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Der Traum vom Eigenheim ist ausgeträumt - das kann die Gemeinde tun

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Von: Johannes Thomae

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Hinter einem Baugerüst ist ein Mehrfamilienhaus zu sehen. In teuren Regionen besteht großer Bedarf an bezahlbarem Wohnraum.
In teuren Regionen wie im Rosenheimer Umland platzt immer häufiger der Traum vom Einfamilienhaus, der Wohnungsbau wird verstärkt. © Marcus Brandt (dpa)

Das „Einheimischenmodell“ ist tot, es lebe das „Einheimischenmodell“. Normalverdiener können sich in der Region kaum noch ein Haus leisten, auch mit Förderung nicht. Rohrdorfs Bürgermeister macht sich Gedanken, was die Gemeinde in Zukunft tun kann.

Rohrdorf - In der Gemeinde geben sich große und wichtige Projekte sozusagen die Klinke in die Hand: Der Neubau des Trinkwasserhochbehälters bei Taffenreuth, für den die Gemeinde am Ende wohl rund zwei Millionen Euro ausgegeben haben wird, ist gerade abgeschlossen, da steht die grundlegende Sanierung des Turner Hölzls an. Nicht nur, aber vor allem in Sachen Brandschutz. Daneben viele „kleinere“ Vorhaben wie etwa die Neugestaltung des Dorfplatzes in Achenmühle. 

Trotz der vollen Projektliste findet es Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock) wichtig, immer wieder einmal über den Tellerrand der aktuell anstehenden Aufgaben hinauszusehen und sich um Grundsatzfragen zu kümmern. Auch deshalb stellte er ins Zentrum seiner Vorträge auf den Bürgerversammlungen in Rohrdorf sowie Höhenmoos das Thema „Bauen und Wohnen“. 

Bauen heißt nicht mehr Einfamilienhaus

Zwar ist die Sicherstellung von Wohnraum vor allem für einheimische Bürger seit jeher eine zentrale Aufgabe der Gemeinden. Vergleichsweise neu ist aber die Erkenntnis, dass diese „Daseinsgrundfürsorge“ für die Zukunft wohl grundlegend überdacht werden muss. „Bauen“, so Hausstetter in seinem Vortrag, sei vor allem im ländlicheren Raum immer noch mit „Einfamilienhaus“ gleichgesetzt. Dieses Bauverhalten sei aber schon auf Grund des Flächenverbrauchs auf Dauer nicht zukunftsfähig. Hausstetter zitierte dazu Zahlen, die der Kolbermoorer Bürgermeister Peter Kloo auf der unlängst dort abgehaltenen Leerstandskonferenz präsentiert hatte: Im Zeitraum zwischen 1996 und 2021 ist die Einwohnerzahl in Oberbayern um 18 Prozent gestiegen, die Wohnfläche aber um 39 Prozent. 

In Frage zu stellen sei zudem auch die damit verbundene Förderung des Baulandes für Einheimische. Auch hier gab Hausstetter ein Rechenbeispiel: In Thansau etwa liege der der Bodenrichtwert für den Quadratmeter bei 1000 Euro. Selbst nach einer Einheimischenförderung werde der Preis 700 Euro nicht unterschreiten. Ein 500 Quadratmeter großes Grundstück schlage also mit immer noch 350.000 Euro zu Buche, das Haus darauf sei wohl kaum unter 500.000 Euro zu haben.

Froh über bezahlbare Wohnungen

„Leute, die eine Finanzierung über 850.000 Euro hinbekommen“, so der Bürgermeister, „zählen aber nicht mehr zu den „kleinen Leuten“, zu den Normalverdienern, für die die Förderung ursprünglich einmal gedacht war“. Die alleinerziehende Mutter, die etwa im Seniorenheim in Thansau arbeite, werde allenfalls im Traum an ein eigenes Haus denken, in der Realität sei sie froh, wenn sie überhaupt eine bezahlbare Wohnung fände. „Genau diese Leute aber müssen wir in Zukunft verstärkt und dabei wirksam unterstützen, denn sie sind es, die mit ihrer Arbeit unsere Gesellschaft zusammenhalten“.   

Blick weiten und bedarfsgerecht bauen

Eine Äußerung, die Befindlichkeiten traf, wie eine unmittelbare Wortmeldung in Rohrdorf zeigte: Es sei falsch, so ein Besucher, gegen das Modell des Einfamilienhauses vorzugehen, man dürfe sich auch nicht nur alleine an den „Bedürftigen“ orientieren, die Gemeinde sei für alle Bürger zuständig und es gäbe genügend junge Familien, für die das eigene Haus die Wohnraumlösung ihrer Wahl sei. Hausstetter stellte klar, dass es ihm nicht darum gehe, das Einfamilienhaus tot zu reden, sein Anliegen sei nur, dass für die Zukunft der Blick geweitet werde, um tatsächlich bedarfsgerecht und damit zukunftsfähig bauen zu können.

Brandschutz beim Turner Hölzl seit Jahren gefordert

Er hoffe deshalb, so fügte er hinzu, dass aus seinem Denkanstoß keine weitere falsche Legende erwachse wie etwa beim Turner Hölzl: Dort gäbe es in der Gemeinde nach wie vor hartnäckige Gerüchte, dass die aufwändige Brandschutzertüchtigung mit der Aufgabe der dortigen Gaststätte und dem Umbau der Räume für die Kraftsportler sowie für die Schützen zusammenhänge. „Dem“ so der Bürgermeister eindringlich, „ist definitiv nicht so. Die Maßnahmen zum Brandschutzes wurden bereits seit Jahren vom Landratsamt immer wieder eingefordert, bislang ist nur nichts passiert. Der Umbau hat damit absolut nichts zu tun“. 

Alles in allem waren die insgesamt rund 130 Besucher in Rohrdorf und Höhenmoos mit den Ausführungen des Bürgermeisters offensichtlich zufrieden: Es gab keinerlei grundsätzliche Kritik, weder an den vorgestellten Zukunftsprojekten noch an den Ausführungen zu einem bedarfsgerechten Wohnungsbaus in der Gemeinde.

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