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Hotspot-Region Rosenheim: Jeder Dritte hat sich mit Corona infiziert

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Von: Michael Weiser

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Coronavirus - Intensivstation
Hohe Infektionszahlen, hohes Risiko: In der Region Rosenheim haben sich überdurchschnittlich viele Menschen mit Corona angesteckt. Nicht wenige mussten intensiv behandelt werden. © Matthias Balk

Von Beginn an galt Rosenheim als Hotspot-Region der Corona-Pandemie. Was die Zahlen untermauern - in der Region Südostoberbayern erkrankten mehr Menschen als im bayerischen und deutschen Durchschnitt. Und es starben mehr. Ausgerechnet ein Nachbar Rosenheims macht aber einen Ausreißer.

Rosenheim – Die Region Rosenheim ist kein Hotspot, zumindest im Augenblick nicht. Zwar liegen Stadt und Landkreis mit Siebentage-Inzidenzen von 2564,8, beziehungsweise 2556,2 weit über über dem, was man sich noch bei der Delta-Welle Ende vergangenen Jahres hatte vorstellen können.

Hotspot-Region Rosenheim
Weit über dem bayerischen und deutschen Schnitt: In der Region Rosenheim haben sich so viele Menschen angesteckt wie in wenigen anderen Gegenden. © Grafik Verena Klinger

Doch deutschlandweit führen andere Kommunen die Liste an: Wolfenbüttel steht mit 3694,7 an der Spitze, Bayerns Corona-Hotspot Nummer eins ist die kreisfreie Stadt Coburg mit 3347,0. Überhaupt stehen in Bayern nur zwei Kommunen unter 1000: Straubing und Landkreis München.

Kaum fassbar, bei welchen Werten Bayern im November 2020 alles dichtmachte: In der Stadt Rosenheim lag die 7-Tage-Inzidenz seinerzeit bei knapp über 250, als der Lockdown kam. Jetzt, bei Werten von über dem Zehnfachen vom Herbst 2020, ist Gesundheitsamtsleiter Dr. Wolfgang Hierl womöglich nicht der einzige, dem die Lockerungen demnächst als „kontraproduktiv“ erscheinen.

Große Teile der Bevölkerung infiziert

Der langfristige Vergleich offenbart, wie stark Corona die Region betroffen hat. Im Landkreis wie in der kreisfreien Stadt Rosenheim hat sich, gut 25 Monate nach dem ersten Auftreten des Virus hierzulande, statistisch gesehen jeder Dritte infiziert. Und das bei höherer Sterblichkeit als in anderen Regionen.

Allerdings hat die Zahl eine Unschärfe nach oben wie nach unten: Vor allem in der ersten Phase der Pandemie wurde mangels Tests bei weitem nicht nicht jeder Infizierte registriert – wie schon die Studie des RKI im Sommer 2020 in Bad Feilnbach zeigte. Die Zahlen könnten also noch wesentlich höher liegen. Auf der andern Seite aber haben sich viele Menschen aus der Region bereits zweimal infiziert.

Jedenfalls: Nach den Daten des RKI gehört Rosenheim zu den Gebieten in Deutschland, die sich im Eilmarsch dem Zustand der Durchseuchung nähernd, den man vor dem Auftreten der Omikron-Variante als „Herdenimmunität“ bezeichnete.

32,5 Prozent der Menschen im Landkreis haben sich bislang angesteckt, in der kreisfreien Stadt sind es 33,25 Prozent. Sogar bei der niedrigen Impfquote der Region wäre man bei über 90 Prozent Immunisierten – würde nicht Omikron mit schnöder Regelmäßigkeit den Impfschutz durchbrechen.

Hohe Zahlen auch bei den Nachbarn der Region Rosenheim

Bei zwei Nachbarn liegen die Zahlen sogar noch höher: 35,93 Prozent der 177 485 Menschen im Landkreis Traunstein haben sich mit dem Corona-Virus angesteckt, im Landkreis Mühldorf sind es sogar 36,83 Prozent von 116 480 Einwohnern. Allerdings war im Landkreis Rosenheim das Risiko am größten, an oder mit Covid zu sterben: Von den 85 081 Infizierten starben im Landkreis 695, das sind 0,81 Prozent. Wobei die noch laufende Omikron-Welle das Verhältnis beträchtlich aufgehellt hat: Während der ersten Welle könnten es bis zu zwei Prozent der Infizierten gewesen sein, die die Covid-Erkrankung nicht überlebt haben.

In der Stadt Rosenheim hingegen starben 121 Menschen, das sind 0,57 Prozent der rund 21 000 Infizierten. Noch besser ist die Quote in Traunstein: 335 Menschen starben dort, 0,52 Prozent von 63 786 Infizierten.

Der Südosten Bayerns liegt bei Corona weit überm deutschen Schnitt

Was auffällt, ist der hohe Durchseuchungsgrad in der gesamten Region Südostoberbayern. Auch im Berchtesgadener Land liegt der Anteil der Infizierten bei rund 35 Prozent, im Landkreis Altötting bei 33, 4 Prozent.

In der anderen Richtung auffällig ist ein Landkreis in der Nachbarschaft: Im dicht bevölkerten Kreis München ist nur ein Viertel der rund 350 000 Einwohner mit dem Corona-Virus in Kontakt geraten. Von rund 90 000 Infizierten starben 357, also 0,45 Prozent. Für die Großstadt München selbst sind ähnliche Zahlen vermeldet.

Übrigens liegt die Region Rosenheim mit ihren Infektionszahlen deutlich über dem bayerischen (ca. 29,7) und dem deutschen Schnitt (24,71). Insgesamt kann man sagen: In der Region der Metropole steckten sich verhältnismäßig weniger Menschen an. Und von diesen Infizierten starben im Verhältnis weniger.

So viele Tote wegen der niedrigen Impfquote?

Als Grund dafür, warum im Landkreis Rosenheim nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts doppelt so viele Infizierte sterben wie südöstlich der Metropole, bietet sich die gefährliche Mischung von Alter und Impfangst an.

Die Impfquote ist mit 66 Prozent Zweit- und 45 Prozent Auffrischungsimpfungen eine der niedrigsten in Bayern. Gleichzeitig wählen viele Menschen die Gegend um Rosenheim als ihre Ruhestands-Region. In der Region Rosenheim ist Corona mehr noch als in anderen Gebieten Bayerns die Pandemie der Senioren: 95 Prozent der an oder mit Corona Verstorbenen sind über 60 Jahre alt. Und von diesen älteren Verstorbenen sind noch einmal knapp 70 Prozent 80 und älter.

Allerdings ist vermutlich nicht jeder Tote in der Statistik wirklich an Corona gestorben. Auch hat nicht unbedingt jeder Patient auf einer Corona-Station wirklich Symptome einer Covid-Erkrankung. Der Romed-Verbund berichtet, dass ungefähr jeder zweite Patient in der Isolationsstation eigentlich wegen einer ganz anderen Krankheit ins Klinikum eingewiesen wurde.

Eine kontaktfreudige Variante: Der überwiegende Teil aller Infektionen geht auf Omikron zurück

Klar wird auch, wie Omikron die Pandemie verändert hat. Am 23. Dezember vergangenen Jahres meldete Wolfgang Hierl als Leiter des Gesundheitsamts die Delta-Wende als überstanden an Gleichzeitig warnte das Gesundheitsamt vor der Übernahme durch die Omikron-Variante. Hinter der Region Rosenheim lag mit 34 Toten die wohl schlimmste Woche der Pandemie.

Zu jenem Zeitpunkt verzeichnete das Amt 43 000 Infektionen für Stadt und Landkreis. Und Hierl behielt recht, Omikron dirigiert seitdem das Infektionsgeschehen. In den nur drei Monaten seit jenem Bericht hat sich die Zahl der Infektionen zum weit überwiegenden Teil durch Omikron auf 106 000 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Toten stieg seitdem nicht vergleichbar an – von 718 auf 816. Von Lockerungen ab dem Wochenende könnte sonst wohl keine Rede sein.

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