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„Affenzirkus“ und „Frechheit“: Nun ärgern sich drei Mütter über die Gemeinde und Schule

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Von: Paula L. Trautmann

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Veronika Wimmer mit ihrem Sohn Ludwig und Tochter Antonia in der Kolbermoorer Straße in Großkarolinenfeld. Die Mutter sieht den Schulweg als zu gefährlich an. Der Großkarolinenfelder Bürgermeister Bernd Fessler sieht das anders.
Veronika Wimmer mit ihrem Sohn Ludwig und Tochter Antonia in der Kolbermoorer Straße in Großkarolinenfeld. Die Mutter sieht den Schulweg als zu gefährlich an. Der Großkarolinenfelder Bürgermeister Bernd Fessler sieht das anders. © Hadersbeck/re

Erst darf Veronika Wimmers Sohn Ludwig plötzlich nicht mehr mit dem Schulbus fahren. Dann bezeichnet der Großkarolinenfelder Bürgermeister Bernd Fessler ihr Kind als Schwarzfahrer. Nun kritisieren zwei weitere Mütter die Kommunikation von Gemeinde und Schule.

Großkarolinenfeld - Veronika Wimmers Ärger lässt nicht nach. Ihr Sohn Ludwig durfte die ersten drei Monate des Schuljahres mit dem Bus fahren. Vor den Faschingsferien informierte der Busfahrer einige Kinder, dass sie am nächsten Tag nicht mehr einsteigen dürfen. Diese Schüler wohnen innerhalb eines Zwei-Kilometer-Radius von der Schule entfernt. Erst ab zwei Kilometern dürfen Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse mit dem Schulbus fahren.

Bürgermeister bezeichnet Kinder als Schwarzfahrer

Der Großkarolinenfelder Bürgermeister Bernd Fessler hat die Art der Kommunikation wie folgt erklärt: „Wir wissen ja gar nicht, wen der Busfahrer schwarz mitgenommen hat. Sollen wir einem Schwarzfahrer sagen, dass er nicht mehr mitfahren darf?“

Gab es eine Liste?

Diese Aussage empört Veronika Wimmer: „Ich finde es grob, dass das als Schwarzfahren gilt. Wir haben uns nicht in den Bus reingeschlichen.“ Denn der Mutter zufolge hat es eine Liste gegeben. Sowohl die Kinder mit Anspruch auf Schulbusbeförderung, als auch die ohne seien darauf gestanden. Die Schule habe gewusst, wer im Bus mitgefahren ist. Wimmer geht davon aus, dass auch die Gemeinde von der Liste wusste. „Davon weiß ich nichts“, sagt jedoch Bürgermeister Fessler.

Auch Sven Riedel, Rektor der Max-Joseph-Schule, weiß von nichts: „Ich habe mit den Listen nichts zu tun gehabt.“ In der Schulverwaltung hat es laut Riedel einen Vermerk auf einer Liste mit den Schülern ohne Anspruch gegeben, die gerne im Bus mitgefahren wären. Von mehr wisse er nicht.

Lehrkraft hat Eltern auf Beförderung hingewiesen

Doch nun bestätigen zwei weitere Mütter, dass die Schule wusste, welche Kinder ohne Anspruch auf Beförderung mit dem Bus gefahren sind. „Eine Lehrkraft hat uns am Anfang vom Schuljahr sogar darauf aufmerksam gemacht, dass der Busfahrer kulanterweise auch Kinder ohne Anspruch mitnimmt“, sagt eine der beiden Mütter. Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, da sie Beamtin ist und Folgen fürchtet.

„Das ist eine Frechheit“

Die Frau kritisiert die Aussage des Bürgermeisters: „Es ist wirklich der Hammer, dass er Kinder als Schwarzfahrer bezeichnet.“ Besonders, da der Schule bekannt gewesen sei, dass die Kinder mitfahren. Auch Christina Engelhardt, die andere Mutter, ist empört: „Das ist eine Frechheit.“ Die Gemeinde veranstalte einen „Affenzirkus“.

Engelhardts sechsjähriger Sohn hatte keinen Anspruch auf Beförderung - zwei Nachbarkinder schon. Also hat sie sich beschwert. Weder von der Gemeinde noch von der Schule habe sie eine Antwort auf ihre Mails und Anrufe bekommen, sagt sie. Ihr sei lediglich mitgeteilt worden, dass die Mail „nicht gut ankam“. Es dauerte, bis sich ein Mitarbeiter der Gemeinde Zeit nahm und den Schulweg mit ihr ausmaß. Das Ergebnis: 2008 Meter. Nun darf ihr Kind offiziell mit dem Bus fahren.

„Eine gut befahrene Straße“

Christina Engelhardt ist erleichtert, denn wie Veronika Wimmer sieht sie die Kolbermoorer Straße als gefährlich an. Der Bürgermeister sieht das anders, doch laut Wimmer widerspricht er sich: Erst hat Bernd Fessler die Kolbermoorer Straße als ungefährlich beschrieben, dann als stark befahrene Hauptverkehrsachse. „Das ist eine gut befahrene Straße.“ Das sagt Alexander Strickner von der Polizeiinspektion Bad Aibling.

Im Zeitraum vom 1. Januar 2019 bis zum 20. März 2023 hat die Polizei dort 13 Unfälle registriert, sechs davon mit verletzten Menschen und sieben mit Sachschaden. Kleinere Unfälle von „Parkplatzremplern“ seien nicht eingerechnet. Die meisten Unfälle sind Strickner zufolge an der Kolbermoorer Straße, Ecke Harthauser Straße passiert. „Das ist aber noch kein Unfallschwerpunkt oder Unfallgefahrenpunkt“, sagt der Polizist.

Baustellenfahrzeuge parken auf dem Gehweg

Veronika Wimmer ist ein Unfall vor zwei Jahren im Gedächtnis geblieben. Dabei sei ein Kind unter ein Auto gekommen und habe sich ein Bein gebrochen. Ein ähnliches Schicksal will die Mutter ihrem Sohn ersparen. Doch oft seien drei Baustellenfahrzeuge hintereinander geparkt, ihr Sohn müsse dann über die Straße ausweichen. „Aber da fahren morgens durchgängig Autos“, sagt sie.

Lastwagen und Autos blockieren laut Veronika Wimmer regelmäßig die Kolbermoorer Straße und gefährden den Schulweg der Kinder.
Lastwagen und Autos blockieren laut Veronika Wimmer regelmäßig die Kolbermoorer Straße und gefährden den Schulweg der Kinder. © Wimmer
Nicht nur Autos parken auf dem Gehweg an der Kolbermoorer Straße, auch Bagger von Bauunternehmen.
Nicht nur Autos parken auf dem Gehweg an der Kolbermoorer Straße, auch Bagger von Bauunternehmen. © Wimmer

Bürgermeister Fessler möchte die Verantwortlichen der Baustellen nun darauf aufmerksam machen, nicht mehr auf dem Gehweg zu parken. Die Hausbesitzer sollen Firmen und Handwerker informieren. Wenn Fahrzeuge den Schulweg blockieren, sei das „natürlich blöd“ für die Kinder.

Allerdings gebe es dieses Problem nicht nur in dem Bereich der Kolbermoorer Straße, sondern in der ganzen Gemeinde, sagt Fessler. Er könne jedoch nicht jeden Bauherren in Großkaro anschreiben, um ihn an die Straßenverkehrsordnung zu erinnern: „Da komme ich nicht mehr nach.“

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