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Hochwasser im Westen: So hilft die Region Rosenheim

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Von: Jens Kirschner

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Bei den Bildern aus dem Westen Deutschlands werden unter anderem in Kolbermoor schreckliche Erinnerungen wach. Dort wurden 2013 weite Teile der Stadt überflutet, wie dieses Archivbild zeigt.
Bei den Bildern aus dem Westen Deutschlands werden unter anderem in Kolbermoor schreckliche Erinnerungen wach. Dort wurden 2013 weite Teile der Stadt überflutet, wie dieses Archivbild zeigt. © picture alliance / dpa

Die ersten Helfer aus der Region haben sich auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen gemacht: Mitglieder des Tauchtrupps der Kreiswasserwacht des BRK Rosenheim sind inzwischen in Mönchengladbach angekommen. Andere Hilfsorganisationen halten sich bereit und rechnen damit, in den nächsten Wochen nachzurücken.

Rosenheim – In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und des Bundeslandes Rheinland-Pfalz herrscht nicht nur Land unter. Dort hat der Dauerregen beschauliche Flüsse wie die Ahr in reißende Ströme verwandelt, die ganze Bauten niedergerissen haben. Stand gestern sind in beiden Bundesländern mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.

Tauchtrupp angefordert

Bayern hat inzwischen seine Hilfe angeboten, und inzwischen sind auch schon Kräfte aus der Region im Raum Mönchengladbach angekommen. Schon seit Freitag vergangener Woche halten sich Einheiten der Kreiswasserwacht Rosenheim des BRK nach einer Vor-Alarmierung in Bereitschaft. Am Donnerstagabend ging es los: Der Tauchtrupp der Hilfsorganisation wurde angefordert und trat noch in der Nacht die Fahrt nach Nordrhein-Westfalen an.

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Für die Kräfte bedeutet dies, sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten, in denen sie zum Einsatz kommen könnten: Personen bergen und evakuieren, Deiche absichern, aber auch zerstörte Infrastruktur ersetzen – beispielsweise wenn sie bei zerstörten Brücken einen Pendelverkehr mit Booten einrichten, um Personen vom einen zum anderen Ufer zu fahren.

Viele Szenarien berücksichtigen

Ein Blick auf die geflutete Niederhutstraße in Ahrweiler.
Ein Blick auf die geflutete Niederhutstraße in Ahrweiler. © Hecht

Für diejenigen Kameraden der Wasserwacht, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, war die Nacht auf Freitag kurz. Zwei Stunden Schlaf auf den Fahrersitzen mussten reichen. Auf den Großraum rund um die Stadt Mönchengladbach wird sich wohl auch ihr Einsatzgebiet erstrecken, wie der Sprecher der Rosenheimer Kreiswasserwacht, Stephan Braun, berichtet. Erst vor Ort erfahren sie, welche Aufgaben konkret auf sie zukommen.

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Die Luftrettungsspezialisten der Wasserwacht halten sich in Bereitschaft, derzeit bei der Polizeihubschrauberstaffel Bayern in München. Die Spezialisten müssen viele Szenarien berücksichtigen, wenn sie Menschen aus der Luft retten, sei es von Dächern, aus Fenstern oder eben direkt aus dem Wasser. Dabei müssen die Helfer auch immer ihre eigene Sicherheit im Blick haben. Denn gerade bei reißenden Strömungen droht Gefahr durch Treibgut oder Gefahrstoffe im Wasser.

Erinnerungen an Hochwasser in Rosenheim und Kolbermoor

Es werden Erinnerungen wach an das jüngste große Hochwasser in Rosenheim und Kolbermoor im Jahr 2013: Damals, berichtet Wasserwacht-Sprecher Braun, hätte sich die Aufgabe der Luftretter jedoch darauf beschränkt, die Situation aus der Luft im Auge zu behalten.

Doch schon die räumliche Dimension zwischen damals und den Ereignissen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen macht deutlich, welche Herausforderungen auf hiesige Hilfsorganisationen noch zukommen könnten. Der Sprecher des Technischen Hilfswerks Rosenheim, Stefan Huber, rechnet damit, dass sich erst in den kommenden Tagen entscheidet, ob seine Kameraden auch zu Hilfe eilen müssen, um die Hochwasserschäden zu beseitigen.

Überblick über die Lage verschaffen

„Es braucht eine Zeit, bis so eine Hilfsmaschinerie in Gang kommen kann“, schildert er. Je größer das Schadensereignis, desto länger bräuchten die Katastrophenbekämpfer vor Ort, um sich einen Überblick über die Lage verschaffen und sinnvoll Kräfte nachalarmieren zu können.

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Sollte es für die Helfer des THW tatsächlich zum Einsatz kommen, heißt es für diese erst mal, ihr Marschgepäck zusammenzupacken. Denn für eine Woche – bis die Ablösung kommt – müssen sie sich dann darauf einrichten, die Nächte eher spartanisch auf Feldbetten oder in den Fahrzeugen der Organisation verbringen zu müssen.

Noch kein Hilfsauftrag auf dem Tisch

Auch der Kreisbrandrat des Landkreises Rosenheim, Richard Schrank, hat bislang keinen Hilfsauftrag für seine Kameraden auf dem Tisch liegen. Er weiß aber über die Hilfeersuchen aus den beiden westlichen Bundesländern und hat seine Einheiten entsprechend darüber informiert, was noch kommen könnte.

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Diese zumindest hätten Einsatzbereitschaft gemeldet. Doch auch das Hochwassergeschehen müsse man im Auge behalten, findet Schrank.

Wasser zerstört Brücken

Der Bad Aiblinger OVB-Mitarbeiter Uwe Hecht ist selbst vom Hochwasser im Westen Deutschlands betroffen. Er besitzt ein Haus in der betroffenen Region in Ahrweiler, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Wasser drang mangels Keller direkt in Küche und Wohnzimmer seines Hauses.

Den Schaden am Mauerwerk des leer stehenden Gebäudes kann er noch nicht absehen. Doch er vermutet, dass es unbewohnbar geworden ist. Ahrweiler selbst sei geteilt, denn alle Brücken zur Stadtmitte seien ganz oder teilweise zerstört. Bisweilen sei der Pegel der Ahr in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag innerhalb von 20 Minuten auf drei Meter gestiegen.

Die Hochwassergefahr in Rosenheim:
Eine akute Gefahr sieht das Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt derzeit nicht für die Region. Dennoch: „Aufgrund der vorhergesagten Niederschläge, insbesondere Gewitter können vor allem kleine Gewässer über die Ufer treten, zum Beispiel Wildbäche“, antwortet die Behörde auf Anfrage. Die vorhergesagten Niederschläge führten dort wohl zu deutlichen Anstiegen der Pegelstände. „Ein Überschreiten von Hochwassermeldestufen ist nicht ausgeschlossen.“
Das Amt empfiehlt, die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes zu beachten. Ein Ereignis wie das Mangfall-Hochwasser 2013 sei bislang nicht zu erwarten. „Eine Prognose, wann ein derartiges Hochwasser an der Mangfall wiederkehrt, kann nicht gegeben werden.“
Gerade nach 2013 sei der Hochwasserschutz im Mangfalltal massiv ausgebaut worden. „Ein Ereignis wie 2013 würde heute schadlos abfließen können. Dennoch gilt, dass jeder bauliche Hochwasserschutz endlich ist und es auch zu Ereignissen kommen kann, welche die Hochwasserschutzanlagen überlasten.“

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