Am Montagabend kam es im Gemeindegebiet von Halsbach (Landkreis Altötting) zu einem unwetterbedingten Unfall. Gegen 21.15 Uhr krachten auf der Kreisstraße AÖ10 bei Aderleiten zwei Autos aufeinander, nachdem das vorausfahrende Fahrzeug - der Fahrer war ein 25-jähriger Burghauser - wegen eines großen Astes auf der Fahrbahn abrupt bremsen und ausweichen musste. Ein 20-Jähriger aus Garching, der mit seinem Wagen hinter dem ersten Fahrzeug fuhr, erkannte dies zu spät und fuhr auf. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Allerdings entstand ein Sachschaden in Höhe von 15.000 Euro.
Inzwischen konnten alle Einsätze in der Region weitestgehend abgeschlossen werden. Fotos unserer Leser liefern jedoch einen guten Überblick darüber, wie stark das Unwetter am Montagabend über Südostbayern gewütet hat.
Heftiger Starkregen hat auch im Allgäu zu überspülten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Tiefgaragen geführt. Im Oberallgäu drückte es das Wasser teils aus den Kanaldeckeln auf die Straße. An kleineren Bergstraßen wurden teils Geröll und Steine auf die Fahrbahn gespült.
Am heftigsten war es wohl im Raum Rettenberg/Sonthofen: Hier wurden teils Autos von den Fluten mitgerissen. Die Polizei sprach am Abend gegenüber “Radio AllgäuHIT” von 76 Einsätzen, die allein bei der Polizei aufgelaufen sind. Bei der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Kempten (ILS Allgäu) dürfte diese Zahl noch deutlich höher liegen. Der Hochwassernachrichtendienst meldete, dass binnen einer Stunde etwa 70 Liter Regen pro Quadratmeter in Sonthofen vom Himmel fielen. Erwartet worden waren etwa 40 Liter pro Quadratmeter.
Nach den heftigen Unwettern haben am Dienstagmorgen in der Region die Aufräumarbeiten begonnen. Vereinzelt sind Feuerwehr und andere Hilfskräfte noch im Einsatz. Starker Regen hatte im Allgäu und im Landkreis Rosenheim am Montagabend Straßen und Keller geflutet. Allein im Landkreis Rosenheim zählte der Krisenstab 340 Einsätze, an denen über 1000 Rettungskräfte beteiligt waren.
Im Bruckmühler Ortsteil Götting waren am frühen Dienstagmorgen noch etwa 250 Kräfte vor Ort, wie das Landratsamt Rosenheim mitteilte. Diese hätten in der Nacht mit Hochleistungspumpen große Mengen von Oberflächenwasser aus dem übervollen Goldbach abgepumpt. Im Landkreis war der Unwetteralarmplan ausgelöst worden, nachdem örtlich über 50 Liter pro Quadratmeter Regen gefallen waren.
Auch im Stadtgebiet von Rosenheim hatten die Feuerwehren ab etwa 20 Uhr alle Hände voll zu tun. Unzählige Keller und Tiefgaragen liefen voll. Straßen waren überflutet und umgestürzte Bäume blockierten Fahrbahnen. „Wir befinden uns gemeinsam mit den Rosenheimer Feuerwehren im gesamten Stadtgebiet im Dauereinsatz“, schrieben beispielsweise die Happinger Floriansjünger in der Nacht auf Facebook. Unter anderem waren diese auch in der Kufsteiner Straße im Einsatz, wo die Bahnunterführung der B15 heftig überflutet wurde.
Bevor das Unwetter am Montagabend in Richtung Mangfalltal und Rosenheim zog, ist es zunächst über den Landkreis Miesbach gefegt. Betroffen war erneut die Gemeinde Irschenberg. Auf der A8 (Rosenheim - München) kam der Verkehr zwischen den Anschlussstellen Irschenberg und Weyarn nach einem Hagelsturm zum Erliegen. Eine dicke Schicht aus Hagelkörnern lag auch Minuten nach dem Sturm noch auf dem Standstreifen der Autobahn, wie das Foto zeigt.
Starkregen, Hagel und Windböen fegten am Abend auch über Bad Endorf. Die Gullys in der Marktgemeinde konnten die Wassermassen teilweise nicht mehr fassen, so dass Wasser auch auf Kreuzungen stand. In anderen Bereichen des Ortes stand das Wasser über Unterbodenhöhe auf der Straße. Durchfahrende Autos peitschten es bis über das Autodach hoch.
Auch der Zugverkehr war durch das Unwetter teilweise erheblich beeinträchtigt. Neben der Sperrung der (Neben-)Strecke Rosenheim - Rohrdorf kam es auch auf der Hauptverbindung zwischen Rosenheim und Salzburg zu Störungen. In etwa auf Höhe Rimsting musste ein ICE der Deutschen Bahn längere Zeit anhalten, nachdem mehrere Bäume auf die Gleise gestürzt waren. Erst nachdem die Strecke von Einsatzkräften freigeräumt worden war, konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen. Erst gegen 3 Uhr am Morgen war die Strecke wieder befahrbar.
Das heftige Unwetter hat am Montagabend gegen 20 Uhr vor allem auch dem nördlichen Teil des Landkreis Miesbach gehörig zugesetzt. Es wurden mehrere Ortschaften unter Wasser gesetzt. Zudem gab es mehrere Murenabgänge auf Straßen, wie von vor Ort gemeldet wurde. Weil die Feuerwehrkräfte aus dem Landkreis nicht ausreichten, wurden weitere Kräfte aus dem Landkreis München hinzugezogen.
Insbesondere über dem Taubenberg, einem der Münchner Trinkwassergebiete, entluden sich derartige Wassermengen, dass es zu drei Seiten des Berges durch herabströmende Bäche zu Überflutungen kam. Betroffen waren unter anderem Stürzlham im Osten, Ober- und Mitterdarching im Norden sowie Warngau im Westen. Bis Sandsäcke zur Verfügung standen, bauten Landwirte in ihrer Not Dämme mit Stallmist. Noch nach Mitternacht liefen Sturzbäche durch die Straßen. Die zahlreichen Feuerwehren wurden durch das Technische Hilfswerk (THW) Miesbach unterstützt.
Auch die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land waren von den Unwettern teilweise betroffen. Eine genaue Zahl der Einsätze lag am Dienstagmorgen (27. Juli) noch nicht vor. Einen davon gab es in jedem Fall um kurz nach 21 Uhr auf der A8 (München - Salzburg) im Gemeindebereich von Anger. Dort stürzte ein etwa 20 Meter langer Baum auf einen Sattelzug aus Italien, der gerade auf dem Parkplatz „Angerer Berg“ parkte.
Der Fahrer, ein Italiener (50), der zum Unfallzeitpunkt im Führerhaus schlief, hatte Glück im Unglück und kam nach Polizeiangaben mit dem Schrecken davon. Lastwagen und die Ladung, mehrere Neuwagen, wurden jedoch erheblich beschädigt. Der Schaden wird auf mindestens 20.000 Euro geschätzt. Der umgestürzte Baum ragte übrigens auch in die rechte Fahrspur der Autobahn, so dass diese während der Aufräum- und Bergungsarbeiten gesperrt werden musste.
Im Landkreis Rosenheim ist am Abend der Unwetteralarm ausgelöst worden, wie das Landratsamt Rosenheim mitteilte. Dort sei ein Krisenstab mit Vertretern des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr, des THW, des Rettungsdienstes und der Berg- und Wasserwacht zusammengetreten. Rund 400 Einsätze wurden in Stadt und Landkreis gezählt. Insgesamt waren mehr als 1000 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rettungsdienst sowie Berg- und Wasserwacht im Einsatz. Hinzu kamen auch zahlreiche Einsätze im Nachbarlandkreis Miesbach.
Bäume waren umgestürzt und Straßen und Keller geflutet worden. Nach Angaben des Landratsamtes waren Tiefgaragen und Keller vollgelaufen. In Götting in der Gemeinde Bruckmühl sei zudem Wasser in eine Biogasanlage eingedrungen, hieß es. Im Laufe des Abends wurde Götting zum Einssatzschwerpunkt, rund 250 Kräfte waren allein hier im Einsatz. Neben dem Oberflächenwasser, das vom Irschenberg herunterfließt, drückte auch der Goldbach Wasser ins Wohngebiet. Der Krisenstab im Landratsamt Rosenheim hat zwei Unwetterzüge der Feuerwehr nach Götting geschickt, um vor Ort zu helfen.
In Bad Aibling stand das Wasser in einigen Straßen bis zu 1,50 Meter hoch in den Kellern. Das örtliche Reha-Zentrum (BfA-Klinik) wurde aus diesem Grund evakuiert. In Bad Endorf waren rund 80 Keller vollgelaufen. In der Tiefgarage der Raiffeisenbank standen etwa 7000 Kubikmeter Wasser. Im Bereich Stephanskirchen musste die Feuerwehr zu 32 Einsätzen ausrücken.
Auf der Zugstrecke Rohrdorf - Rosenheim hat ein Ast die Oberleitung beschädigt. In den Landkreisen Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen gab es insgesamt über 100 unwetterbedingte Einsätze, wie die Feuerwehr mitteilte. Zwei Menschen wurden den Angaben zufolge leicht verletzt, als ein Baum auf ihr Auto fiel.
Örtlich waren im Landkreis Rosenheim bis zu 50 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Hinzu kam örtlich Hagel und stürmischer Wind. Die Unwetterfront zog nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in nördlicher Richtung über ganz Schwaben in Richtung Oberbayern und Franken. Der Umfang der Überflutungen war zunächst noch nicht absehbar.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte zunächst für das Allgäu und auch andere Teile des Freistaats vor Unwettern gewarnt. Schwerer Starkregen mit bis zu 40 Litern Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit sowie Hagel und Sturm waren vorausgesagt. Ab dem späten Montagabend sollte sich nach Angaben der Meteorologen die Wetterlage entspannen. Für die nächsten Tage rechnen sie nur noch mit vereinzelten Schauern und Gewittern in Bayern.
Bereits am Wochenende hatten starke Unwetter vor allem in Oberbayern gewütet - in Eglfing im Landkreis Weilheim-Schongau kam dadurch nach Angaben der Polizei vom Montag sogar ein Mensch ums Leben. Der 57-jährige Jäger saß am Sonntagnachmittag in einem Waldstück auf einem Hochsitz, als dieser nach bisherigen Erkenntnissen von einer Windböe umgerissen wurde. Obwohl Ersthelfer und der Rettungsdienst den Verunglückten umgehend versorgten, erlag dieser noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen.
mh/mw
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