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Nicht schnell genug am Einsatzort: Wie die Rosenheimer Feuerwehr das Problem lösen will

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Von: Anna Heise

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Bei einem Brand zählt jede Sekunde. Laut Gesetz muss die Feuerwehr spätestens zehn Minuten nach Eingang des Notrufs vor Ort sein. Doch die Realität sieht in Rosenheim manchmal anders aus. Vor allem nachts. Das hat ein Gutachten ergeben, das die Stadt jetzt in Auftrag gegeben hat. Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Lösungsvorschläge.

Rosenheim – 56 Seiten dick ist der Feuerwehrbedarfsplan, den Thomas Keller vom Ingenieurbüro für Brandschutztechnik und Gefahrenabwehrplanung IGB erstellt hat. Er hat die Daten der Integrierten Leitstelle ausgewertet und die Besetzung der einzelnen Fahrzeuge sowie deren Ausrückzeiten geprüft. Dabei hat er festgestellt, dass die Haupt- und Ehrenamtlichen der Feuerwehren in der Nacht länger brauchen um am Einsatzort zu sein als tagsüber.

90 Sekunden Zeit für die Alarmierung

In Rosenheim hat die integrierte Leitstelle 90 Sekunden für die Alarmierung. Dazu kommt die Ausrückzeit, in der die Helfer von ihrer Wohnung zur Wache eilen, sich umziehen und mit dem ersten Feuerwegefahrzeug losfahren. Die hauptamtliche Feuerwehr-Einsatzstaffel braucht dafür tagsüber rund 1:50 Minuten, nachts dauert es fast vier Minuten länger. Insgesamt kommt die Einsatzstaffel am Tag in 91 Prozent der Einsätze innerhalb der Hilfsfrist an, nachts sind es nur noch 49 Prozent.

Erst aus dem Bett und dann in die Kleidung

„Die Ausrückzeit steigt in der Nacht, weil die Feuerwehrmänner erst aus dem Bett und in die Kleidung müssen“, sagt Stadtbrandrat Hans Meyrl. Doch auch hier müssten die Bürger nicht ewig warten. Optimieren will die Stadt die Situation trotzdem. Und zwar mit einer Vielzahl von Lösungen, die in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vorgestellt wurden.

So sollen unter anderem zusätzliche hauptberufliche Einsatzkräfte eingestellt werden, damit gewährleistet werden kann, dass die Drehleiter, die im Schadensfall der zweite Rettungsweg ist, rund um die Uhr besetzt ist. Und zwar nicht nur – wie es im Moment der Fall ist von Ehrenamtlichen – sondern auch von hauptamtlichen Kräften. „Diese Maßnahme soll auch unsere Ehrenamtlichen entlasten“, sagt Meyrl.

479 Ehrenamtliche bei Floriansjüngern

Die Besetzung besagter Drehleiter ist auch deshalb so wichtig, weil viele Gebäude im Stadtgebiet – beispielsweise wenn die Treppe nicht mehr benutzbar ist – nur über dieses Gerät erreichbar sind. Dies ist derzeit innerhalb der vorgegeben Planungsfrist von achteinhalb Minuten nur durchgängig unter der Woche am Tag durch die Feuerwehr-Einsatzstaffel gewährleistet“, teilt die Verwaltung mit.

Damit diese auch in der Nacht sowie am Wochenende gesichert erreicht werden könne, müsste die Drehleiter von der Hauptfeuerwehrwache in weniger als zwei Minuten ausrücken. Das wiederum würde nur dann funktionieren, wenn die Drehleiter rund um die Uhr besetzt sei.

Ehrenamtlichen bei allen Lösungen und Entscheidung an Bord

Wichtig sei den Verantwortlichen vor allem, dass die Ehrenamtlichen bei allen Lösungen und Entscheidungen mit an Bord seien. Wie wichtig das ist, weiß auch Hans Meyrl: „Im gesamten Stadtgebiet leisten 479 ehren- und zwölf hauptamtliche Feuerwehrleute ihren Dienst.“ Kurz gesagt: Ohne Ehrenamtliche geht es bei den Rosenheimer Feuerwehren nicht.

Von einer 42 auf eine 44-Stunden-Woche

Damit die Situation noch weiter verbessert wird, sieht der Feuerwehrbedarfsplan außerdem vor, bei der Arbeitszeit der hauptamtlichen Einsatzkräfte von einer 42-Stunden-Woche auf eine 44-Stunden-Woche aufzustocken. Zudem soll eine Mitalarmierung der Stadtteilfeuerwehren noch öfter erfolgen. Letztes soll laut Meyrl vorerst für ein Jahr getestet und – sollte sich das als praktikabel erweisen – dauerhaft umgesetzt werden, um die Hauptfeuerwache zu entlasten.

Sanierungskonzept für die Hauptwache

Doch nicht nur personell gilt es einiges zu verbessern, auch bei den Fahrzeugen und Geräten muss nachgerüstet werden.

So sieht der Feuerwehrbedarfsplan vor, dass die persönliche Schutzausrüstung für alle Feuerwehren der Stadt ausgetauscht werden soll. In der Hauptfeuerwehrwache soll noch in diesem Jahr der ehemalige Raum der Atemschutzkriechstrecke umgestaltet und durch den Einbau von Dachgauben zusätzlicher Platz geschaffen werden.

Übergangsweise als Schulungsräume genutzt

„Darin können dann übergangsweise Räume für den Schulungsbetrieb sowie für die Verwaltung gestaltet werden“, heißt es aus dem Rathaus. Für eine „zukunftsweisende Entwicklung der Hauptfeuerwache“ sei es darüber hinaus wichtig, dass ein „ausführliches Sanierungskonzept“ erstellt wird, denn in dem Gebäude gebe es sowohl bauliche als auch betriebsgefährdende Mängel.

Auch die Atemschutzkriechstrecke soll darin wieder untergebracht werden.

Einstimmig haben sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses auf das Entwicklungskonzept für die kommenden vier Jahre geeinigt. Eine endgültige Entscheidung fällt am Mittwoch im Stadtrat. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Kuko.

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