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Dreht der Brenner-Nordzulauf das Grundwasser ab? Sorge um Forellen in den Innleiten

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Von: Sylvia Hampel

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Widerstand in Innleiten: Christa Höhensteiger, Peter Gorjatschew und Martin Thanner (von links) vor den Fischteichen, die dem Tunnelportal und der anschließenden Brücke des Brenner-Nordzulaufs zum Opfer fielen. Dort, wo jetzt eine Eiche zwischen den Teichen steht (die Krone ist über dem linken Pfosten des Banners zu sehen), stünde der erste Brückenpfeiler.
Widerstand in Innleiten: Christa Höhensteiger, Peter Gorjatschew und Martin Thanner (von links) vor den Fischteichen, die dem Tunnelportal und der anschließenden Brücke des Brenner-Nordzulaufs zum Opfer fielen. Dort, wo jetzt eine Eiche zwischen den Teichen steht (die Krone ist über dem linken Pfosten des Banners zu sehen), stünde der erste Brückenpfeiler. © Hampel

Zwei Röhren des Brenner-Nordzulaufs mit je zehn Metern Durchmesser sollen in Innleiten aus dem Hang kommen, in die Brücke nach Langenpfunzen übergehen. Mit der Ruhe in dem Naherholungsgebiet unter Naturschutz ist es dann vorbei. Und die Auswirkungen auf das Trink- und Grundwasser sind nicht abzusehen.

Stephanskirchen – Schafe ziehen ihre späten Lämmer groß, Jogger drehen ihre Runde, die Auerochsen machen es sich auf der Weide gemütlich, zwei Mädchen kurven auf ihren Fahrrädchen umher, hier stehen ein paar Häuser, dort rinnt Wasser in einem Graben, ein Brunnen plätschert und kurz bevor die Innhangwälder sich schließen, steht der Spaziergänger vor Fischteichen. Es ist eine Idylle, gelegen zwischen Schloßberg und Rosenheim. Nicht erst seit der Pandemie gerne besucht von Radlfahrern, Inline-Skatern und Spaziergängern. Es ist eine Idylle in Gefahr.

Brückenpfeiler in den Fischteichen

Denn genau in den Fischteichen, dort, wo jetzt eine 15 Meter hohe Eiche steht, will die Bahn den ersten Pfeiler der Brücke nach Langenpfunzen bauen. Der Brücke, die an den Tunnel des Brenner-Nordzulaufs (BNZ) anschließt, der ganz Stephanskirchen untergräbt. Der Tunnel, von dem keiner weiß, wie er sich auf die Grundwasserströme auswirkt.

Versiegen die Hangquellen, stirbt die Fischzucht

Wie auf die Grundwasserblase unter Vogtareuth, Prutting und Stephanskirchen, wie auf die Hangquellen in den Leiten. Zu denen auch die Leonhardsquelle gehört. Genauso wie die Quellen, die die Fischteiche von Christa Höhensteiger und Martin Thanner in Innleiten füllen.

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Versiegen diese Quellen, sitzen Thanners Forellen auf dem Trockenen. Genau wie deutlich seltenere Reptilien und Amphibien, die rund um die Fischteiche zu finden sind. „Von uns verlangt die Untere Naturschutzbehörde Schutzmaßnahmen – und dann kommt die Trasse genau hier hin“, ärgert sich Christa Höhensteiger. Ihr gehören die nördlichsten Fischteiche, ihr gehört die große Eiche, sie ist ganz direkt von der violetten Trasse des BNZ betroffen.

Ein Tunnel unter dem Hof hindurch

Genau wie Peter Gorjatschew. Er lebt oberhalb des Tunnelportals auf einem Bauernhof, „unsere Gebäude gehen etwa 30 Meter von der Hangkante entfernt los.“ 15 bis 20 Meter unter dem Hof soll der Tunnel verlaufen. „Ob unter dem Wohnhaus, der Garage oder dem Garten hindurch – keine Ahnung. Da können wir nur spekulieren.“

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Martin Thanner bekommt mit seinen Fischteichen nur Probleme, wenn die Hangquellen aufgrund des Tunnelbaus tatsächlich versiegen oder sich ganz andere Wege suchen. „Und da weiß ja heute keiner etwas.“ Dass in elf Metern Höhe und einem guten Steinwurf Entfernung ein Betonmonster in die Landschaft geklotzt werden soll, damit muss Familie Thanner dann leben.

Der Bedarfsnachweis fehlt immer noch

Was alle drei ärgert: Mit ihnen hat keiner geredet. „Die Bahn hat Bodenuntersuchungen gemacht und dann kam die Trasse“, sagt Christa Höhensteiger. Von Naturschutz und Naherholung keine Rede. Und was sie alle in Innleiten richtig wütend macht: „Es hat keiner den Bedarf berechnet“, bringt es Martin Thanner auf den Punkt.

Alles zum Brenner-Nordzulauf lesen Sie auf unserer OVB-Themenseite

Wenn die Bedarfsermittlung ergebe, dass vier neue Spuren durch das Inntal und um Rosenheim herum nötig sind, dann helfe halt alles nichts. Aber eben diesen Bedarfsnachweis gebe es nicht. Und der falle wohl auch schwer, vermutet Thanner, denn mittlerweile sei die Bahn weg vom reinen Güterverkehr, es werde über eine Mischnutzung – Güter- und Personen-Züge – geredet. Aber es gibt eine Trasse, die mitten durch landwirtschaftliche Flächen verläuft – „wo und wie sollen denn die Bauern dann noch ihren Lebensunterhalt erwirtschaften?“, fragt Christa Höhensteiger.

Wohin mit der Erde des Tunnels?

Noch völlig ungeklärt ist, wo und wie der Abraum, also die Erde, die den beiden Tunnelröhren mit je zehn Metern Durchmesser weichen muss, abtransportiert werden soll. Die schmalen kurvigen Sträßchen in Innleiten sind für Hundertschaften 40-Tonner völlig ungeeignet, zerstörten die Idylle endgültig. Wird das ganze Material am anderen Ende des Tunnels Ringelfeld abgefahren, dann erstickt Eitzing vollends im Lkw-Verkehr.

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