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Brenner-Nordzulauf geht in die nächste Phase: Ein Hindernis noch zu überwinden

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Von: Michael Weiser

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Muss es eine Brücke sein, oder ginge es auch im Tunnel? Eine Inn-Unterquerung vor Stephanskirchen will die Bahn zumindest prüfen. Grafik: Bahn
Muss es eine Brücke sein, oder ginge es auch im Tunnel? Eine Inn-Unterquerung vor Stephanskirchen will die Bahn zumindest prüfen. Grafik: Bahn © -

Wenn’s nach der Bahn geht, geht es flott: Bereits 2025 soll der Bundestag über den Brenner-Nordzulauf entscheiden. Die Vorarbeiten laufen. Allerdings könnten sich auch die 12 Kilometer der Trasse nördlich von Ostermünchen als Hindernis erweisen.

Rosenheim – Die Bahn hält an ihrer Zeitschiene fest, 2025 bereits soll der Bundestag über die Planungen für die Neubaustrecke des Brenner-Nordzulaufs entscheiden.

Das machte Projektleiter Matthias Neumaier in einem Hintergrundgespräch mit den OVB-Heimatzeitungen deutlich, gut dreieinhalb Monate, nachdem die Bahn die Trasse „Violett“ als Vorschlag präsentiert hatte.

Brenner-Nordzulauf: Infobüro in Rosenheim öffnet

Die Bürger werden sich ab nächster Woche in Rosenheim auch wieder analog, direkt bei der Anlaufstelle der Bahn, über den Stand der Dinge erkundigen können. Ab 4. August ist das Infobüro an der Salinstraße 1 mittwochs geöffnet.

Eine Online-Anmeldung über das Portal brennernordzulauf.eu ist vonnöten. Interessant ist das auch im Hinblick auf die Grobplanung der Trasse zwischen Ostermünchen und Grafing, die gerade begonnen haben.

Tunnellösungen werden geprüft

Währenddessen treibt die Bahn ihre Arbeiten an der Vorschlagstrasse  voran. Vom Groben ins Feine heiße die Devise, sagte Neumaier, die Vorschläge werden nun detaillierter ausgearbeitet. „Wir haben Optimierungspotenzial“, sagt er. Ob sehr viel mehr Streckenanteile unter der Erde verschwinden, ließ er offen. Tunnel werden gebaut, wenn Topografie oder Siedlungen es erforderten. Sprich: Von einem durchgehenden Tunnel von Stephanskirchen bis zum Inntal scheinen sich die Bahn-Planer verabschiedet zu haben.

+++ In unserem Dossier finden Sie alle Artikel rund um das Thema Brenner-Nordzulauf. +++

Die Ausschreibungen für die so genannte Vorplanung laufen nach Auskunft der Bahn bereits, das Echo sei – so sagt es Neumaier – sehr gut. Voraussichtlich im Oktober werde ein Planer feststehen. Bereits gefunden ist nach Auskunft der Bahn die Firma, die den Untergrund der Trasse mittels Bohrungen sondieren wird.

60 Prozent der Strecke verlaufen unterirdisch

54 Kilometer lang ist die Variante „Violett“, die quer durch den Landkreis Rosenheim führt, und zwar von Ostermünchen bis nach Schaftenau auf der österreichischen Seite der Grenze. Mit ungefähr 60 Prozent Anteil unter der Erde in drei langen Tunnelabschnitten ist die Variante nach Ansicht der Bahn die bürgerfreundlichste und naturverträglichste.

Auch von Seiten der Politik, etwa von Landrat Otto Lederer (CSU) und der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig, waren möglichst viele Tunnelabschnitte verlangt worden.

Bergmännische, nicht offene Bauweise

Von Ostermünchen aus verläuft die Strecke an Großkarolinenfeld vorbei nördlich von Rosenheim, um nach der Querung des Inns im 5,5 Kilometer langen Tunnel Ringelfeld um Stephanskirchen herumzuführen. Neumaier betonte, dass die Tunnelarbeiten bergmännisch, nicht in offener Bauweise vorangetrieben werden sollen.

Lesen Sie auch: Brenner-Nordzulauf soll bis 2040 bereit sein

Genau geprüft werde außerdem eine Unterquerung des Inns, versicherte der Planer. Allerdings stelle ein nördlicher Inn-Tunnel die Bahn vor Herausforderungen. Man müsse eine Tiefe von über 20 Metern erreichen, könne allerdings nicht zu steil zur Verknüpfungsstelle bei Ostermünchen hinaufbauen.

Bei Eitzing kommt die Trasse möglicherweise wieder an die Oberfläche, bevor sie vor dem Samerberg erneut untertaucht – und zwar im Tunnel Steinkirchen, der 13 Kilometer lang bis nach Niederaudorf führt. Ob die dortige Verknüpfungsstelle im Berg untergebracht werden kann, prüfen derzeit Gutachter im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Bis Ende des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Der Rest der Trasse bis über die Grenze verläuft wieder im Tunnel.

Bahn sieht Akzeptanz und fängt sich Widerspruch ein

Der Planer betonte die Fruchtbarkeit des Dialogs mit Gemeinden und Bürgern. So gehe die Unterquerung des Inns vor Niederaudorf auf Vorschläge von Bürgern zurück. Allgemein sei die Akzeptanz für den Brennernordzulauf gestiegen.

Zum Thema: Erster Feldgottesdienst an geplanter Nordzulauftrasse in Stephanskirchen

Das sieht Thomas Riedrich von der Initiative Brennerdialog Rosenheimer Land anders. Den Zusicherungen für Tunnellösungen traut er nicht. Er sieht auch kein Nachlassen des Widerstands gegen die Trassenpläne. Dass einige Initiativen in nun nicht mehr direkt betroffenen Gemeinden ihre Aktivitäten heruntergefahren haben, „darf man mit Akzeptanz nicht verwechseln“.

Diskussion in Tuntenhausen und Großkarolinenfeld

Als einfacher zu planen erachtet die Bahn offenbar das nur zwölf Kilometer lange nördliche Reststück bis Grafing. Vertreter der Gemeinden drängen jedoch auf zahlreiche Verbesserungen.

„Eine Trasse ist nur so lange unkompliziert, so lange sie nicht in einem Plan fixiert ist“, sagt Bernd Fessler, Bürgermeister von Großkarolinenfeld, der auch die Entwicklung im Norden argwöhnisch beobachtet. Er pocht auf den unterirdischen Verlauf der Trasse bei seiner Gemeinde. Die Regierung von Oberbayern habe die Bahn schließlich mit der Prüfung dieser Lösung beauftragt. „Die Bahn“, so sagt Fessler, „täte gut daran, die Prüfung  nicht irgendwie larifari vorzunehmen.“

„Immens betroffen“ seien auch Tuntenhausen und Ostermünchen, sagt Hans Thiel, der 42 Jahre lang Gemeinderat gewesen war und nun Tuntenhausen an der Seite von Bürgermeister Weigl gegenüber der Bahn vertritt.

Wegen der geplanten Auflassung des Ostermünchner Bahnhofs, aber auch wegen der Auswirkungen auf landwirtschaftliche Grundstücke und die Sportanlagen „lassen wir an der violetten Trasse kein gutes Haar“.

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