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Wenn der Rettungswagen zu lange braucht - Das sind die Gründe und was dagegen getan wird

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Von: Martin Lünhörster

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Um künftig schneller am Einsatzort zu sein, hat der Zweckverband der Rettungskräfte in Rosenheim eine Studie vorgestellt.
Um künftig schneller am Einsatzort zu sein, hat der Zweckverband der Rettungskräfte in Rosenheim eine Studie vorgestellt. © fib/Eß/Lünhörster

Immer mehr Menschen rufen einen Rettungswagen. In der Folge sind die Einsatzkräfte oft stark ausgelastet und es dauert länger, bis sie am Einsatzort ankommen. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim (ZRF) hat aber Pläne, wie sich das in Zukunft ändern soll.

Rosenheim - Zwölf Minuten - so lange sollte es dauern, bis nach dem Ausrücken der Rettungswagen vor Ort ist. So will es das Gesetz. Tatsächlich liegt die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte oft über der vorgegebenen Zeit. 80 Prozent aller Fahrten sollten eigentlich innerhalb dieser Zeit ihr Ziel erreichen. So gut wie alle Versorgungsgebiete im Rettungsdienstbereich Rosenheim schaffen diese 80 Prozent nicht.

Hinzu kommt, dass seit März 2022 eine deutliche Zunahme der Krankentransporte hinzu kam, die sich bis heute auf einem sehr hohen Niveau eingependelt hat. Das wird derzeit durch eine Erhöhung der Vorhaltestunden gelöst, also die Zeit, in der ein Rettungswagen zur Verfügung steht. Diese Maßnahme ist allerdings befristet und läuft Ende März 2024 aus. 

Aber selbst mit dieser Ausweitung hat sich laut einer aktuellen Studie des Zweckverbands nicht die gewünschte Verbesserung eingestellt.

Umstrukturierung und mehr Stunden sollen die Lösung bringen

Diese Studie stellt aber auch Lösungsansätze für alle Versorgungsbereiche vor. Im nördlichen Landkreis soll auf halber Strecke zwischen Wasserburg und Rosenheim ein neuer Stellplatz für einen Rettungswagen in verkehrsgünstiger Lage an der B15 geschaffen werden. Damit sollen die Bereiche Bad Endorf und Wasserburg entlastet werden. Beide liegen derzeit unter der 80-Prozent-Marke mit 76,8 Prozent im Bereich Bad Endorf und 74,1 Prozent in Wasserburg. Damit ist Wasserburg Schlusslicht im Landkreis. Mit der Schaffung des neuen Stützpunktes soll sich das aber nun ändern. „74,1 Prozent in Wasserburg ist schlecht”, sagte Christof Vornberger aus dem Bereich Einsatz im ZRF. „Ein weiteres Fahrzeug in Griesstätt oder Rott hilft bei der Unterstützung und bei der Entlastung.”

Tuntenhausen muss oft besonders lange warten

Besonders in Tuntenhausen müssen die Bürger oft weit länger als 12 Minuten auf einen Rettungswagen warten. Aus diesem Grund empfiehlt die Studie die Verlegung des Rettungswagens aus Bad Aibling in den Norden des Stadtgebietes bei Ellmosen. Da in der Nachbarstadt Kolbermoor ebenfalls ein Stützpunkt ist, dürften sich daraus keine Nachteile für Bad Aibling ergeben, aber Vorteile für die Menschen von Tuntenhausen bis Großkarolinenfeld. Für die Verlegung ist ein Probezeitraum von zwei Jahren geplant, danach wird neu bewertet.

Besserung für das Inntal?

Auch im Inntal soll ein Rettungswagen verlegt werden. Der Versorgungsbereich Flintsbach hat zwei Standorte für Rettungswagen. Einen eben in Flintsbach, der andere steht in Kiefersfelden. Durch den für das Inntal abgelegenen Standort in Kiefersfelden ist es den Rettungskräften meist nicht möglich, innerhalb der zwölf Minuten in Gemeinden wie Nußdorf, Flintsbach oder Brannenburg zu sein. Deswegen soll der Rettungswagen von Kiefersfelden nach Oberaudorf an die Autobahn verlegt werden. Auch hier erst einmal für den Probezeitraum von zwei Jahren. 

Guter Wert für Stadt Rosenheim 

Die Stadt Rosenheim ist der einzige Bereich, der die Zwölf-Minuten-Marke in 88,6 Prozent aller Fälle erreicht. Dennoch soll auch hier nachgebessert werden. Um eine gute flächendeckende Versorgung auch zu Spitzenzeiten gewährleisten zu können, soll eine der bestehenden Rettungswachen im Norden der Stadt in den Bereich von Westerndorf St. Peter verlegt werden. Im Süden, bei Aising, soll wiederum ein neuer Standort entstehen. Der Westen der Stadt wird weiterhin durch die Rettungswache in Kolbermoor versorgt und der Osten des Stadtgebietes von der bestehenden Rettungswache des BRK in der Tegernseestraße. 

Ketteneffekte bei Rettungseinsätzen

Dabei sollten auch die vom Zweckverband sogenannten Ketteneffekte zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen berücksichtigt werden. Ist ein Rettungswagen bei einem Einsatz unterwegs, wird für einen weiteren Einsatz ein Rettungswagen aus einem anderen Versorgungsgebiet alarmiert. In der Folge sinkt dann die Verfügbarkeit in dem anderen Gebiet und es entstehen Engpässe Deswegen sollen künftig die Stunden, in denen die Rettungskräfte zur Verfügung stehen, erhöht werden, um gleichzeitig mehrere Einsätze parallel durchführen zu können. 

Unnötig den Rettungswagen gerufen und überfüllte Notaufnahmen

Eines der grundlegenden Probleme für die vielen, eigentlich zu vielen Einsätze, ist der oft unnötige Ruf nach einem Krankenwagen, heißt es von Seiten des Ärztlichen Dienstes. Sei es nur eine vergleichsweise harmlose Erkrankung oder Verletzung, oft wird dennoch der Notruf gewählt. Manche wollen auf diese Weise auch längere Wartezeiten im Krankenhaus vermeiden. In der Folge steigen die Einsätze der Rettungskräfte immer weiter an. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt 700 Einsätze pro Woche gefahren. Im Mai 2022 es sogar 1200 Einsätze in einer einzigen Woche. „Das war nicht mehr zu leisten”, so Christof Vornberger.

„Es gibt keinen Maßstab dafür, was richtig oder falsch ist”, sagt der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Michael Städler. Aber es gäbe „eigentlich reichlich Alternativen zu einem Rettungswagen.” 

Auch abseits der unnötigen Einsätze ist die Zahl der Fahren deutlich gestiegen, auch sehr zu Lasten der Krankenhäuser und Notaufnahmen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Notaufnahme des RoMed Klinikums die zweitmeisten Zuweisungen in Oberbayern. Nur die Klinik Rechts der Isar in München hatte mehr. Das führte dazu, dass mehrfach die Notaufnahmen überlastet waren und kurzfristig gesperrt werden mussten. „Die Kliniken haben die Patienten trotzdem untergebracht, aber unter größten Kraftanstrengungen”, heißt es von Seiten der Fachleute.

Neue Meldeplattform für Daxenfeuer

Nicht nur die Krankenwagen müssen oft ausrücken, ohne dass es wirklich notwendig gewesen wäre. Die Feuerwehren haben mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen. Oft werden auf Privatgrundstücken Altholz und Holzabfälle verbrannt, sogenannte Daxenfeuer. Hier kommt es meist zu einer starken Rauchentwicklung, was regelmäßig zur Alarmierung der Feuerwehren führt. Auch größere Grillschalen oder Brauchtumsfeuer, wie Petersfeuer oder Osterfeuer, führen oft zu Falschmeldungen bei den Leitstellen und unnötigen Einsätzen.

Geplante Feuer einfach und kostenlos online melden

Um die Zahl dieser unnötigen Meldungen zu reduzieren, hat der Landkreis eine neue Plattform eingerichtet. Unter daxenfeuer.de kann jeder das geplante Feuer kostenlos und einfach online bei der Integrierten Leitstelle Rosenheim melden. Stefan Ertl, der Leitstellenleiter in Rosenheim sagte auf der Verbandsversammlung: „Bis Mitte März wurden schon 128 Nutzfeuer gemeldet. So konnten über 100 Feuerwehralarmierungen vermieden werden.”

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