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„So eine Schweinerei“ - Blockabfertigung im Schneechaos: Staus und Unfälle sorgen für Unmut im Inntal

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Von: Korbinian Sautter

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Keine vier Stunden bis zum Stillstand in Bad Aibling: Die Blockabfertigung an der Grenze bei Kiefersfelden führte zu einem Stau bis nach Holzkirchen.
Keine vier Stunden bis zum Stillstand in Bad Aibling: Die Blockabfertigung an der Grenze bei Kiefersfelden führte zu einem Stau bis nach Holzkirchen. © Reisner

Die Blockabfertigung am 9. Dezember hat wieder einmal für Chaos in der Region gesorgt. Von der Autobahnausfahrt Holzkirchen bis zum Grenzübergang Kiefersfelden zog sich die rund 70 Kilometer lange Stau durch den Landkreis Rosenheim. Für die Gemeinden im Inntal ein untragbarer Zustand.

Rosenheim – Aufgrund des vorangegangen Feiertags in Österreich und des früh einsetzenden Schneefalls waren sowohl die Rosenheimer Verkehrspolizei als auch der Kreisfeuerwehrverband durchgehend in Alarmbereitschaft. Trotz regelmäßig geräumter Autobahn versuchten viele Autofahrer, diese Schnellstraße zu meiden, was wiederum die Gemeinden im Inntal deutlich zu spüren bekamen.

Belastung auch rund um die Autobahn

„Es ist eine Katastrophe für alle Orte rings um die Autobahn“, sagt der Erste Bürgermeister Brannenburgs, Matthias Jokisch. Die Gemeinde ist als Umfahrung häufig von der sogenannten „Dosierungsmaßnahme“ betroffen. Da an der Autobahnausfahrt Kufstein Nord nur bis zu 300 Lastwagen pro Stunde durchgelassen werden, suchen sich die Fahrer einen anderen Weg über die Grenze und landen auf der parallel verlaufenden Kufsteiner Straße.

„Diese ist aber, gerade bei Schneefall, viel zu klein“, meint Jokisch. Zwar habe er sowohl für die Situation in Österreich als auch für die Lkw-Fahrer Verständnis. Mit der Zeit werde die Belastung jedoch zu viel für den Ort. Bei der Staatsstraße 2089 seien ihm jedoch mangels Zuständigkeit die Hände gesunden, weshalb er hofft, dass sich auf Kreis- oder sogar Bundesebene irgendwann etwas tut.

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Der gestrige Tag war ein Paradebeispiel für die steigende Verkehrsbelastung. Laut Verkehrspolizei Rosenheim sorgte die Blockabfertigung für einen Stau von Kiefersfelden bis nach Holzkirchen. „Die Witterung, vor allem aber auch der gestrige Feiertag, machen das Ganze ein bisschen schwierig“, berichtet Josef Heis, Polizeihauptkommissar der Verkehrspolizei. Um das Chaos in den Griff zu bekommen, wurde sogar die Bereitschaftspolizei alarmiert und 45 Beamte in den Einsatz rund um das Inntaldreieck geschickt.

Ausweichen über Brannenburg: Doch auch hier standen die Autofahrer früh im Stau.
Ausweichen über Brannenburg: Doch auch hier standen die Autofahrer früh im Stau. © Thomae

Diese mussten sich bereits am Vormittag um einen Auffahrunfall kümmern, der sich auf Höhe der Autobahnausfahrt Bad Aibling auf der linken Fahrspur ereignet hatte. Dort waren aufgrund der Straßenverhältnisse zwei Pkw ineinander gerutscht. „Wir mussten die Autobahn für eine gute halbe Stunde sperren, um die Stelle zu räumen“, berichtet Heis. Keiner der beiden Autofahrer wurde laut Polizei verletzt, der Rückstau dadurch aber nochmals verstärkt.

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Die Folgen der Blockabfertigung bekam auch der Winterdienst zu spüren. „Wegen des massiven Staus auf der A93 ging es stellenweise auch für die Räumfahrzeuge nicht mehr weiter, sie hingen schlichtweg fest“, berichtet Axel Reinicke, Leiter des Winterdienstes des Staatlichen Bauamts Rosenheim. Zwölf Fahrer mit Räumfahrzeugen sind in der Region im Einsatz, die das Streckennetz über 320 Kilometer normalerweise in drei Stunden abfahren können. „Wenn ein Fahrzeug allerdings im Mega-Stau steckt, können auch die Fahrer nicht viel tun“, sagt Reinicke.

„Insgesamt war der Schneefall jedoch nicht allzu stark und somit ein lösbares Problem“, wie Kreisbrandrat Richard Schrank betont. „Wir hatten alles gut im Griff“, sagt der Einsatzleiter, der die Autobahn regelmäßig auf mögliche Langzeitverzögerungen inspizierte. Anhand seiner Beobachtungen erkannte Schrank, dass es sich wohl um einen „normalen“ Tag der Blockabfertigung handelt und er die bereitsehenden Helfer des Katastrophenschutzes, der Bergwacht oder des Technischen Hilfswerks wohl nicht alarmieren muss.

Gemeinden im Inntal stark betroffen

Dass diese normalen Tage schon ausreichen, um die Einwohner am Rand der Inntalautobahn nervlich an ihre Grenzen zu bringen, weiß Hajo Gruber, Erster Bürgermeister in Kiefersfelden. „Ich kenne eigentlich niemand, der sich hier nicht darüber ärgert.“ Demnach würden viele Einwohner von vornherein über Schleichwege fahren, weil sie sich den Weg über die Autobahn schon gar nicht mehr antun. Das führe wiederum dazu, dass die Strecke neben der Autobahn noch mehr belastet werde.

Regulierung eine „Schweinerei“

„Es ist eine Schweinerei“, echauffiert sich Raublings Bürgermeister Olaf Kalsperger über die „aufgezwungene“ Regulierung des Nachbarlandes. Er hat bereits am Tag vor der Blockabfertigung gesehen, wie viele Lastwagen auf dem Raublinger Autohof an der Ausfahrt Reischenhart standen und darauf warteten, am kommenden Tag über die Grenze zu fahren.

Viel ändern werde sich aus Sicht von Karlsperger in Zukunft wohl nicht. „Da stellt sich das Nachbarland auf stur“, meint er. Schon kommende Woche sind von Montag bis Mittwoch drei weitere „Dosierungsmaßnahmen“ angekündigt, auf die sich nicht nur die Polizei und die Feuerwehr, sondern auch die Gemeinden im Inntal einstellen müssen.

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