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In den Weilern nördlich von Stephanskirchen zittern die Einwohner wegen der Sperrung der B15

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Von: Sylvia Hampel

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1230 Lkws nur Meter neben Bett und Küchenbank zählten die Aigner und Niedernburger bei der letzten Sperrung der B15 in zwölf Stunden. Ihnen graut es jetzt schon vor der viermonatigen Sperrung der B15 ab Anfang Juni.
1230 Lkws nur Meter neben Bett und Küchenbank zählten die Aigner und Niedernburger bei der letzten Sperrung der B15 in zwölf Stunden. Ihnen graut es jetzt schon vor der viermonatigen Sperrung der B15 ab Anfang Juni. © privat

Sperrungen auf der B15 fürchten sie, die Anwohner der Staatsstraße zwischen Stephanskirchen und Griesstätt. Denn dann donnern den ganzen Tag Lkws durch ihre Weiler. Von Ämtern und Behörden fühlen sie sich alleine gelassen. Aber die Gemeinden springen ihnen jetzt zur Seite. Damit schlafen wieder möglich ist.

Stephanskirchen – Ihnen graust es jetzt schon vor dem Juni, dem Juli, dem August, dem September. Dann ist die Bundesstraße 15 bei Rott gesperrt und in Lack, in Niedernburg, in Aign, in Lochen, Ziellechen und Holzhausen donnern den paar Hundert Anliegern wieder die Lkws fast durch Küche und Schlafzimmer. „Das wird wieder eine Katastrophe“, sagt Emmeran Voringer. Er wohnt in Niederndorf, nur etwa zwei Meter neben der Fahrbahn.

Alle 35 Sekunden ein Lkw

Bei der letzten Sperrung der B 15 haben sich die Aigner und Niederndorfer die Mühe gemacht und an einem Dienstag zwölf Stunden lang den Verkehr gezählt. Sie kamen auf knapp 10 000 Fahrzeuge und 1230 Lkws. „Das sind statistisch alle fünf Sekunden ein Pkw und alle 35 Sekunden ein Lkw“, rechnet Georg Plankl aus Aign vor.

Die letzten amtlichen Zahlen sind von 2015 – als es noch keine Lkw-Maut gab. Die Zählung 2020 fiel coronabedingt aus, wurde auf 2021 verschoben.

Überörtliche Lkws auch nachts unterwegs

Voringer, Plankl und die anderen Anlieger fürchten vor allem den überörtlichen Schwerverkehr. „Die Milchlaster zu den Wasserburger Molkereien oder die Zosseder-Lkws sind ja nur tagsüber unterwegs“, so Voringer, „die überörtlichen aber rund um die Uhr. Wir können uns nicht einmal mehr nachts erholen. Und bei offenen Fenster schlafen geht gar nicht.“

Lkws aus dem Ausland nehmen zu

Es sei eine massive Belastung für die Anwohner, bestätigt Plankl, die in den letzten Wochen auch zugenommen habe, „wir sehen wieder verstärkt Lkws mit Kennzeichen aus nördlichen Teilen Bayerns und aus dem benachbarten Ausland.“

Lesen Sie auch: Staatsstraße 2359: 1230 Lkws fahren gefühlt durch Küche und Schlafzimmer (Plus-Artikel ovb-online.de)

Das kann Robert Aßmus, der Griesstätter Bürgermeister, nachvollziehen. Er war Jahrzehnte als Lkw-Fahrer unterwegs, weiß aus eigener Erfahrung, dass es über die Staatsstraße leichter ins Inntal oder auf die Salzburg-Münchner Autobahn geht. „Über die B 15 durch Rosenheim ist es viel aufwändiger, solange die Westtangente nicht fertig ist.“

Anwohner und Gemeinden Hand in Hand

Die Kombination aus Sperrung der B 15 bei Rott und Bau der Westtangente hat jetzt laut Plankl dazu geführt, dass die Anwohner einen erneuten Versuch unternehmen, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, den Schwerlastverkehr von der Staatsstraße zu bekommen. Denn bisher fühlen sie sich vom Staatlichen Bauamt und vom Landratsamt allein gelassen. Befürchtungen würden heruntergespielt, Anträge abgelehnt. „Das geht so nicht weiter“, findet Aßmus.

Mautausweichverkehr nimmt zu

Und ist sich da mit seinem Stephanskirchner Amtskollegen Karl Mair einig. Der hat das Thema schon eine Weile im Blick, stellt in der Vogtareuther Straße immer mehr Lkws mit Kennzeichen fest, „bei denen ganz klar ist, dass sie zumindest halb Bayern auf der Nord-Süd-Achse durchfahren.“ Das sei nicht Sinn der Sache, dafür gebe es Autobahnen und Bundesstraßen, die auch entsprechend ausgebaut seien. „Ich befürchte, wenn die Kraglinger Spange kommt, die eigentlich den Ort entlasten soll, dann wird es an der Staatsstraße nach Norden eher noch schlimmer.“ Weil es dann für den Mautausweichverkehr noch bequemer wird.

Kommunalpolitiker fordern Untersuchung des Mautausweichverkehrs

Das sahen auch die Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschusses (UVA) Stephanskirchen so, denn sie forderten das Straßenbauamt einstimmig dazu auf, nach Abklingen der Corona-Pandemie eine aktuelle Verkehrzählung durchzuführen. Dabei sei dann auch die Auswirkung der Lkw-Maut auf der B 15 gesondert zu untersuchen.

Lesen Sie auch: Brummis im Minutentakt: Nußdorf ist machtlos gegen den Ausweichverkehr von der A93 (Plus-Artikel ovb-online.de)

Außerdem wird das Straßenbauamt aufgefordert, bei der unvermeidlichen Sperrung der B 15 Alternativen wie eine Verkürzung der Bauzeit oder anderweitige Umleitungen aufzuzeigen.

Lkws über Autobahnen großräumig umleiten

Die Anwohner von Lack, Niedernburg, Aign, Lochen, Ziellechen und Holzhausen wollen während der Bauphase an der B 15 den Schwerlastverkehr gleich großräumig ab Dorfen über die Autobahnen 94, 99 und 8 bis südlich von Rosenheim umzuleiten. Karl Mair hat den entsprechenden Antrag schon gestellt.

Mit Westtangente Beschränkung auf 7,5 Tonnen

Denn spätestens mit der Fertigstellung der Westtangente, da wollen alle eine Beschränkung auf 7,5 Tonnen auf der Staatsstraße 2359 von Stephanskirchen bis Griesstätt – Milchlaster und andere Anlieger ausgenommen. Das beschloss der Stephanskirchner UVA, in Griesstätt ist es Thema der nächsten Gemeinderatssitzung. „Unsere Holzhauser leiden“, so Aßmus, „wir hängen uns da gerne an.“

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