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Langwieriger Streit um Licht und Lärm

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Von: Jennifer Bretz

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Bruckmühl - Seit dem Bau des Mangfall-Centers hängt bei Familie Bauer (Name von der Redaktion geändert) der Haussegen schief. Bereits seit über einem Jahr werden die Anwochner von Leuchtreklame, Anlieferverkehr in der Nacht und lauten Lüftanlagen geplagt.

Wie wir bereits im Mai berichteten, bangt seit Oktober letzten Jahres eine Familie, die in direkter Umgebung zu einem Nahversorgungszentrum in Bruckmühl wohnt jede Nacht um ihren Schlaf. Der Grund: Lieferverkehr am frühen Morgen und Leuchtreklame vor dem Schlafzimmerfenster. Dazu kommt, dass die Lüftung eines angrenzenden Schuhgeschäftes den größten Teil des Tages läuft, die Beleuchtung eines Fitnessstudios direkt in die Wohnung der Anwohner strahlt und Müll nach 22 Uhr entsorgt wird. Dieser werde bei windiger Wetterlage herumgeblasen bleibt dann liegen.

Die Folgen:

Schlafstörungen, Einschlafprobleme, Bluthochdruck, Konzentrationsschwäche und gesteigerte Aggressiviät. "Mitten in der Nacht schreckt man hoch und denkt etwas gehört zu haben, manchmal war dann auch ein LKW in der Einfahrt, manchmal war aber nichts. Die Einschlafprobleme sind teilweise enorm, man liegt ein bis zwei Stunden im Bett und kann nicht einschlafen, weil man nur an diesen Lärm denkt, nur der Gedanke, dass Lärm verursacht werden könnte, hält einen wach", so Peter Bauer.

Die Anwohner haben sich schon mehrfach bei der Gemeinde, dem Landratsamt und der Hausverwaltung des Mangfall-Centers, PATRIZIA Deutschland GmbH beschwert, jedoch bislang ohne den von der Familie gewünschten Erfolg

Die Hausverwaltung teilte mit, dass sich Familie Bauer an ihren Vermieter wenden solle. Die Gemeinde Bruckmühl äußerte sich auf unsere Anfrage dahingehend, dass in den letzten Wochen und Monaten im Rathaus keine Beschwerden mehr eingegangen seien und verwies auf die Aussagen der ehemaligen Hausverwaltung TenBrinke. Außerdem bot sie an, ein Gespräch mit der neuen Hausverwaltung zu vermitteln. Peter Bauer begründete seine Resignation damit, dass Beschwerden nichts bringen. 

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Zwar wurden in den Fenstern des angrenzenden Fitnessstudios bereits vor einigen Monaten Jalousien angebracht, um der Lichtbelästigung entgegenzuwirken, diese werden laut Peter Bauer jedoch nicht zuverlässig geschlossen. Auf Anfrage von mangfall24.de beim Landratsamt Rosenheim erklärt Michael Fischer, Pressesprecher des Landratsamtes, dass die Anbringung der Jalousien ein Entgegenkommen des Betreibers des Fitnessstudios sei, da die Lichtbelästigung durch Zimmerbeleuchtung keine Angelegenheit eines Baugenehmigungsverfahrens sei. Auch sei den Anwohnern angeboten worden Jalousien in ihrer Wohnung einzubauen. Die Familie habe das jedoch abgelehnt: 

"Wir sehen das nicht ein, dass wir in unserer Wohnung dafür sorgen müssen, das störende Licht und den Lärm, der rechtswidrig von anderen verursacht wird, zu beseitigen."

Anbringung einer Schranke

Um dem nächtlichen Anlieferverkehr Einhalt zu gebieten schlug Bauer vor, eine Schranke an der Anlieferausfahrt im Norden des Mangfall-Centers anzubringen, die nachts geschlossen bleiben soll. Dieser Vorschlag wurde vom Landratsamt bereits weitergegeben. Bisher passierte dahingehend jedoch noch nichts. Im Vorfeld sei die Familie gebeten worden, die Nummernschilder der zu den unerlaubten Zeiten anliefernden Lkw zu notieren und zu melden. Peter Bauer sieht das jedoch nicht als seine Aufgabe an, außerdem seien die Lastwagen meist schon wieder weg, bis er aufgestanden sei.

Messungen nicht am Haus vorgenommen

Was die Lärmbelästigung durch die Lüftungsanlage anbelangt, verweist die Firma TenBrinke (ehemalige Hausverwaltung des Mangfall-Centers) auf ein Lärmschutzgutachten, wonach Lüftungsanlage und Anlieferverkehr den zulässigen Richtwert sowohl tagsüber als auch zu Nachtzeiten einhalten. Dies bestätigte auch das Landratsamt Rosenheim.

Nach Aussage von Peter Bauer sei auf seinem Grundstück jedoch keine Messung vorgenommen worden und der die Anwohner betreffende Messpunkt des Gutachtens liege auf der anderen Seite des Mangfall-Centers.

Der Anwohner hat schließlich in Eigenregie mit einer App die Lärmwerte gemessen. Diese überschreiten laut App jedoch die Richtwerte. Jeder Lkw, der zur Anlieferung an Familie Bauer's Grundstück vorbeifährt, überschreitet laut den eigenen Messungen den zulässigen Wert.

Laut Immisionsschutzgesetz sind nicht genehmigungsbedürftige Anlagen vom Betreiber so zu errichten, dass

1. schädliche Umwelteinwirkungen verhindert werden, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind,

2. nach dem Stand der Technik unvermeidbare schädliche Umwelteinwirkungen auf ein Mindestmaß beschränkt werden und

3. die beim Betrieb der Anlagen entstehenden Abfälle ordnungsgemäß beseitigt werden können.

Nach Aussagen der Mieter sei das Gebläse nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Es gebe sogenannte Flüstergebläse. Bauer habe bei anderen Anlagen des Mangfall-Centers kein gleichlautes Gebläse feststellen können.

Bild vor Ort

Wir haben uns vor Ort ein Bild der Lage gemacht und können bestätigen, dass die Leuchtreklame so hell ist, dass man abends ohne Probleme auf der Terrasse lesen könnte. Auch kam uns die Lüftungsanlage sehr laut vor, was vor allem im Sommer eine Beeinträchtigung der Garten- und Terrassenbenutzug darstellt.

Da aber die Richtwerte für ein Mischgebiet laut Gutachten eingehalten werden, bleibt den Anwohnern nur die Hoffnung auf ein Entgegenkommen der Betreiber.

Einen kleinen "Erfolg" konnte Familie Bauer schon verbuchen: Sie gewann eine Klage gegen die Hausverwaltung TenBrinke, da die Werbetafel vor ihrem Haus von Januar bis Mitte April ohne Genehmigung beleuchtet wurde und bekommt nun Schmerzensgeld. Außerdem will die Hausverwaltung die Prozesskosten und Auslagen der Anwohner übernehmen.

Fragen, Tipps, Anregungen - schreibt uns über What'sApp: Tel. 0162/2852300

jb

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