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Zerstörung am Schloss Innleiten: So sollen verirrte Lkw gestoppt werden

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Von: Sylvia Hampel

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Ein 40-Tonner fährt ungebremst die Gartenmauer des Schlosses Innleiten um und setzt die Fahrt mit drei geplatzten Reifen fort, die blanken Felgen zerstören auch noch die Straße. So geschehen im Juni. Nicht zu ersten Mal. Bisher ohne Schaden an Leib und Leben. Die Suche nach einer Lösung beginnt.

Stephanskirchen – Peter Schneider, Besitzer des Schlosses Innleiten hat einige Irrfahrten im Video festgehalten. 120 000 Euro Sachschaden hat er nach eigener Aussage in den letzten fünf Jahren erlitten.

Die Schwertransporter sind auf dem Weg zur Leonhardsquelle. Widerrechtlich. Die Straße ist auf 3,5 Tonnen begrenzt, drei mal weisen Verkehrsschilder darauf hin, auch die letzte Wendemöglichkeit ist beschildert. „Die Schilder werden völlig ignoriert“, so Schneider.

Informationen gehen irgendwo verloren

„Unsere Lieferanten sind alle informiert“, sagt Frank Mösel von der Leonhardsquelle. Sie wissen, dass sie die Betriebszufahrt aus Richtung Norden nehmen sollen. Aber beim Subunternehmer vom Subunternehmer gehe die Information offensichtlich verloren. Und dann wird der Gartenzaun samt Pfeilern am Schloss Innleiten über den Haufen gefahren. „Wir nehmen diese Fahrer nicht in Schutz. Wenn die Polizei da eingreifen will: Gerne“, so Mösel.

Die schmale Straße am Schloss Innleiten, auch als Gillitzer-Schlössl bekannt, ist für Schwerlaster auf dem Weg zur Leonhardsquelle ein Hindernis-Parcour. Den sie oft nicht meistern. Der Schlossbesitzer hat 120000 Euro Schaden in den letzten fünf Jahren errechnet.
Die schmale Straße am Schloss Innleiten, auch als Gillitzer-Schlössl bekannt, ist für Schwerlaster auf dem Weg zur Leonhardsquelle ein Hindernis-Parcour. Den sie oft nicht meistern. Der Schlossbesitzer hat 120000 Euro Schaden in den letzten fünf Jahren errechnet. © Archiv Hampel

„Erste konstruktives Gespräch nach 10 Jahren“

Schneider hatte seinem Ärger via Internet Luft gemacht und gegen die Gemeinde massive Vorwürfe erhoben. „Ich war etwas verblüfft über die Wucht der Attacke“, sagt Bürgermeister Karl Mair, „zumal ich mit Schneider regen Kontakt habe.“ Die beiden trafen sich, „es war das erste konstruktive Gespräch nach zehn Jahren“, so Schneider erleichtert.

Verkehrsschilder werden ignoriert

Die Beschilderung durch die Gemeinde ist korrekt, „beachtet halt nicht jeder Fahrer“, so Mair. „Stimmt, die werden völlig ignoriert, die Lkw-Fahrer fahren nur noch nach Navi“, hat auch Schneider festgestellt. Das sieht auch Mösel, der die Verärgerung der Anwohner gut verstehen kann, so: Navis sind manchen Fahrern wichtiger als die Beschilderung oder die Informationen von der Leonhardsquelle. Also fahren sie über die Hofau- und Innleitenstraße. Einig sind sich Schneider und Mösel darin, dass nach ihrem Erleben die Qualität der Lkw-Fahrer deutlich schlechter wird.

Fußgänger und Radfahrer werden immer mehr

Was das Problem verstärkt hat: Immer mehr Fußgänger und Radfahrer haben die Innleiten als Naherholungsgebiet entdeckt. Sind auf den selben schmalen Straßen unterwegs. „Glücklicherweise ist noch nichts Schlimmes passiert“, so Schneider. Zudem sind neben dem Schloss Inleiten mittlerweile auch andere Gebäude in die Denkmalliste aufgenommen worden.

Gemeinsam nach einer Lösung suchen

Anlieger, Gemeinde und Abfüllbetrieb sind sich einig: Es muss etwas geschehen. „Aber wir müssten gemeinsam nach Lösungen suchen. Fronten zu schaffen ist für meine Begriffe der falsche Weg“, so Mösel, dem nicht bekannt ist, dass von den Anliegern mal das Gespräch mit der Firma gesucht wurde. Im Gegenteil, oft würden Mitarbeiter übelst beschimpft, wenn sie einem verirrten Lkw-Fahrer beim Rückwärtsfahren oder Rangieren helfen wollen.

Offizielle Zufahrt über Pruttinger Gebiet

Eigentlich müsste die Gemeinde Prutting mit nach einer Lösung suchen, denn der offizielle Weg von und zur Leonhardsquelle führt durch einen Randbereich ihres Gemeindegebietes. 20 Fahrten hin und und her sind dort seit 2009 erlaubt. Prutting bekommt seit 2010 dafür die Hälfte der Gewerbesteuer der Leonhardquelle (netto) aus Stephanskirchen weitergeleitet.

Baulich kann nicht viel verändert werden, „wir können den Ortsteil nicht abriegeln“, so Mair. Kieslaster, Lieferanten der Waldwirtschaft, Müllabfuhr und Rettungswagen müssten durchkommen. Was an baulichen Maßnahmen möglich ist, muss gut mit der Polizei abgesprochen werden, so der Bürgermeister.

Beschilderung soll deutlicher werden

Nun soll die Beschilderung noch deutlicher gestaltet werden. So, dass auch ein Fahrer ohne Deutschkenntnisse nicht mehr beim Bauern in der Obstwiese oder im Garten des Schlosses landet. Im Idealfall führe der gar nicht mehr in die Hofaustraße, weil dort bereits die entsprechende Beschilderung vorhanden wäre. Allein: Das Schild stünde an der Staatsstraße, da müssen Staatliches Bauamt und Landratsamt mitziehen.

„Es war ein sehr lösungsorientiertes Gespräch und es wäre schön, wenn das so bleibt“, sagt Schneider. An einer Lösung ist auch Mösel interessiert: „Wir sollten dort alle an einem Strang ziehen – auch wegen des Tunnels für den Brenner-Nordzulauf.“

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