1. rosenheim24-de
  2. Rosenheim
  3. Rosenheim Stadt

5 praktische Tipps gegen die "Smartphone-Sucht"

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
Der Suchttherapeut Benjamin Grünbichler im Gespräch mit Franziska Osterhammer von rosenheim24.de © fso

Rosenheim - Es ist ein ständiger Begleiter in unserem täglichen Leben: Das Smartphone. Doch wann wird es zur Sucht? Unsere Redaktion sprach mit einem Experten.

Benjamin Grünbichler ist Diplom-Sozialpädagoge und Suchttherapeut bei der neon-Suchtberatungsstelle Rosenheim. Er hat sich auf das Thema Mediensucht spezialisiert und ist in diesem Bereich besonders in der Prävention aktiv.

Wichtig: Die wenigsten Smartphone-Nutzer seien wirklich abhängig, so Grünbichler. Wenn man bei dem Gedanken an einen Verzicht nervös werde, sei das noch lange kein Anzeichen für eine Suchterkrankung. "Es gibt einen großen Unterschied zwischen psychischer Abhängigkeit und funktionaler Abhängigkeit", betont Grünbichler. 

"Müsste man auf ein Auto verzichten, wäre das nicht viel anders"

"Das Smartphone soll uns das Leben schließlich erleichtern. Wenn wir darauf verzichten müssten, stresst uns das Umdenken zunächst. Müsste man auf ein Auto verzichten, wäre das nicht viel anders. Richtig abhängig ist man deswegen noch nicht!"

Die Smartphone-Nutzung ist aber mittlerweile in allen Altersgruppen angekommen. Studien zeigen, dass Jugendliche im Schnitt alle zehn Minuten eine Tätigkeit unterbreche, um auf das Smartphone zu schauen. Es dauere jedoch mindestens 15 Minuten, um in ein produktives Arbeitsverhalten zu kommen. "Man kann sich auch schnell eine Aufmerksamkeitsstörung antrainieren und das seh' ich definitiv nicht nur bei Jugendlichen, sondern vor allem auch bei Erwachsenen", sagt Grünbichler.

Noch keine anerkannte Krankheit

Um als internetsüchtig zu gelten, müssen mehrere Kriterien über einen längeren Zeitraum erfüllt sein. Dazu gehören unter anderem ein sozialer Rückzug und die Vernachlässigung von Hobbies und Verpflichtungen. Selbst Entzugserscheinungen können auftreten: Oftmals werden Menschen dann nervös, zittrig und aggressiv. 

Konkrete Zahlen zur Anzahl der Internet- bzw. Mediensüchtigen gibt es kaum. Das Problem hierbei: Es ist noch keine offiziell anerkannte Krankheit. Jedoch etwa 10% der Hilfesuchenden, die sich allein an das neon-Suchtberatungszentrum wenden, hätten Probleme mit diesem Thema.

Konfliktpotenzial Internet in Familien

Oft wird neon von Eltern kontaktiert, die das Verhalten ihrer Kinder als problematisch einstufen. "Eltern sind selbst nicht mit dem Internet aufgewachsen. Dadurch empfinden sie die Nutzung ihrer Kinder schneller als Suchtverhalten.", so Grünbichler. 

Oft stimme diese Einschätzung nicht: "Es ist ganz normal, dass Jugendliche manchmal exzessive Phasen haben. Oft verlieren sie aber schnell das Interesse.". Eltern falle es aber häufig schwer, dafür Verständnis aufzubringen.

Um Eltern zu unterstützen und ihnen das Thema näher zu bringen, veranstaltet neon in Kooperation mit den Sparkassenstiftungen Zukunft für Stadt und Landkreis Rosenheim jährlich das Programm "ESCapade". Hier sollen Eltern mehr Verständnis für das Verhalten der Kinder erlangen und Kinder einen kritischen Blick für das Thema bekommen.

Trotzdem: Regeln sind wichtig

"Generell gilt: Regeln sind wichtig und ein Konflikt sollte auch nicht gescheut werden!", stellt Grünbichler fest. Pauschale Werte gebe es dafür nicht, man sollte es stets auf die Reife des Jugendlichen abstimmen. So seien oft eine zeitliche und inhaltliche Beschränkung in einem gewissen Alter sinnvoll, ein komplettes Verbieten jedoch nicht

Tipps des Experten

1. Smartphone an Kinder nur ausleihen

"Viele Eltern wissen zum Beispiel nicht, dass Kinder unter 16 gar kein Mobilfunkvertrag fürs Smartphone abschließen dürfen. Hier bietet sich deshalb das Konzept einer Leihgabe an: Eltern finanzieren das Gerät und verleihen es lediglich an ihre Kinder. Dadurch fällt es leichter, die Nutzung an klare Bedingungen zu knüpfen. Außerdem: Nie Smartphones zum Geburtstag, Weihnachten oder Ostern verschenken! Das erweckt einen falschen Eindruck", empfiehlt der Sozialpädagoge.

2. Armbanduhr statt Smartphone

 Der Sozialpädagoge empfiehlt außerdem den Kauf einer Armbanduhr und eines Weckers. Schaue man nämlich auf das Smartphone, um die Uhrzeit zu wissen, neige man eher dazu, direkt am Handy zu bleiben. Nutze man dafür eine ganz normale Uhr, falle das schon mal weg. 

Drei weitere Tipps zur Reduzierung der Smartphone-Nutzung finden Sie hier im Video: 

Unsere Reporterin macht morgen den Selbsttest: Bin ich Smartphone-süchtig? 

fso

Auch interessant

Kommentare