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Schulen im Mangfalltal sehen geänderte Quarantäne-Regeln entspannt

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Von: Paula L. Trautmann

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Michael Beer mit den Anweisungen bei positiven Tests: Der Schulleiter des Bad Aiblinger Gymnasiums versteht die Aufregung um die neuen Quarantäne-Regeln nicht.
Michael Beer mit den Anweisungen bei positiven Tests: Der Schulleiter des Bad Aiblinger Gymnasiums versteht die Aufregung um die neuen Quarantäne-Regeln nicht. © Hadersbeck

Walter Baier, Direktor des Gymnasiums Bruckmühl und Vorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien, erklärte die neue Quarantäne-Regel an Schulen für „grandios gescheitert“. Das sagen Schulleiter aus dem Mangfalltal zur Änderung.

Mangfalltal – „Ich seh das nicht so hochgekocht wie manche meiner Kollegen, sondern relativ entspannt“, sagt Michael Beer, Schulleiter des Bad Aiblinger Gymnasiums. Wird ein Schüler positiv getestet, verordnen nicht mehr die Schulleiter Quarantäne für die Betroffenen und deren Kontaktpersonen, sondern die Gesundheitsämter.

Schule kündigte Quarantäne nur an

Das Gesundheitsamt habe Beer zufolge bereits zuvor die Quarantäne verhängt, die Schule habe sie den positiv getesteten Schülern nur angekündigt. Die Eltern behielten ihre Kinder ohnehin zu Hause, wenn sie Symptome haben. Wenn morgens jemand einen positiven Schnelltest habe, isolieren die Lehrer den Schüler weiterhin und schicken ihn heim, erklärt Beer.

Bisher habe das auch für Kontaktpersonen gegolten. Wegen der neuen Regelung ordne das Gesundheitsamt nun die Quarantäne für diese Schüler an, nicht mehr die Schule. „Wenn wir in einer Klasse fünf oder zehn positive Schüler hätten, würden wir Kontaktpersonen aber auch jetzt nach Hause schicken, ohne zu warten“, sagt der Rektor.

Er müsse die Situation in solchen Fällen abwägen, das Gesundheitsamt sei schließlich auch überlastet. Die Schulen hätten deshalb einen Handlungsspielraum. Wenn mehr als 50 Prozent der Schüler krank oder positiv seien, dürfe er die ganze Klasse nach Hause schicken.

Kinder hätten im Distanzunterricht gelitten

„Davon sind wir weit entfernt“, meint Beer. Es würden an der gesamten Schule meist nicht mehr als drei Kinder täglich positiv getestet. Dass das Bildungsministerium versuche, unbedingt den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, ist für den Schulleiter eine „sehr wertvolle Sache“. Die Lehrer wüssten, wie sehr die Kinder im Distanzunterricht gelitten haben – nicht nur beim Lernen, sondern auch sozial. Deshalb unterstütze Beer alle Maßnahmen, um den Präsenzunterricht weiterhin zu ermöglichen. „Ich verstehe die Aufregung nicht.“

Unkomplizierter Kontakt zu den Ämtern

„Ich habe sowieso immer Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten“, sagt Diana Lörner-Steinfeld, Rektorin der Grundschulen inFeldkirchen und Vagen . Sie habe einen Ansprechpartner bei Fragen oder schreibe eine E-Mail an das Gesundheitsamt und bekomme zeitnah eine Antwort. Die neue Regel, dass sie eine Klasse in Distanzunterricht schicken kann, wenn 50 Prozent der Schüler in Isolation oder positiv sind, habe sie noch nicht anwenden müssen. Auch an der Fritz-Schäffer-Schule in Ostermünchen bei Tuntenhausen ist dies Schulleiterin Margaret Careddu-Bayr zufolge noch nicht vorgekommen. Der Kontakt zu den zuständigen Ämtern sei unkompliziert, und die Rektorin bekomme sehr schnell Antworten.

Eltern lassen Kinder vorsorglich zu Hause

Selbst wenn erst spätabends das Pool-Test-Ergebnis komme, und ein Kind positiv war, habe es keine auffallenden Ansteckungen gegeben. Die Rektorin führt das auf Luftfilter und Masken zurück. Die Eltern ließen die Kinder zudem vorsorglich zu Hause, wenn sie Symptome haben und lassen sie an externen Stationen testen. „Wir sind in einer sehr positiven Lage unter diesen Bedingungen“, sagt Careddu-Bayr. Dennoch sorge sie sich, weil sich die Situation von einen auf den anderen Tag ändern könne.

Schlecht für Verhältnis zu Eltern

„Ich seh das nicht als meine Aufgabe als Schulleiter, dass ich eine ganze Klasse in Quarantäne schicke“, sagt Carola Vodermaier, Rektorin der Adolf-Rasp-Schule in Kolbermoor . Für das Verhältnis zwischen der Schulleiterin und den Eltern sei das schlecht, da sie sich so lange wie möglich Präsenzunterricht für ihre Kinder wünschen.

Zu warten, bis 50 Prozent der Klasse nicht mehr da ist, sei jedoch irrsinnig, weil auch die Lehrer gefährdet seien. An der Adolf-Rasp-Schule fehle aktuell zwar nur ein Lehrer, an anderen Schulen sei die Situation aber viel schlimmer. „Wie lange soll sich das System noch aufrechterhalten? Man kann nur warten, bis es an die Wand fährt“, sagt Vodermaier.

Sie wisse, dass das Gesundheitsamt überlastet ist, die Lehrer und Schulleiter seien aber auch „am Anschlag“. Im Grunde spreche die Schulleiterin die Quarantäne aber ohnehin selbst aus. Bis sich das Gesundheitsamt bei den Eltern melde, sei die Quarantäne meist schon vorbei. „Wir machen Aufgaben, die nicht unsere Aufgaben sind“, sagt die Rektorin. Die Regierung müsste überlegen, was da falsch läuft.

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