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Verschmelzung statt Doppelnamen - Wie Bruckmühler auf den Meshing-Vorschlag der Grünen reagieren

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Von: Mathias Weinzierl

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Das sogenannte Meshing, eine Verschmelzung der Nachnamen bei der Eheschließung zu einem gemeinsamen Nachnamen, hat jetzt Helge Limburg (links), rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, ins Spiel gebracht.
Das sogenannte Meshing, eine Verschmelzung der Nachnamen bei der Eheschließung zu einem gemeinsamen Nachnamen, hat jetzt Helge Limburg (links), rechtspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, ins Spiel gebracht. © dpa/Rolf Vennenbernd, Peter Steffen

Geht es nach einem Grünen-Sprecher, könnte Eisschnelllauf-Ikone Anni Friesinger-Postma ihren Doppelnamen bald zu „Frima“ verschmelzen. „Meshing“ heißt das Zauberwort. Was eine Bruckmühler Standesbeamtin davon hält, die selbst einen Doppelnamen hat.

Bruckmühl – Für die Hersteller von Klingelschildern könnte es eine Goldgrube werden, für die Bruckmühler Standesbeamtin Elfriede Bengl-Kimmel ist es hingegen „reiner Blödsinn“: die Verschmelzung zweier Nachnamen als Alternative zum Begleitnamen, umgangssprachlich auch gerne als Doppelnamen bezeichnet. Das sogenannte „Meshing“, das in einigen englischsprachigen Ländern bereits praktiziert wird, hat nun auch ein Grünen-Bundestagsabgeordneter ins Gespräch gebracht. In der Marktgemeinde Bruckmühl scheint es für den Vorstoß aber kaum Befürworter zu geben.

Lena Meyrut statt Lena Meyer-Landrut? Anni Frima statt Anni Friesinger-Postma? Oder vielleicht Sabine Leutberger statt Sabine Leuthäuser-Schnarrenberger? Geht es nach Helge Limburg, rechtspolitischem Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, könnte eine derartig Verschmelzung der Nachnamen bei Eheschließungen, wie sie beispielsweise bereits in Großbritannien möglich ist, auch in Deutschland rechtlich möglich werden. „Eine Verschmelzung von Nachnamen anstelle von Doppelnamen mit Bindestrich fände ich eine erfrischende Neuerung und damit sehr charmant“, sagte Limburg jüngst im Interview mit der Zeitung „Welt“.

Ein Vorschlag, der nicht nur beim Ampel-Koalitionspartner FDP auf wenig Gegenliebe stößt, sondern auch in der Marktgemeinde Bruckmühl für Kopfschütteln sorgt. Wie beispielsweise bei Elfriede Bengl-Kimmel, die nicht nur selbst einen Beinamen trägt, sondern als Standesbeamtin auch nahezu tagtäglich mit der Namenswahl von zukünftigen Eheleuten konfrontiert ist.

Bengl-Kimmel: „Das ist nicht das, was sich die Menschen wünschen.“

„Das ist absoluter Blödsinn“, findet Bengl-Kimmel, die sich sicher ist: „Das ist nicht das, was sich die Menschen wünschen.“ Dass sich die Politik Gedanken über die Wahlmöglichkeiten in puncto Nachnamen macht, findet die Mitarbeiterin der Bruckmühler Marktgemeindeverwaltung indes richtig. „Hier wäre eine Liberalisierung angebracht“, sagt Bengl-Kimmel und verweist beispielsweise auf die aktuell hohen Hürden von Kindern, die beispielsweise nach der Trennung der Eltern den Namen des Vaters ablegen möchten. Zumal einer Trennung ja auch Missbrauch oder Gewalt vorausgegangen sein könnte.

Stichwort Namensrecht: So ist der aktuelle Stand

Aktuell haben Paare, die den Bund der Ehe schließen wollen, die Möglichkeit, jeweils ihren Namen zu behalten oder sich auf einen gemeinsamen Nachnamen zu einigen. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen gemeinsamen Familiennamen zu wählen, wobei sich der Ehepartner, dessen Geburtsnamen dann nicht gewählt worden ist, diesen dann als Begleitnamen vor den gemeinsamen Familiennamen setzen kann. Wenn beispielsweise Frau Müller einen Herrn Huber heiratet und sich die Ehepartner auf den gemeinsamen Nachnamen Huber einigen, könnte Frau Müller in Zukunft den Namen Müller-Huber führen. In einigen englischsprachigen Ländern ist zudem die Verschmelzung der beiden Nachnamen zu einem neuen Nachnamen möglich, was auch als „Meshing“ bekannt ist. Weitere Infos rund ums Thema Namensrecht gibt es unter anderem auf der Homepage des Bundesjustizministeriums.

Doch warum hat sich Bengl-Kimmel eigentlich bei ihrer Hochzeit für den Doppelnamen entschieden? Teilweise auch aufgrund einer „emotionalen Bindung“, wie sie gegenüber den OVB-Heimatzeitungen erklärt. „In der Kindheit hatte ich es mit dem Namen Bengl nicht immer leicht“, verrät die Standesbeamtin. „Aufgeben wollte ich ihn dann aber auch nicht.“ Wäre es zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit schon möglich gewesen, hätte sie aus pragmatischen Gründen den Namen „Bengl“ als einzigen Nachnamen gewählt, denn: „Ich hätte kaum einen Aufwand gehabt, mir keine neuen Ausweise zulegen müssen.“

Dreimalige Weltmeisterin hält „Meshing“ für „unnötig“

Bei Andrea Barth-März aus Bruckmühl, die sich in den Jahren 1994, 1995 und 1996 jeweils den Weltmeistertitel im Kunstradfahren sichern konnte, hatte die Wahl des Doppelnamens ausschließlich emotionale Gründe. „Ich habe mein Leben lang mit Nachnamen Barth geheißen. Wieso hätte ich das jetzt ändern sollen?“, so Barth-März auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Eine Namensverschmelzung, wie von den Grünen jüngst ins Spiel gebracht, hält sie dagegen für „unnötig“.

Sie selbst habe die Entscheidung für den Doppelnamen bei der Hochzeit mit ihrem Mann im Jahr 2011 nie bereut. „Ich hatte damit nie irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme“, sagt die ehemalige Weltklassesportlerin, für die es nur einen Grund gegeben hätte, sich gegen einen Doppelnamen zu entscheiden: „Wenn die Namen extrem lang wären, dann hätten wir uns sicherlich auf einen Namen geeinigt.“ Denn auf die Hürde, den Namen dann stets buchstabieren zu müssen, hätte sie sich nicht einlassen wollen.

Nicht aus emotionalen, sondern rein aus pragmatischen Gründen hat sich hingegen Gesa Berendi-März, Schwägerin von Andrea Barth-März und ebenfalls in Bruckmühl wohnhaft, für den Doppelnamen entschieden. „Als Leiterin einer Kinderbetreuungseinrichtung war ich einfach als Frau Berendi bekannt“, erzählt die Bruckmühlerin. „Durch den Doppelnamen musste ich nach der Hochzeit nicht groß etwas erklären.“

Zwei Gründe für den Doppelnamen

Dass sie nicht einfach nur ihren Geburtsnamen Berendi behalten hatte, dafür führt Gesa Berendi-März, die als Beisitzerin Mitglied des Vorstands des Bruckmühler SPD-Ortsvereins ist, zwei Gründe an. „Zum einen war mir wichtig, die Zusammengehörigkeit von meinem Mann und mir zu zeigen“, sagt die Bruckmühlerin. „Zum anderen wollte ich, dass meine Kinder dann auch einen Namen tragen, der Bezug zu meinem Mann und zu mir hat.“

Von der seitens der Grünen angestoßenen Meshing-Diskussion – in ihrem Fallen würde es auf die Namen Berz oder Märendi herauslaufen – hat die SPD-Politikerin erst durch die Anfrage der OVB-Heimatzeitungen erfahren. Was sie von der Diskussion hält? „Überhaupt nichts“, sagt Berendi-März. „Manchmal muss man sich da schon fragen, ob wir derzeit nicht andere Probleme haben, über die wir diskutieren sollten.“

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