Sechs der infizierten Heimbewohner, fünf davon vollständig geimpft, mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mit ein Grund, weshalb Gesundheitsamtsleiter Dr. Wolfgang Hierl dringlich zu Auffrischungsimpfungen rät angesichts des nachlassenden Impfschutzes.
Die dramatische Lage spiegelt sich auch in den Todeszahlen wider: Im Verlauf dieser Woche wurden zwölf weitere Corona-Todesfälle gemeldet (Vorwoche: 15). Neun der Verstorbenen waren über 80 Jahre alt, die übrigen in der Altersgruppe zwischen 60 und 80. Sechs waren in einem Heim betreut worden. Die Gesamtzahl der registrierten Corona-Toten steigt damit auf 595 Personen in Stadt und Landkreis.
Höchst angespannt ist die Klinik-Lage in der Region. Allein in den Romed-Kliniken wurden Stand Freitag, 19. November, 7.30 Uhr, insgesamt 115 Covid-Patienten (davon fünf Verdachtsfälle) behandelt. 20 Patienten befinden sich auf Intensivstation, sieben müssen beatmet werden. Hinzu kommen im Rettungsdienstbereich weitere zehn Intensivpatienten sowie 45 Covid-Patienten in stationärer Behandlung (gesamt 165; Vorwoche: 136).
Die Kliniken geraten damit eigenen Aussagen zufolge an ihre Kapazitätsgrenzen. Patienten müssen am laufenden Band abverlegt werden. Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram erklärte diesbezüglich gegenüber den OVB-Heimatzeitungen: „Patienten, die derzeit mit einer schweren Covid-Erkrankung auf Intensivstation ins Klinikum Rosenheim kommen, können fast sicher sein, dass ihre Behandlung nicht in Rosenheim enden wird. Sie müssen damit rechnen, möglicherweise bis nach Frankfurt an der Oder oder Bremen abverlegt zu werden.“
Die prekäre Lage verdeutlich auch Gesundheitsamtsleiter Hierl in seiner aktuellen Einschätzung: „Die Lage in Stadt und Landkreis ist dramatisch. In der letzten Woche sind die Fallzahlen in der Region noch einmal förmlich explodiert. Ich sehe diese Entwicklung vor dem bevorstehenden Winter mit großer Sorge.“
Bereits jetzt ließen sich die Infektionsketten in der Bevölkerung mit den zur Verfügung stehenden Infektionsschutzmaßnahmen kaum mehr unterbrechen und Nachverfolgungen von Fällen und Kontaktpersonen weitgehend nicht mehr durchführen, betont der Behördenleiter. Das Gesundheitsamt konzentriere sich im Wesentlichen auf sensible Einrichtungen wie Heime, Kliniken, Schulen und Kitas. Hierl weiter: „Aufgrund der extrem hohen Infektionsaktivität und der unterdurchschnittlichen Impfrate steht zu befürchten, dass in der Region im Winter daher eine bislang noch nicht dagewesene Welle an Infektionen und Erkrankungen bevorsteht. Dies wird unweigerlich zu einer weiteren krisenhaften Belastung der Kliniken führen und kann, wenn nicht noch gesetzgeberisch umgesteuert wird, auch einen Kollaps der Kapazitäten der Intensivstationen in Stadt und Landkreis verursachen.“
Hierl unterstreicht: „Eine Trendwende mit einem Brechen der Welle und damit einer Entwarnung für unsere Kliniken lässt sich für unsere Region nur durch einschneidende Maßnahmen erreichen.“ Dazu zählt er neben konsequenten 2G-plus-Regelungen das Untersagen von Veranstaltungen sowie weitgehende Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum für Ungeimpfte. Und: eine Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeheimen.
Die Impfquote in der Region ist nach wie vor unterdurchschnittlich mit 59,4 Prozent Erstgeimpften und 58,4 Prozent Zweitgeimpften sowie 16 235 Booster-Impfungen. Die bundesweite Impfquote liegt bei 67,9, die bayernweite bei 65,9 Prozent (Zweitimpfung). Der erfreuliche Aspekt: Laut Gesundheitsamt ist ein deutlicher Anstieg bei der Nachfrage nach Impfungen zu verzeichnen, e auch bei den Erstimpfungen. Um längere Wartezeiten zu vermeiden, wird daher eine Terminvereinbarung empfohlen.
Jeder impfwillige Bürger ab zwölf Jahren erhält direkt nach der Registrierung die Möglichkeit zur Vereinbarung eines Impftermins im Impfzentrum. Weiterhin dürfen sich alle Bürger für die Impfung unter www.impfzentren.bayern registrieren, ausnahmsweise auch telefonisch unter der Rufnummer 08031/ 365 8899. Auf diesen Wegen können Termine für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen vereinbart werden. Impfungen im Impfzentrum können auch ohne vorherige Terminvereinbarung durchgeführt werden, in dem Fall ist jedoch mit Wartezeiten zu rechnen. Das Impfzentrum Rosenheim ist nun täglich von 8 bis 17 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 21 Uhr, geöffnet. Derzeit werden die Kapazitäten des Impfzentrums Rosenheim erweitert.