Reich von Sabine Gruber und Veronika Knoll sind („wir sind für die Produktion zuständig“), waltet vorne im Laden Erna Gruber (81) ihres Amtes. „Die Kundengespräche, die Deko, das Arrangieren, das macht alles die Mutti. Da mischen wir uns nicht ein. Denn wenn wir im Schaufenster oder in den Regalen etwas hinstellen, stellt sie es garantiert noch mal drei Zentimeter weiter woanders hin“, schmunzeln Tochter und Enkelin.

Am 11. und 12. März jeweils Tag der offenen Tür

In diesen Tagen bereitet das Familien-Team den Tag der offenen Töpferei vor, der bundesweit am Samstag und Sonntag, 11. und 12. März, von 10 bis 18 Uhr stattfindet. Mit der Sonderedition „Schalen“ – die noch dazu die besondere Leidenschaft von Sabine Gruber sind. Dafür haben sie und ihre Tochter seit Langem gearbeitet: „Es dauert sechs bis acht Wochen, bis eine Schüssel oder Schale fertig ist. Allein vier Tage muss die Ware im Ofen brennen, danach abkühlen und langsam trocknen.“ Doch für das Frauen-Power-Trio, das wir anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März vorstellen, alles kein Problem: „Wir freuen und auf das Wochenende.“

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