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Photovoltaik-Anlage kommt: Baumschule in Schechen wird Stromproduzent

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Von: Sylvia Hampel

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Eine schraffierte Fläche auf einem Luftbild zeigt an, wo bei Hochstätt eine große Photovoltaikanlage entstehen wird
Strom für gut 1450 Haushalte sollen auf dieser Fläche bei Gigling nördlich von Hochstätt produziert werden. © Verena Klinger

Sie brummt nicht. Also kann die Photovoltaik-Anlage nördlich von Hochstätt gebaut werden. 1450 Haushalte werden künftig von dem Feld bei Gigling versorgt. Dafür opfert Ingrid Weiß einen Teil ihrer Nordmanntannen.

Schechen - „Je schneller die Gemeinde ist, desto eher gibt‘s Strom“, sagt Ingrid Weiß. „Der städtebauliche Vertrag ist unterschrieben“, sagt Bürgermeister Stefan Adam. Er konnte das Verfahren auf dem Verwaltungsweg voranbringen, nachdem die Auflage des Gemeinderates erfüllt war, dass eine Lärmbelästigung durch die Freiflächenanlage ausgeschlossen ist. Den Nachweis haben die Geschwister Weiß beziehungsweise ihr Planer erbracht. Die Photovoltaik-Anlage auf 40.000 Quadratmetern kann gebaut werden.

Baumschule und Photovoltaik-Anlage - wie geht das zusammen? „Unser Ziel ist, den Betreib zukunftsfest zu machen. Wir denken in geschlossenen Kreisläufen. Da ist die Photovoltaik-Anlage eine logische Erweiterung“, erklärt Georg Weiß.

Anlage bei Pfaffenhofen: Antrag ruht

Ursprünglich sollten es zwei Freiflächenanlagen werden. Neben der Anlage nördlich von Hochstätt war auch bei Pfaffenhofen eine Anlage beantragt. Dieser Antrag ruht derzeit. „Auf Anraten der Gemeinde verfolgen wir zur Zeit nur die Anlage bei Hochstätt“, so Weiß. Die Anlage bei Pfaffenhofen stieß im Gemeinderat auf wenig Gegenliebe. Nicht, weil man gegen erneuerbare Energien sei, so Adam, sondern weil eine Entwicklung des Ortsteils Pfaffenhofen eigentlich nur in die Richtung möglich ist, in der die PV-Anlage geplant war. „Zum Inn runter geht nichts und im Süden des Ortsteils auch nicht, solange nicht klar ist, wie die Trasse des Brenner-Nordzulaufs aussieht“, so der Bürgermeister.

Photovoltaik statt Nordmanntannen

Auf der Fläche bei Gigling, nördlich von Hochstätt, wachsen derzeit noch Nordmanntannen. Die sind aber für den Verkauf an private Haushalte nicht mehr geeignet, so Ingrid Weiß, im Geschwister-Trio zuständig für die Christbaumproduktion auf rund 40 Hektar. Also werden sie gefällt.

Ingrid Weiß (rechts), die Christbaum-Produzentin im Familienunternehmen, und Geschäftsführerin Birgit Weiß beim Verkauf der ersten Bio-Tannen im Dezember.
Ingrid Weiß (rechts), die Christbaum-Produzentin im Familienunternehmen, und Geschäftsführerin Birgit Weiß beim Verkauf der ersten Bio-Tannen im Dezember. © Stefan Hadersbeck

Dann entsteht auf einem Großteil der Fläche eine auf zwei Meter hohen Aluprofilen stehende PV-Anlage mit knapp 30.000 Quadratmetern Paneelfläche. In Ost/West-Ausrichtung, „über Mittag wird eh zu viel Strom eingespeist“, sagt Georg Weiß. Auch Weiß‘ speisen ein - praktischerweise liegt in dem Feld schon eine Mittelspannungsleitung.

Unter den Paneelen sollen dann kleine Tannen - zum Beispiel für Single-Haushalte -, Buchen, Buchs, Eiben oder Wacholder wachsen, könnten interessierte Landwirte ihre Tiere weiden lassen. Das Regenwasser von den Solarflächen versickert auf dem Feld.

Und die Tannen, die jetzt noch dort wachsen? Die werden verarbeitet. Zu ätherischen Nordmanntannen-Öl, das Holz zu Hackschnitzeln, die Nadeln zu Dünger. Alles bio, die Zertifizierung hat die Baumschule Weiß seit 2022, das Gütesiegel „geprüfte Qualität - Bayern“ seit 2018. „Wir waren unter den ersten zehn von 180 Mitgliedern im Verband bayerischer Weihnachtsbaumproduzenten“, sagt Georg Weiß.

Baumschule heizt Pfarrzentrum

Dünger hat Ingrid Weiß für ihre Christbäume schon seit Jahren nicht mehr gekauft. Den produziert sie selber. Und die Hackschnitzel werden in neun Heizungsanlagen verarbeitet. Die heizen unter anderem neben den Betriebsgebäuden der Baumschule Weiß in Wurzach das Pfarrzentrum in Höchstätt und rund 150 Haushalte.

Es sind sehr trockene Hackschnitzel, denn die PV-Anlage auf den Dächern in Wurzach liefert Strom für ein Trocknungsgerät, das die Firma Weiß mit österreichischen Partnern entwickelt hat. Birgit Weiß, Geschäftsführerin des Familienunternehmens, fängt an zu lachen: „Wir produzieren im Sommer viel heiße Luft...“ - schallendes Gelächter in der Familienrunde. Letztlich sind die getrockneten Hackschnitzel Speichermedium der produzierten Energie für den Winter. Denn je trockener die Hackschnitzel, desto höher der Brennwert.

Bedarf im Ort ist groß genug

Nun also die PV-Freiflächenanlage. Die zweite ganz große, denn am Bahndamm entsteht eine in vergleichbarem Ausmaß. Und im Ortsteil Ranft gibt es eine Anlage mit mehr als 2,5 Hektar, weiß der Bürgermeister. Die Gemeinde Schechen sei bei Photovoltaik „gut dabei“, so Stefan Adam. Die Anlage rechne sich, sind Birgit, Ingrid und Georg Weiß überzeugt. Denn Schechen hat ein ansehnliches Gewerbegebiet, das derzeit noch erweitert wird. Schechen hat mehr als 5000 Einwohner - und die werden in den kommenden Jahren immer mehr E-Autos fahren. Ingrid Weiß erntet Kopfnicken von den Geschwistern, als sie sagt: „Regionale Energieerzeugung ist sinnvoll.“

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