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Aus nach acht Jahren: Pächter-Ehepaar Haldek verlässt die Rosenheimer Fischküche

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Von: Anna Heise

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Haben acht Jahre die Fischküche geführt: Christine und Michael Haldek.
Haben acht Jahre die Fischküche geführt: Christine und Michael Haldek. © Fischküche Rosenheim

An der Gillitzerstraße in Rosenheim geht ein Stück bayerische Tradition verloren: Nach acht Jahren haben sich Christine und Michael Haldek dazu entschieden, die „Fischküche“ aufzugeben. Gründe gibt es viele. Einer ist die Situation rund um die Corona-Pandemie.

Rosenheim – Das Licht ist gedimmt, im Hintergrund ist das leise Brummen der Kaffeemaschine zu hören. Noch ist es ruhig in der Rosenheimer Fischküche. In einer Stunde wird Michael Haldek die weiße Eingangstür aufsperren und die ersten Stammgäste begrüßen. Es ist ein Tag wie jeder andere. Und doch ist an diesem Vormittag alles anders. „Wir haben uns dazu entschlossen, mit unserem Wirtshaus aufzuhören“, sagt er.

Schlechten Momente überwiegen

Der Satz hängt in der Luft. Für einen kurzen Moment ist es still. Dann beginnt Christine Haldek zu weinen. In den vergangenen Tagen sei das öfter passiert.

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Die schlechten Momente überwiegen. Und trotzdem steht sie hinter ihrer Entscheidung. Eine Entscheidung, die sie ohne die Corona-Pandemie niemals hätte treffen müssen. Doch die vergangenen Monate haben dem Paar zugesetzt. Aus mehreren Gründen.

„Gerade so über Wasser gehalten“

„Wir haben uns seit dem Beginn der Pandemie gerade so über Wasser gehalten“, sagt Christine Haldek. Von den 19 Mitarbeitern seien noch vier übrig geblieben, ein volles Restaurant habe es schon lange nicht mehr gegeben. Die Gemütlichkeit und das enge Zusammensitzen, für das die Fischküche jahrelang bekannt war, sind verschwunden. Und kommen – so die Befürchtung des Paares – so schnell auch nicht wieder.

Ehepaar will sich nicht impfen lassen

Hinzu kommt, dass sich die beiden nicht impfen lassen wollen und glauben, dass ab Herbst ein Restaurantbesuch nur noch für Geimpfte möglich sein wird. Weil sie diese Entwicklung nicht gutheißen, haben sie entschlossen, sich aus der Gastronomie-Szene zurückzuziehen. Ende September werden sie einen Schlussstreich unter ihre achtjährige Zeit in der Fischküche ziehen. Aber nicht, ohne vorher einen Blick zurückzuwerfen.

Faschingsfeiern, Weihnachten und viele Stammtische

Sie erinnern sich an Faschingsfeiern, bei denen die Leute „auf den Tischen getanzt haben“. An die „Gänsehaut-Momente an Heiligabend“ und die Donnerstage, an denen sich das Restaurant um die Mittagszeit innerhalb von wenigen Minuten bis auf den letzten Platz füllte. Es wurde getrauert und auf Geburten angestoßen.

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Sie erzählen von Gästen, die mittlerweile zur Familie gehören, von ihrem Projekt, bei dem sie während der Corona-Krise für bedürftige Senioren gekocht haben. Aber auch von der „großartigen Zusammenarbeit mit der Flötzinger Brauerei“, die sie bei allem unterstützt hätten und mittlerweile „wie eine Familie ist“. All das mache den Abschied nicht einfacher.

Nachfolger steht noch nicht fest

Und doch ist die Entscheidung gefallen. Sehr zur Bestürzung von Marisa Steegmüller, der geschäftsführenden Gesellschafterin der Flötzinger Brauerei. Für sie sei die Nachricht „sehr überraschend und traurig“ gewesen.

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Sie bedauere die Entscheidung, weil die Haldeks die Fischküche „mit viel Lebenslust und Freude“ geführt hätten. Wie es in drei Monaten weitergehen soll, ist im Moment noch offen. Fest stehe lediglich, dass der Charakter der Fischküche auch nach dem Weggang der Haldeks erhalten bleiben soll.

Drei Monate in vollen Zügen genießen

Bis es soweit ist, will das Pächter-Ehepaar die verbleibenden drei Monate jedoch in vollen Zügen genießen. „Wir wollen uns viel Zeit für unserer Gäste nehmen, ratschen und reflektieren“, sagt Christine Haldek. Pläne für die Zeit nach der Fischküche hat das Paar bis jetzt noch nicht. „Wir lassen es auf uns zukommen“, sagen sie. Kurz ist es leise, dann steht Michael Haldek auf, bindet sich die Schürze um und verschwindet in der Küche. Fast so, als ob nichts gewesen wäre. Aber eben nur fast.

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