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„Hier entsteht etwas ganz Tolles“: Wie Ostermünchens neue Ortsmitte das Dorf bereichern soll

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Von: Kathrin Gerlach

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Mit Visualisierungen, einem Modell und den Erläuterungen von Bürgermeister Georg Weigl (Mitte) können die Bürger nachvollziehen, was entsteht.
Mit Visualisierungen, einem Modell und den Erläuterungen von Bürgermeister Georg Weigl (Mitte) können die Bürger nachvollziehen, was entsteht. © Gerlach

Ende 2026, spätestens aber Mitte 2027 soll die neue Ostermünchener Mitte fertig sein – ein lebendiges Zentrum mit Aufenthaltscharakter, Dorfladen, Café, Apotheke, Arztpraxis, Tagespflege und 66 Wohnungen für alle Generationen.

Tuntenhausen – „Hier entsteht etwas ganz Tolles für Ostermünchen, darauf können wir stolz sein“, lobte Bürgermeister Georg Weigl das Vorhaben, an dem seit 2019 gearbeitet wird. Mit Umfragen, Arbeitsgruppen, vielen Workshops, Fachberatungen, Gemeinderatssitzungen und Informationsveranstaltungen haben Bürger, Gemeinderat und -verwaltung gemeinsam mit den Architekten am Projekt gefeilt.

„Damit die Planungen den Vorstellungen der Ostermünchener wirklich entsprechen“, betonte der Bürgermeister. Deshalb auch wurde vor Start der Bauleitplanung jetzt noch einmal zu einer Informationsveranstaltung in Wallners Landgasthof „Zur Post“ eingeladen. Und wie immer war auch diesmal das Interesse der Ostermünchener riesig, der Saal bis auf den letzten Platz besetzt.

Arbeitsgruppe filtert Ideen und Wünsche

Georg Peter erinnerte an die Arbeitsgruppe „Ostermünchener Mitte“, die die Ideen und Wünsche der Bürger in reale, umsetzbare Projekte einfließen ließ: „Es ist erfreulich zu sehen, dass sich unser Engagement gelohnt hat.“

Das Interesse der Ostermünchener an ihrer neuen Ortsmitte ist ungebrochen hoch. Mehr als 100 Bürger interessierten sich für das Projekt.
Das Interesse der Ostermünchener an ihrer neuen Ortsmitte ist ungebrochen hoch. Mehr als 100 Bürger interessierten sich für das Projekt. © Gerlach

Die Arbeitsgemeinschaft der Stefan Bannert und HKS Architekten erläuterte mit einem virtuellen Spaziergang noch einmal, wie sie die Baukultur des Ortes – geprägt von der Kirche, stattlichen Häusern, traditionellen bayerischen Höfen und einem großen, das Baufeld begrenzenden Winkelhof – in den Charakter des neuen Quartiers einfließen ließ. Das Baufeld – einst der Fußballplatz des Dorfes – soll eine harmonische Verbindung der dominanten Gebäude wie Kirche und Michi-Moar-Hof im Osten zur Bebauung am Nelkenweg im Norden und Dahlienweg im Westen schaffen.

Der öffentliche Bereich mit Dorfplatz sowie zwei Gebäuden für Apotheke, Tagespflege, Betreutes Wohnen sowie Arztpraxis, Mobilitätszentrum und Dorfladen ist über eine Treppe mit dem etwa 3,50 Meter tiefer liegenden neuen Wohnbereich verbunden. Hier entstehen in vier Gebäuden 66 Wohnungen – davon 30 kleine mit 30 bis 54 Quadratmetern, 21 mittlere mit einer Größe von 70 bis 80 Quadratmetern und 15 große Wohnungen mit 90 bis 110 Quadratmetern Fläche.

Über das Programm der einkommensorientierten Förderung (EOF) werde günstiger Wohnraum geschaffen, erläuterte Weigl. Zudem werden Wohnraum über das „Tuntenhausener Modell“ zu günstigen Konditionen „deutlich unter dem Marktwert“ vergeben. Das sei nur möglich, weil die Gemeinde das etwa 10.000 Quadratmeter große Grundstück zu einem fairen Preis kaufen konnte – mit der Bedingung, dort etwas für die Bürger zu schaffen. Die frei verkäuflichen Wohnungen, so Weigl, würden in einer Vorkaufsphase erst den Bürgern der Gemeinde angeboten, ehe sie auf den freien Markt kämen.

Nahwärmenetz mit erneuerbarer Energie

Das Energiekonzept sieht eine Nahwärmeversorgung gekoppelt an ein Holzhackschnitzel-BHKW vor. Geprüft werde, ob das Nahwärmenetz auf die umliegenden Gebäude ausgeweitet werden könne und die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Neubauten möglich sei, so der Bürgermeister.

Das neue lebendige Quartier entsteht zwischen Kirche und Moar-Hof im Osten, der Bebauung am Nelkenweg im Norden, den Bestandsgebäuden am Dahlienweg im Westen und der Schule im Süden.
Das neue lebendige Quartier entsteht zwischen Kirche und Moar-Hof im Osten, der Bebauung am Nelkenweg im Norden, den Bestandsgebäuden am Dahlienweg im Westen und der Schule im Süden. © Quest Baukultur

Bedenken, dass die Versiegelung der Flächen die Überschwemmungen bei Starkregen im Ort verstärken könnten, räumte der Bürgermeister aus. Die Oberflächenentwässerung im neuen Quartier erfolge über genau berechnete Versickerungsanlagen (Rigolen). Für die Überschwemmungen an der Bahnunterführung erarbeite die Gemeinde Lösungen. Vermutlich werde dort ein weiteres Regenrückhaltebecken gebraucht.

Die Zufahrt zum neuen Quartier erfolgt über die Fritz-Schäffer-Straße. Die Staatsstraße werde das Staatliche Bauamt noch in diesem Jahr sanieren, kündigte der Bürgermeister an. Für die Bewohner und die Rettungsdienste werde eine Befahrbarkeit des Quartiers möglich sein, das grundsätzlich aber mit viel Grün, Spielflächen, Fuß- und Radwegen verkehrsberuhigt sein wird.

Etwa 100 neue Bewohner ziehen ins neue Quartier ein. In der Tiefgarage finden sie ausreichend Platz für Autos, Fahr- oder Lastenräder. Barrierefrei erreichen sie ihre Wohnungen über Aufzüge. Im Mobilitätskonzept für die neue Ostermünchener Mitte sind aber auch Car-und Bike-Sharing angedacht. So können Familien möglicherweise mit einem Pkw auskommen und bleiben trotzdem flexibel.

Im öffentlichen Bereich des neuen Quartiers und entlang der Staatsstraße werden Parkplätze für die Besucher geschaffen. Doch auch hier werde noch im Detail geplant und nach weiteren Parkmöglichkeiten gesucht, erläuterte der Bürgermeister.

„Der Dorfladen ist ein Bürgerprojekt“

„Der Dorfladen ist ein Bürgerprojekt“, betonte er. Auch dazu haben in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Beratungen und Infoveranstaltungen stattgefunden. Nun soll das Interesse der Bürger noch einmal abgefragt werden. Die Gemeinderäte Maria Breuer, Dr. Anna Fernández Diarte und Stefan Hofbauer von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Ostermünchen und Umgebung haben diese Befragung in die Hand genommen und nach der Infoveranstaltung Fragebögen verteilt. „Bis Mitte des Jahres müssen wir wissen, ob der Dorfladen gewünscht ist und als Bürgerprojekt funktioniert“, so Weigl.

Wichtig sei der Gemeinde auch das Wohnen im Alter und eine Tagespflegeeinrichtung: „Auf dem Land pflegt man seine Angehörigen zu Hause“, betonte Weigl. Mit einer Tagespflege solle eine Entlastung für die pflegenden Angehörigen geschaffen werden. Er kündigte auch an, dass ein Pflegedienst gesucht werde, der sich im neuen Quartier ansiedelt und nicht nur die Mieter des altersgerechten Wohnens betreut, sondern auch die Senioren in der Gemeinde.

Emotional mit dem Projekt verbunden

Im Rahmen einer Konzeptvergabe hat die Gemeinde das Projekt an die Quest Baukultur GmbH vergeben. „Ich habe schon viele Ortsmitten gestaltet, doch diesmal fühlt es sich anders an, denn es ist meine Gemeinde, es ist mein Ort“, schilderte Geschäftsführer Dr. Max von Bredow seine emotionale Verbundenheit mit diesem Projekt. Seine Frau – Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl – habe den Maßstab hoch gesetzt: „Und deshalb holen wir mit dem Projekt Gold“, so von Bredow. Er erläuterte den zeitlichen Ablauf des Projektes, für das mit der Gemeinderatssitzung am 7. Februar die aufwendige Bauleitplanung beginnt.

Spatenstich erfolgt im Jahr 2025

Anfang 2025, so schätzt von Bredow, könne der Baustart erfolgen. Bürgermeister und Bauträger ermutigten die Ostermünchener Bürger, sich weiter aktiv am Projekt zu beteiligen und alle Fragen zu kommunizieren. „Ihr könnt uns immer ansprechen, denn nur so ist es ein Projekt, mit dem ihr euch identifzieren könnt“, betonte von Bredow. Schon im Frühjahr geht das neue Quartier mit seinen 66 Wohnungen in die Vermarktung. Interessenten können sich schon vor Baubeginn für eine Wohnung bewerben.

Wie das Quartier künftig heißen soll – ob Ostermünchener Mitte, Niedergartenfeld oder Hauswiesn – werden die Bürger noch entscheiden. Auf jeden Fall wünscht sich der Bürgermeister für „dieses außergewöhnliche Projekt auch einen besonderen Namen“.

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