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Marode Fliesen als „Unsicherheitsfaktor“: Was sich im Bad Feilnbacher Schwimmbad ändern wird

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Von: Konrad Kriechbaumer

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Derzeit noch im Winterschlaf befindet sich das Bad Feilnbacher Schwimmbad. Nach der Saison 2023 soll es mit einem Edelstahlbecken modernisiert werden, der Schwimmkanal fällt dann weg.
Derzeit noch im Winterschlaf befindet sich das Bad Feilnbacher Schwimmbad. Nach der Saison 2023 soll es mit einem Edelstahlbecken modernisiert werden, der Schwimmkanal fällt dann weg. © Konrad Kriechbaumer

Eigentlich sollten die Gäste bereits in der Badesaison 2024 in einem neu folierten und sanierten Becken im Bad Feilnbacher Schwimmbad ihre Bahnen ziehen. Doch nach ersten Untersuchungen steht nun ein ganz neuer Vorschlag im Raum. Worauf sich die Badegäste einstellen können.

Bad Feilnbach – In der Badesaison 2024 sollten die Gäste bereits in einem neu folierten und sanierten Becken im Bad Feilnbacher Schwimmbad ihre Bahnen ziehen. Während der Planungen dafür wurde jetzt an den Gemeinderat ein komplett anderer Vorschlag herangetragen: Das ganze Becken könnte mit Edelstahl ausgekleidet werden und der Schwimmkanal weichen. Trotz der Mehrkosten von 365.000 Euro sprach sich der Gemeinderat für diese Variante aus.

Peter Gerlach vom Planungsbüro „Bauer Schlosser Wiesner“ erläuterte dem Gremium die Hintergründe dieses Vorschlags. Ursprünglich wäre ein Austausch der Folie, mit der das Becken ausgekleidet ist, angedacht gewesen. Die Kosten dafür sind mit etwa 650.000 Euro (brutto) kalkuliert. Die Neufolierung wird notwendig, da die bisherige Folie bereits in die Jahre gekommen, porös wird, Risse aufweist und ein Flicken kaum mehr möglich ist (wir berichteten).

Planungsbüro spricht von „Scherbenhaufen“

Während der Planungsarbeiten und nach den ersten Untersuchungen stellten die Experten fest, dass die Fliesen unter der Folie marode sind und die Beschaffenheit des über 40 Jahre alten Betonbeckens unklar ist. Gerlach sprach von einem „Scherbenhaufen“ und einem „großen Unsicherheitsfaktor“. Dadurch, dass die bisherige Folie diffundiert, also etwas durchlässig ist, können Schäden am Beton durch Chlor und andere Stoffe nicht ausgeschlossen werden.

„Wir haben auch geprüft, ob wir die neue Folie auf die bestehende Folie aufbringen können“, erläuterte Planer Gerlach. Allerdings gebe der Verarbeiter hier keine Gewährleistung aufgrund von befürchtetem Schwitzwasser und daraus entstehendem Schimmel. Insgesamt sahen der Experte und die Mitarbeiter des Schwimmbads mehr Vorteile bei einer Ausführung in Edelstahl. So sei das Material viel langlebiger als eine neue Folie, habe durch die glatte Oberfläche einen geringeren Reinigungsaufwand und kann relativ wetterunabhängig gebaut werden.

Dagegen muss bei der Foliensanierung zum Schweißen des Materials eine Temperatur von mindestens 15 Grad herrschen, was wiederum die Koordination der beteiligten Gewerke erschwert. „Das kann sich dann schon Richtung Badesaison verschieben“, befürchtete Gerlach. Ein weiterer Vorteil der Edelstahl-Variante wäre die Kostensicherheit beim Bauen, da es sich um eine geschlossene Konstruktion handle.

Wegfall des Schwimmkanals sorgt für wenig Begeisterung

Baulich soll ein etwas kleineres Edelstahlbecken in dem bisherigen Betonbecken entstehen. Dadurch würde sich die Breite des Schwimmkanals verringern: „Wenn zwei Schwimmer dann nicht mehr aneinander vorbeikommen, wird’s schon sehr eng“, so der Planer. Daher schlug er auch vor, diesen Kanal, ganz entfallen zu lassen. Damit sei die Unfallgefahr durch die zu geringe Wassertiefe und das schmale Becken beim Hineinspringen verringert. Überdies ergebe sich kein erhöhter Arbeitsaufwand für die Reinigung mehr und die Wasseraufsicht hätte eine bessere Übersicht.

Der Wegfall des Kanals sorgte für wenig Begeisterung bei den Ratsmitgliedern. „Der Kanal trägt schon zum Charakter des Bad Feilnbacher Schwimmbads bei“, warf Marinus Moser (ÜWG) ein. Er forderte, dass eine alternative Attraktion wie beispielsweise eine Rutsche mit eingeplant werden soll. Dieser Meinung war auch Konrad Schwaiger (SPD/Parteifreie): „Wir brauchen dann einen Ersatz für den Kanal, der interessant für Kinder ist“, so Schwaiger.

Sepp Rauscher (CSU) bremste etwas: „Wir sind derzeit finanziell klamm, eine Attraktion ist derzeit nicht möglich“, so der stellvertretende Bürgermeister. Weiter hatten die Ratsmitglieder viele technische Fragen an den Planer, unter anderem zum erhöhten Beckenrand. Dieser wird notwendig, da das Edelstahlbecken bei gleicher Wassertiefe insgesamt etwas höher wird, um die Technik unter dem Becken zu verbauen. So sollen die seitlichen Einlassdüsen entfallen und die Frischwasserzufuhr über Kanäle im Boden erfolgen.

Bürgermeister: „Das birgt zeitliche Risiken“

„Damit bringen wir auch die Beckenhydraulik wieder auf den aktuellen Stand der Technik und vermeiden Totzonen im Wasser“, führte Gerlach aus. Die Fragen aus dem Gremium zur Höhe des Sprungturms, zur Einstiegssituation für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und zur Art des verwendeten Edelstahls beantwortete der Planer. Kritisch betrachtet wurde das Vorhaben von Sieglinde Angermaier (Grüne). Sie wünschte, vorher noch eine Betonuntersuchung durchzuführen, um herauszufinden, ob das Betonbecken tatsächlich in einem schlechten Zustand sei und hakte nach, ob es sich bei den ermittelten Kosten um ein Angebot nach einer Ausschreibung handle.

Bürgermeister Anton Wallner entgegnete, dass es weniger um die Beschaffenheit des Betons gehe, sondern dass es für die Foliensanierung eine möglichst glatte Oberfläche brauche, die derzeit nicht vorhanden ist. „All das würde die Sache in die Länge ziehen, das birgt zeitliche Risiken“, so der Bürgermeister. Eine Ausschreibung sei noch nicht erfolgt, da man erst die Entscheidung des Gemeinderats zum Edelstahlbecken abwarten wolle. Auch Katharina Angermaier (ÜWG) betrachtete die Edelstahl-Variante mit Skepsis.

„Können wir uns das leisten?“

Im Hinblick auf die Kostenschätzung von rund einer Million Euro fragte Angermaier: „Können wir uns das leisten?“. Sepp Riedl (CSU) ging sogar noch einen Schritt weiter und warf die Frage in den Raum, ob sich die Gemeinde mit Feilnbach und Au zwei Schwimmbäder leisten will. Mit den Gegenstimmen von Kathi und Sieglinde Angermaier votierte der Gemeinderat mehrheitlich (15:2 Stimmen) für die Beckensanierung in Edelstahl und befand einstimmig, dass die Haushaltsmittel einzuplanen beziehungsweise die Planungen zu ändern sind.

Allen Freunden des Bad Feilnbacher Schwimmbads machte Peter Gerlach mit seiner Zeitplanung Hoffnung: „Wenn der Kanal nun wegkommt, könnten wir im Winter umbauen und 2024 schon im neuen Becken schwimmen“, so der Planer.

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