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Heftige Kritik am Ausbau der A8 bis zum Inntal-Dreieck: „Mentalität aus letztem Jahrtausend“

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Von: Martin Lünhörster

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Die A8 soll zwischen München und dem Inntaldreieck beschleunigt ausgebaut werden.
Die A8 soll zwischen München und dem Inntaldreieck beschleunigt ausgebaut werden. © Angelika Warmuth/Andreas Arnold/re

Die Autobahnen müssen schnellstmöglich ausgebaut werden. Zumindest wenn es nach dem Willen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing geht. Davon ist auch die A8 bis zum Irschenberg betroffen. Was zu Unmut in der Region führt. Das sind die Gründe.

Rosenheim – Staus auf der A8 zwischen dem Irschenberg und dem Inntaldreieck sind keine Seltenheit. Besonders an Tagen mit Blockabfertigung kommt der Verkehrsfluss hier oft zum Erliegen. Aber auch an anderen Tagen - zum Beispiel zu Beginn der Ferien - ist immer viel los. Deswegen soll die A8 zwischen München und dem Inntal-Dreieck auch ausgebaut werden. Das hat die Bundesregierung in dem Verkehrswegeplan von 2016 so festgelegt. Bis zum Jahr 2030 soll die A8 auf dieser Strecke vollständig vierspurig werden. Auch Standstreifen sollen überall hinzukommen.

Nach dem Willen von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sollen insgesamt 144 Autobahn-Projekte in Deutschland beschleunigt werden, darunter auch die A8 zwischen München und dem Inntaldreieck. Auch der Abschnitt in Richtung Salzburg bis zur Abfahrt nach Siegsdorf wird im Verkehrswegeplan mit einem „Vordringlichen Bedarf” gekennzeichnet. 

“Nicht verantwortungsvoll”

Der geplante Ausbau stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Schon seit Jahren wehren sich Gruppen aus der Region gegen den Ausbau der A8. So hält Rainer Auer, der Vorsitzende der Kreisgruppe Rosenheim des Bund Naturschutzes wenig von den Plänen von Verkehrsminister Volker Wissing. „Ein Ausbau der A8 würde auch den Anstieg des Individualverkehrs beschleunigen, das sehen wir aus gut nachvollziehbaren Gründen kritisch”, sagt Auer. Der Minister würde nicht erkennen, wie wichtig die Rettung des Klimas für alle wirklich ist. „Das ist eine Mentalität aus dem letzten Jahrtausend.”

Der Ausbau der Autobahnen ist auch schon länger ein Streitthema in der Regierungskoalition. Aus Sicht der FDP soll damit die Verkehrsinfrastruktur und damit die Wirtschaftsleistung gesteigert werden. Folglich sollen Straßen schneller gebaut werden. Die Grünen lehnen einen Ausbau der Autobahnen aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes weiterhin ab. Auch das immer wiederkehrende Thema eines möglichen Tempolimits wurde erneut angesprochen. Die Grünen setzen sich dafür ein, die FDP ist dagegen. 

Erst in der vergangenen Woche fand eine Beratung innerhalb der Ampel-Koalition zu diesen Themen statt. Bundeskanzler Olaf Scholz setze sich für eine zügige Verständigung für schnellere Planungsverfahren ein, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann im Anschluss. 

Ein schneller Ausbau der A8 ist relativ

Die beiden Autobahnabschnitte zwischen dem Hofoldinger Forst und Holzkirchen und dem Irschenberg sowie dem Inntaldreieck seien aktuell in der Planung weit vorne, sagt der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern Josef Seebacher gegenüber dem BR. In den kommenden drei Jahren wolle man in das Genehmigungsverfahren gehen, die dann auch nochmal zwischen eineinhalb und zehn Jahren dauern könnten. 

So bald wird also nichts passieren. Zumal auch die Autobahn GmbH mit Schwierigkeiten bei den Genehmigungsverfahren rechne, da es sich entlang der A8 um „sensible Landschaftsräume” handle, so Seebacher. Zum jetzigen Zeitpunkt wird mit Kosten von 700 Millionen Euro gerechnet, da viele Brücken teils neu gebaut werden müssten.

Trotzdem halten viele den Ausbau schon im Grundsatz für falsch. Der Bundestagsabgeordnete der Grünen für Miesbach, Karl Bär, sagte gegenüber unserer Zeitung, „mehr Fahrspuren halte ich für grundfalsch, das darf so nicht passieren.” Die Erweiterung der Fahrbahnen würde nach Bärs Rechnungen eine Fläche von 80 Hektar verbrauchen. Das sei so viel, wie zwei durchschnittliche bayerische Bauernhöfe bewirtschaften. 

Ausbau ist kein neues Thema

Die Pläne des Ausbaus der A8 sind nicht neu und haben schon in den vergangenen Jahren immer wieder Gegner auf die Straße gebracht. Im November 2020 haben Gegner unter dem Motto „Stoppt das A8 Monster: Keine Zerstörung des Chiemgaus!“ 3000 Unterschriften gesammelt und sie im Zuge einer Petition dem bayerischen Landtag übergeben. Der vier-, oder sogar sechsspurige Ausbau “sei zu teuer, zu aufwendig, klimaschädlich - und zudem würden mit der Baustelle über Jahre Staus kreiert, sagte damals die Aschauer Gemeinderätin Edda Weimann von den Grünen. „Der Ausbau ist nicht verantwortungsvoll”, sagt auch Rainer Auer. „Wir leben jetzt schon deutlich über unseren Verhältnissen, was den Individualverkehr betrifft.”

Im Bereich des Streckenabschnitts zwischen dem Inntaldreieck und der Landesgrenze nach Salzburg sieht die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU) hingegen einen dringenderen Handlungsbedarf. Der sechsspurige Ausbau dieser Strecke ist wegen der schon lange anhaltenden Diskussion ein Mammut-Infrastruktur-Projekt, das „erst bewältigt werden muss, bevor an einen weiteren Ausbau der A8 zu denken ist. Bundesverkehrsminister Wissing wäre gut beraten, sich hier einmal einen Überblick zu verschaffen und sich um eine Beschleunigung zu kümmern“, sagt Ludwig.

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