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Heißer Blockabfertigungs-Herbst steht bevor: Bayerns Wirtschaft erhöht Druck bei Brenner-Nordzulauf

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Von: Michael Weiser

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Schiene statt Straße: Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft macht sich Gedanken, wie man den Brenner-Transit günstiger für Mensch und Umwelt gestaltet. Ist die Rollende Landstraße ein Ausweg?
Schiene statt Straße: Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und deren Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt (kleines Bild) machen sich Gedanken, wie man den Brenner-Transit günstiger für Mensch und Umwelt gestaltet. Ist die Rollende Landstraße ein Ausweg? © LKZ Prien GmbH/ibw/Bildmontage Re

Wie den Brenner vom Güter-Transit entlasten und damit die Anwohner im Inntal und Wipptal vom Verkehrswahnsinn? Die Wirtschaft sucht nach Antworten für den „Klimafreundlichen Brenner-Transit“. Soviel ist klar: Die Umsetzung wird nicht einfach. Und klappt nicht vor dem Herbst der Blockabfertigungen.

Prien - Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) will mit dem Projekt „Klimafreundlicher Brenner-Transit“ Möglichkeiten für eine Verlagerung auf die Schiene im Alpentransit aufzeigen. Erste Ergebnisse des vom Bayerischen Verkehrsministerium geförderten Projektes zeigen nach Angaben des Verbands Lösungswege auf. Und die betreffen auch die Region Rosenheim. Vor allem wenn es um die Umsetzung des Jahrhundert-Projekts Brenner-Basistunnel.

Längere Transportzeiten, unpünktliche Güterzüge, hohe Kosten im kombinierten Verkehr: Das sind nach den Worten von vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt Gründe, warum Transportunternehmer nicht mehr Güter auf der Schiene transportieren.

„Wir brauchen daher nicht nur einen schnelleren Streckenausbau und mehr Terminalkapazitäten, sondern auch eine Verbesserung bei Kostenstrukturen und transparentere Informationsmöglichkeiten“, sagt Brossardt.

Mobilität und Umwelt - wie passt das zusammen?

Wichtig sei der Ausgleich zwischen dem Bedarf nach Mobilität und dem Schutz der Umwelt. Den Ergebnissen der Umfrage zufolge wird die Route über den Brenner von den meisten Unternehmen der verladenden Industrie- und Handelsunternehmen weiterhin aufgrund ihrer Kürze favorisiert. Jedoch sehen sich die Unternehmen in ihrem Tagesgeschäft mit Blockabfertigungen, Staus und Baustellen sowie einem allgemein hohen Verkehrsaufkommen konfrontiert.

Auch der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) betonte, dass es notwendig sei, den Brenner-Transit durch eine stärkere Verlagerung von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene umweltfreundlicher zu gestalten. „Denn es geht einerseits um den Schutz des sensiblen Alpenraumes und der Anwohner des gesamten Korridors zwischen München und Verona“, sagte Bernreiter, „anderseits um die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsverkehrs und erträgliche Arbeitsbedingungen für die Lkw-Fahrerinnen und Fahrer.“

Ministerium will Wirtschaft und Logistiker mit Voraussetzungen vertraut machen

Bayern arbeitet nach den Worten Bernreiters seit geraumer Zeit mit unterschiedlichen Akteuren an Lösungen. „In dem von uns aktuell geförderten Projekt der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft werden nun Industrie und Handel angesprochen, um mehr Güter auf die Schiene zu bringen.“ Dazu müssten sie mit den notwendigen Voraussetzungen der Verlagerung auf die Schiene vertraut gemacht werden. Nur so könnten sie ihre Möglichkeiten im Sinne eines nachhaltigen Transports ausschöpfen.

Aufgrund der Blockabfertigung an der Grenze zwischen Bayern und Österreich leiden die Unternehmen unter langen Staus und Wartezeiten und haben entsprechende wirtschaftliche Einbußen zu verzeichnen. „Die Warenverkehrsfreiheit in Europa wird massiv eingeschränkt“, sagte Bertram Brossardt. Nicht nur die Blockabfertigung, sondern auch das sektorale Fahrverbot und Nachtfahrverbot müssten beendet werden, hierfür müsse sich auch die EU einsetzen“, sagte der vbw-Hauptgeschäftsführer.

Schnellerer Ausbau der Zulaufstrecken notwendig

Für die Verlagerung des Güterwarenverkehrs auf die Schiene im Alpentransit ist nach Ansicht des vbw auch ein schnellerer Ausbau der Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel notwendig. „Die zügige Fertigstellung wird der Wirtschaft Planungssicherheit geben und gleichzeitig Umwelt sowie die vom Durchgangsverkehr betroffenen Anwohner entlasten“, betonte Brossardt.

Bahn: Unternehmer pochen auf Qualität und Pünktlichkeit

Federführend bei dem Projekt ist das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien. Ziel ist es, Empfehlungen zu erarbeiten, wie heute schon eine Verlagerung von Verkehren auf die Schiene erleichtert werden kann. Nach den Worten von LKZ-Geschäftsführerin Dr. Petra Seebauer hätten die Transportunternehmer sowohl in einer Umfrage als auch in Gesprächsrunden eine deutliche Erhöhung von Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit auf der Schiene gefordert. Genauso wichtig seien aber auch ein enges Zusammenspiel der beiden Verkehrsträger Straße und Schiene sowie insgesamt aller Akteure.

Der Katalog der Forderungen ist lang. Verbessern müssten sich etwa die Rahmenbedingungen. Noch sei der Aufwand für Planung und Disposition zu groß für effiziente und nachhaltige Lösungen im Kombinierten Verkehr. Weitere Voraussetzungen seien transparente Kostenstrukturen auf dem Niveau des Güter-Transports auf der Straße, politische Anreize für die Ertüchtigung privater Gleisanschlüsse sowie einfache und barrierefreie Zugänge zum Schienennetz.

Aiwanger fordert vom Bund Unterstützung

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert nicht nur eine „Pünktlichkeitsoffensive“ er bringt auch einen neuen Ansatz ins Gespräch. Die Bahn sei für Spediteure „gleichzeitig zu teuer und zu unzuverlässig“, wie er auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen sagte.

Sein Vorschlag daher: Der Bund solle den Schienen-Güterverkehr genauso subventionieren wie den ÖPNV, auch auf kürzeren Strecken ab Süddeutschland. „Das würde sich angesichts der Energiekrise gleich doppelt auszahlen. Denn wenn schon über autofreie Sonntage und Tempolimit diskutiert wird, um Sprit zu sparen, wäre es höchste Zeit, auch Lkw von der Straße auf die Schiene zu verlegen.“ Deswegen habe er auch schon im Juni an Bundesverkehrsminister Volker Wissing geschrieben. Gleichwohl habe der auf den Vorschlag noch nicht reagiert. Aiwanger: „Der Brenner ist für Berlin offensichtlich zu weit entfernt.“

Kalender des Grauens: Weitere Termine für die Blockabfertigung

Brenner, Transit und Blockabfertigung: Das hört sich nach viel Arbeit für die Wirtschaft, aber auch die Politik an - und zwar nicht nur für die in Bayern. Während sich die Akteure über Etappenziele klar zu werden versuchen, „dosieren“ die Tiroler weiterhin den Verkehr. Immerhin - vor der Region liegen noch eineinhalb Monate relativer Ruhe. Denn erst am 4. Oktober geht es wieder weiter.

Für das laufende Jahr haben die Österreicher noch diese 13 Termine bekanntgegeben:

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