1. rosenheim24-de
  2. Rosenheim
  3. Rosenheim Land
  4. Schechen

Zwei Tote auf der B15: Warum häufen sich die Unfälle bei Schechen?

Erstellt:

Von: Paula L. Trautmann

Kommentare

Bei einem Unfall auf der B15 bei Schechen starben am Mittwoch, 1. Februar, zwei Männer.
Bei einem Unfall auf der B15 bei Schechen starben am Mittwoch, 1. Februar, zwei Männer. © jre

Es ist kein Einzelfall: Am Mittwoch, 1. Februar, starben zwei Autofahrer bei einem Verkehrsunfall auf der Bundestraße B15 bei Schechen. Warum kommt es auf der Strecke immer wieder zu Tragödien?

Schechen/Hochstätt - Zwei Autofahrer sind am Mittwochvormittag um 11 Uhr auf der B15 bei Hochstätt frontal zusammengestoßen. Ein 63-jähriger Bruckmühler ist am Unfallort verstorben und konnte nur noch tot geborgen werden. Der 32-jährige Schechener erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Nach Angaben der Polizei waren beide Fahrer allein unterwegs.

Jedes Jahr über 100 Unfälle auf der Strecke

Ähnliche Tragödien häufen sich auf der B15 im Gemeindegebiet Schechen. Dort gab es Polizeihauptkommissar Robert Maurer zufolge 40 Unfälle im Jahr 2022 - mit einer getöteten Person, einem Schwerverletzten, 16 Leichtverletzten und 17 Wildunfällen. Durchschnittlich kam es demnach alle neun Tage zu einem Unfall. Im Vorjahr passierten 28 Unfälle, zwölf weniger als 2022 und im Durchschnitt nur alle 13 Tage – mit einem Schwerverletzten, drei Leichtverletzten und fünf Wildunfällen. Bei einem Zusammenstoß gestorben ist 2021 niemand.

Auf der B15 passieren immer wieder Unfälle. Die Karte zeigt einige Unfallorte auf der Strecke.
Auf der B15 passieren immer wieder Unfälle. Die Karte zeigt einige Unfallorte auf der Strecke. © Klinger

Ist die Strecke womöglich zu unübersichtlich? Maurer zufolge ist der Streckenverlauf der B15 „gut ausgebaut“. Früher ging die Bundesstraße durch Hochstätt. Eine Umgehung wurde Mitte der 90er Jahre gebaut. „Natürlich gibt es immer Verbesserungen, die mit dem Träger der Straßenbaulast besprochen werden müssen“, sagt Maurer. Besonders im Bereich der Einfahrt nach Marienberg (RO29) häufen sich die Unfälle laut dem Hauptkommissar. Die Unfallhäufung werde nach einem Punktesystem berechnet. Jeder leicht oder schwer Verletzte, Tote oder Verkehrsunfall ohne Verletzte wird dafür in eine Skala eingebettet. „Wenn ein Wert überschritten wird, reden wir von einer Unfallhäufung“, erklärt der Hauptkommissar. Und das ist bei der Einfahrt nach Marienberg der Fall.

Überhöhte Geschwindigkeit als Hauptunfallursache

Um Unfälle zu vermeiden, führe die Polizei dort ein- bis zweimal die Woche Messungen zu unterschiedlichen Zeiten durch. Derzeit liege die Quote der Beanstandungen unter einem Prozent. Auch mit dem Lasergerät seien die Beamten unterwegs, um die Geschwindigkeit zu überwachen. „Größere Auffälligkeiten oder Raser konnten wir dabei nicht feststellen“, sagt Maurer. Eine der Hauptunfallursachen sei dennoch die überhöhte Geschwindigkeit. Der Hauptkommissar empfiehlt Autofahrern, ihre Geschwindigkeit an die örtlichen Gegebenheiten - Witterung und Fahrbahnverhältnisse - anzupassen.

Während die Polizeiinspektion Rosenheim für die B15 bei Schechen zuständig ist, kümmern sich die Wasserburger Kollegen um den Bereich zwischen Rott am Inn und Soyen. Auf die Frage, wie gefährlich eine Fahrt auf der Bundesstraße dort ist, entgegnet Markus Steinmaßl, Leiter der Polizeiinspektion Wasserburg: „Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht.“ Der Verkehr auf den Straßen nehme zu. Es gebe Unfallschwerpunkte und Unfallhäufungen. Es sei nicht möglich, allgemein gültige Aussagen zu treffen. Jede Unfallstelle habe ihre „Eigenheiten“. Es gebe Stellen, die jahrelang unauffällig seien, dann zum Häufungspunkt werden und nach kurzer Zeit wieder unauffällig seien.

Übersteigt die Gefahrenlage das allgemeine Risiko?

Unauffällig scheint die Einfahrt nach Marienberg nicht. Unter bestimmten Voraussetzungen können Kommunen Tempolimits als Schutzmaßnahme anordnen. Die Bedingungen sind in der Straßenverkehrsordnung geregelt. Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Straßen des überörtlichen Verkehrs - also Bundes-, Landes- und Kreisstraßen - sind nach Paragraf 45 Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung möglich. Jedoch nur, wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung erheblich übersteigt.

Limit bereits auf 80 km/h gesenkt

Verkehrsmaßnahmen kommen laut Landratsamt-Sprecher Michael Fischer deshalb nur in Betracht, wo ein Verkehrsteilnehmer mögliche Gefahren nicht erkennen kann und die Verhaltensregeln der Straßenverkehrsordnung für einen sicheren und geordneten Verkehrsablauf nicht ausreichen. Im Bereich der Einmündung von der B15 nach Marienberg wurde die Geschwindigkeit aufgrund der Unfallhäufung bereits auf 80 Kilometer pro Stunde beschränkt.

Ein zusätzliches Schild

Nach der vergangenen Unfallkommission wurde Fischer zufolge ein zusätzliches Zeichen mit Hinweis auf die 80er-Zone am Beginn der Linksabbiegerspur aufgestellt. „Zur Verdeutlichung der bestehenden Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde“, sagt der Sprecher. Ein generelles Tempolimit für die B15 sei jedoch ausgeschlossen. Denn nach der Straßenverkehrsordnung sind Verkehrszeichen nur an Stellen anzuordnen, an denen dies aufgrund besonderer Umstände zwingend erforderlich ist.

Fischer appelliert an die Verkehrsteilnehmer: „Der Fahrzeugführer darf nur so schnell fahren, dass er sein Fahrzeug ständig beherrscht.“ Menschen müssten ihre Geschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht und Wetterverhältnissen, persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anpassen. Das sei in der Straßenverkehrsordnung gesetzlich geregelt.

Unfälle noch nie Thema im Gemeinderat

Auch der Schechener Bürgermeister Adam weiß, dass „kleine Unaufmerksamkeiten“ zu schweren Unfällen führen können. Besonders Einfahrten oder Kreuzungen an viel befahrenen Bundesstraßen seien gefährliche Stellen. Adam ist seit über 30 Jahren Mitglied bei der Feuerwehr und habe viele Kollisionen miterleben müssen. „Jeder einzelne Unfall mit Personenschaden ist tragisch“, sagt der Bürgermeister. Dennoch habe der Gemeinderat die Unfälle bisher noch nie thematisiert. Adam zufolge zeigen realisierte Baumaßnahmen, dass Kreisverkehre - wie in Langenpfunzen - oder ein kreuzungsfreier Ausbau Zusammenstöße verringern.

Auch interessant

Kommentare