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Der Irschenberg trägt den Namen eines romanischen Ansiedlers

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Die Wendelstein-Kirche ist Deutschlands höchstgelegenes Gotteshaus.
Die Wendelstein-Kirche ist Deutschlands höchstgelegenes Gotteshaus. © Höfer

Die meisten Gipfel in der Region tragen germanische Namen. Warum der Irschenberg jedoch einen aus dem Romanischen stammenden Namen hat.

Von Armin Höfer

Irschenberg/Mangfalltal - Schneebedeckt, wie sie in dieser Jahreszeit zumeist sind, fallen sie wieder einmal ganz besonders ins Auge des Betrachters: Die Gipfel unserer Berge, samt ihren Namen.

Wer mit dem Auto im Mangfalltal Richtung Chiemgau und Inntal unterwegs ist, überwindet als erstes den Irschenberg. Diese Anhöhe auf der A 8 erinnert sprachlich – vermeintlich – an Irland und das Adjektiv irisch; dieser Eindruck könnte noch verstärkt werden, sofern man schon einmal etwas von den am Irschenberg vor vielen Jahrhunderten lebenden (vermutlich iro-schottischen) Mönchen Marinus und Anianus gehört hat, denen im pittoresken Weiler Wilparting eine Kirche und eine Kapelle geweiht sind. Aber weit gefehlt! Der Irschenberg wie auch die gleichlautende Örtlichkeit tragen den Namen eines romanischen Ansiedlers im Namen, wie es für das Jahr 1070 in den Monumenta Boica 6,42 nachzulesen ist: „Ursinperge“, das heißt: „am Berg des Urso“.

Anders als beim Namensgeber Urso, der tatsächlich das lateinische Wort ‚ursus‘ für ‚Bär‘ im Namen trägt – Bärenberg! –, haben die restlichen Berge unseres Voralpenlandes zumeist germanische, deutsche Namen, auch wenn das oftmals zweifelhaft erscheint.

Endungen auf -on

So lassen die Bezeichnungen für den Großen Madron und den Kleinen Madron (alias Petersberg), die sich im Inntal links des Inns erheben, ebenfalls an einen romanischen Hintergrund denken, etwa im Sinne von Sierra Madre. Die fremd klingende Wortendung -on haben aber auch Seeon und Beuron. Damit wird nichts anderes als der dritte Fall in der Mehrzahl ausgedrückt, der sich bei diesen Begriffen als „bei den Seen“ und „bei den Gehöften“ übersetzen lässt. Demgemäß erläutert Hans Meixner („Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“) das Wort Madron als „bei den Bergwiesen (= madaron)“. Schon 1163 ist hier eine „cella sancti Petri in monte Maderano sita“, eine auf dem Berg Maderan gelegene (Mönchs-)Zelle des heiligen Petrus erwähnt.

„Berg“ heißt nicht der Gipfel

Irschenberg, Petersberg, auch der Heuberg, an dessen Fuße die Gemeinde Nußdorf liegt: Der Begriff „Berg“ bezeichnet in unserer Region nicht die allerhöchsten Erhebungen. Hierfür sind eher die Begriffe Stein, Wand und Schneid in Gebrauch. Am eindrücklichsten kann das am viergipfligen Heuberg beobachtet werden. Der eigentliche „Heuberg“-Gipfel von 1338 Metern Höhe liegt zwischen den weiteren Gipfeln „Kitzstein“ (1398 m) und „Wasserwand“ (1367). Nur die „Kindlwand“ (1228 m) fällt hier etwas aus dem Rahmen. Aber immerhin hat ausgerechnet der „Heuberg“-Hügel, der seinen Namen wohl den Grasflächen verdankt, die früher von den örtlichen Bauern zur Heuernte genutzt wurden, dem gesamten Massiv seinen Namen gegeben.

Keinesfalls einen slawischen Namen trägt der Wendelstein, mit seinen 1838 m eine der höchsten Erhebungen in unserer Region: Nicht die Wenden, sondern seine Gestalt als „einem Turm mit Wendeltreppe ähnlicher Berg“, wie es der Namenforscher Karl Finsterwalder formuliert hat, führte zum Namen Wendelstein.

Den Geigelstein erklärt die Forschung als „Geier-Stein“. Der Ortsheimatpfleger Hartmut Rihl plädiert dagegen für eine Namensherkunft von einem jungen weiblichen Schaf („Gigal“). Karl Finsterwalder denkt eher an einen „Berg, wo Heugeigen standen“.

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Eine Rise ist eine Rinne

Ein Berg – drei Namenserklärungen. Nicht so bei der Hochries und dem Riesenkopf. Hier wurden weder Felsen zerrissen, noch lebten dort Riesen; vielmehr liegt hier laut Karl Finsterwalder das Mundartwort „di rîsn“ zugrunde, womit eine „Holz- oder Steinrise, Rinne, durch die Holzstämme gezogen werden oder Steine kollern“, gemeint ist.

Gelegentlich wandern nicht nur Personen einen Berg hinauf, sondern auch Flurnamen. Die Farrenpoint, die sich oberhalb von Derndorf, Kutterling und Altofing erhebt, hat ihren Namen von einer eingezäunten Weide (Point) für junge Stiere (Farre). Der Name wanderte bis hinauf zur Farrenpoint-Alm, die dem Huber zu Kutterling gehört, und gab dann dem Berg seinen Namen. Ähnlich könnte es auch bei der Tristmahlnschneid gelaufen sein; für deren Name ist wohl der Name der Tristmahln-Alm ganz nach oben gewandert.

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