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Renolit beendet Produktion in Thansau: 100 Mitarbeiter verlieren ihren Job

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Von: Sylvia Hampel

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Renolit ist in Thansau bald Geschichte: Die Produktion endet am 6.März, das Werk schließt am 31.März.
Renolit ist in Thansau bald Geschichte: Die Produktion endet am 6.März, das Werk schließt am 31.März. © Thomae

Sechs Wochen noch, dann schließt die Renolit SE im Thansauer Gewerbegebiet die Pforten. Die Produktion endet bereits am 6. März. Die Gemeinde Rohrdorf hat Interesse am Firmengelände angemeldet.

Rohrdorf-Thansau – Grund für das Ende der Produktion in Thansau ist laut der Firmenzentrale in Worms, dass die Zweigniederlassung seit vielen Jahren Verluste einfährt. In Thansau werden vor allem Verpackungen im medizinischen Bereich mit Schwerpunkt auf Folien für Infusionslösungen produziert.

Kunden produzieren zunehmend selber

„Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt für intravenöse Anwendungen sowie für Ernährungslösungen durch die andauernde Corona-Pandemie stark unter Druck geraten ist“, so Anne-Kathrin Mugrauer, die Referentin für Unternehmenskommunikation. Zudem produzierten immer mehr Kunden ihre Folien selber. Trotz aller Bemühungen und Investitionen könne der Standort weder mittel- noch langfristig rentabel geführt werden. „Es war im Grunde eine Frage der Zeit, bis Renolit den Standort schließt“, sagt Tobias Meinhardt vom DGB, der die Verhandlungen zum Sozialplan im vergangenen Jahr begleitete.

Produktion wird nicht verlagert, sondern eingestellt

Die Produktion werde auch nicht aus Thansau verlagert, sondern weitestgehend eingestellt, heißt es aus der Firmenzentrale. Eben weil die ehemaligen Kunden mittlerweile ihre Folien selber herstellen. Ein sehr kleiner Teil der Produktion werde im Renolit-Werk in den Niederlanden aufgefangen.

Knapp 100 Beschäftigte sind jetzt noch in der Fabrikstraße aktiv, ab dem 1. April werden es noch sieben sein, die sich bis Ende Mai um die Demontagearbeiten und Anlagenverkäufe kümmern. Allen Mitarbeitern sei ein Wechsel in die nächstgelegenen Standorte Waldkraiburg und München inklusive Prämie und Umzugspauschale angeboten worden, so Mugrauer, „das Angebot wurde aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation rund um Rosenheim bisher nur von wenigen Mitarbeitenden angenommen.“

Sozialplan bereits im letzten Sommer ausgehandelt

Renolit hat bereits im vergangenen Sommer mit dem Betriebsrat einen Sozialplan ausgehandelt. Der enthält auch, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis Ende September in einer Transfergesellschaft weiter beschäftigt werden und sich in dieser Zeit weiterqualifieren können, heißt es aus Worms. Wie das aussehen und was es für die Arbeitnehmer bedeuten könnte, dazu gab es laut Meinhardt schon im vergangenen Jahr mehrere gemeinsame Veranstaltungen von Gewerkschaft und Betriebsrat.

Sehr konstruktive Verhandlungen mit Arbeitgeberseite

Meinhardt blickt zufrieden zurück auf die Verhandlungen der Arbeitnehmervertreter in Gewerkschaft und Betriebsrat mit dem Arbeitgeber. Diese seien sehr konstruktiv gewesen. Er habe selten einen so zugänglichen Vorstand eines Großunternehmens erlebt. Aus der Firmenzentrale seien mehrere Millionen für Mitarbeiter und Transfergesellschaft bereitgestellt worden. Zudem wurden gestaffelte Halteprämien vereinbart – je länger die Mitarbeiter blieben, umso höher wurde die Abfindung. Generell seien alle finanziellen Regelungen für die Arbeitnehmer überdurchschnittlich gut ausgefallen.

„Die Mitarbeiter haben auch jederzeit die Möglichkeit, aus der Transfergesellschaft zu einem neuen Arbeitgeber zu wechseln. Viele Mitarbeitende haben bereits signalisiert, dass sie diesen Wechsel anstreben“, so Mugrauer.

Silke Stichaner, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Rosenheim, darf aus Gründen des Datenschutzes nicht sagen, wie viele noch bei Renolit angestellte Frauen und Männer sich bisher bei der Agentur für Arbeit gemeldet haben oder gar schon von der Agentur vermittelt wurden.

Individuelle Beratung bei der Agentur für Arbeit

Betroffenen Angestellte und Auszubildende, die sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung setzten, würden natürlich individuell beraten und unterstützt. Gleich ob es um Fragen zur Transfergesellschaft, um Modalitäten einer Arbeitslosmeldung und Antragstellung für Arbeitslosengeld, Anliegen der beruflichen (Neu-)Orientierung und Stellensuche oder zur beruflichen Weiterbildung gehe. Auszubildende würden durch die Berufsberatung umfassend unterstützt. „Die Hilfe kann beispielsweise auch darin bestehen, dass der Kontakt zu einem neuen Ausbildungsbetrieb hergestellt wird“, so Stichaner.

Gemeinde interessiert sich fürs Gelände

Das Renolit-Gelände an der Fabrikstraße ist etwa 4,5 Hektar groß. Die Gemeinde hat bereits Interesse an dem Areal angemeldet. Erste Verhandlungen mit der Firmenzentrale gebe es bereits, heißt es aus dem Rathaus. „Das ist für die Gemeinde mitten in Thansau eine große Entwicklungschance“, so Bürgermeister Simon Hausstetter.

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