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„Keine Reise, sondern ein Abenteuer“: Mit zwei Traktoren und 20 km/h vom Bodensee zur Ostsee

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Von: Sebastian Aicher

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Die beiden Abenteurer aus der Schweiz (links und rechts) machen Halt in Litzldorf bei Bad Feilnbach.
Die beiden Abenteurer Thuri (links) und Heinz (rechts) aus der Schweiz machen Halt bei Georg Eisenberger (Mitte) in Litzldorf bei Bad Feilnbach. © aic

Eine Reise vom Bodensee an die Nordsee: Was für viele nach einer entspannten Urlaubsfahrt klingt, ist für zwei Schweizer ein wahres Abenteuer. Die Beiden haben mit zwei Traktoren die etwa 3000 Kilometer lange Reise auf sich genommen. Bei einem Zwischenstopp in Litzldorf erzählen die Abenteurer von ihren Plänen.

Schaffhausen (Schweiz)/Bad Feilnbach – Aus einiger Entfernung kann man sie zwar schon hören, doch es dauert noch eine geraume Zeit, bis sie ums Eck biegen. Die Rede ist von Heinz und Thuri, zwei Freunden aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem Kanton Schaffhausen, mit ihren beiden Traktoren. Langsam tuckern sie heran, ohne Eile. Eine kurze Autoschlange ziehen sie auch bereits hinter sich her – kein Wunder bei einer Höchstgeschwindigkeit von 27 Kilometern pro Stunde.

„Keine Reise, sondern ein großes Abenteuer“

Im Gespräch mit mangfall24.de berichten die beiden Abenteurer von ihren weiteren Reiseplänen. Doch es sei „keine Reise, sondern ein großes Abenteuer“, betont Heinz schmunzelnd, während er die Tür von seinem „Chalet“ öffnet. Gemeint ist sein rollendes Hotel, an dem er von der Idee bis zur Fertigstellung ungefähr ein Jahr lang geschraubt hatte. Die Grundplattform bietet ein Autotrailer, die Hütte habe er in Eigenregie gebaut. Gedacht hat er dabei an alles: Standheizung, Strom, Gas und 200 Liter Frischwasser sind immer mit dabei – sogar eine Dusche ist mit an Bord.

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Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 20 km/h

Dieser Komfort sei allerdings nicht immer nur Segen. Die rund zweieinhalb Tonnen schwere Last ließen den Traktor mit seinen 58PS schon ordentlich schwitzen, vor allem wenn es längere Zeit bergauf geht. „Da werden dann schon ab und an Rauchzeichen gegeben und der Gang rastet beim Schalten des Öfteren hörbar ein“, schmunzelt Heinz. Auch in Sachen Reisegeschwindigkeit ist der schwere Anhänger nicht unbedingt förderlich. Normalerweise würde der Oldie etwa 27 km/h schaffen, mit dem Hänger läge man jedoch eher bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur mehr 20 Kilometern pro Stunde.

Rund 3000 Kilometer in anderthalb Monaten geplant

Etwa 3000 Kilometer liegen vor den beiden Traktoristen, rund anderthalb Monate haben sie für diesen Trip eingeplant. Circa 100 bis 200 Kilometer wollen sie pro „Fahr-Tag“ zurücklegen. Jeden Tag wollen sie allerdings nicht auf Achse sein. Heinz formuliert die Aufteilung der Reisetage mit viel Humor so: „Wir haben rund 20 Fahr-Tage, 20 Erholungs-Tage und 20 Tage zum Trinken eingeplant“, scherzt er locker. Auf dem Weg zur Ostsee wollen sie auch immer wieder Halt bei Freunden und Bekannten machen – wie auch hier in Litzldorf bei Georg Eisenberger.

Bad Feilnbacher erst vor wenigen Tagen mit seinem Traktor in der Schweiz

„Der Schorsch“, wie er vielen Oldtimer-Liebhabern im deutschsprachigen Raum bekannt ist, war selbst erst vor wenigen Tagen mit seinem IHC-Traktor in der Schweiz auf einem markeninternen Treffen für die Modelle dieses Herstellers. Insgesamt hat er auf seinem Trip von Litzldorf bis nach Wilchingen gut 700 Kilometer zurückgelegt, unter anderem ging es auch zweimal mit der Fähre quer über den Bodensee. Auf dem Treffen habe er auch die beiden Reiselustigen kennengelernt und sie spontan zu einem Besuch bei sich zuhause eingeladen.

Auf der Bodensee-Fähre stand Georg Eisenberger mit seinem Oldie ganz vorne.
Auf der Bodensee-Fähre hatte Georg Eisenberger mit seinem Traktor gewissermaßen die „Pole-Position“. © privat

Eigentlich hätten die beiden Schweizer gedacht, dass er gemeinsam mit ihnen die Etappe bis nach Litzldorf fahren könnte. „Aber ich habe dem Wetter nicht getraut, die Vorhersage war mir zu schlecht und ich wollte noch trocken nach Hause kommen“, erklärt der bekennende Traktor-Fan. Ganz geklappt habe das allerdings nicht, denn die letzten Kilometer ab Bad Tölz habe es ordentlich geschüttet, mit Fahrt- und Seitenwind helfe dann auch das kleine Dach nichts mehr.

Reisemobile Baujahr 1961 und 1995

Den beiden Schweizern geht es in dieser Hinsicht schon besser, vor allem Thuri ist mit einem etwas moderneren Traktor unterwegs – einem Massey-Ferguson 6150 Baujahr 1995. Wenn es denn mal kalt wird, könne man in der geschlossenen Kabine auch jederzeit die Heizung aufdrehen. Deutlich puristischer unterwegs ist hingegen sein Kollege Heinz, dessen Fordson Super Major Baujahr 1961 schon ein waschechter Oldtimer ist. Lediglich ein kleines Wetterschutzdach und eine kleine Windschutzscheibe schützen ihn vor dem Gröbsten.

Kurze Optimierungsarbeiten am Traktor, ehe es weitergehen kann

Die nächste Etappe führt die beiden Abenteurer von Bad Feilnbach weiter in den Großraum Augsburg, dort wolle man ebenfalls einen Oldtimer-Liebhaber besuchen. Doch vorher muss noch ein wenig „Feintuning“ an den Reisemobilen vorgenommen werden. Die Rückspiegel an seinem Fordson würden während der Fahrt derart stark vibrieren, sodass der rückwärtige Verkehr kaum mehr erkennbar wäre, erklärt Heinz.

Auf einem solchen Abenteuer müsse man aber auch improvisieren können, also wurde kurzerhand eine Dachlatte dazu verwendet, die Spiegel besser zu fixieren und den Vibrationen den Garaus zumachen. So kann es also dann weitergehen für die beiden Schweizer auf ihrem unvergesslichen Abenteuer.

aic

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