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Hiobsbotschaft für Rosenheim: Karstadt-Aus eine „Katastrophe“ und „Schlag ins Gesicht“

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Von: Michael Weiser

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Es gehen wohl die Lichter aus: Karstadt in Rosenheim steht auf der Streichliste.
Gehen die Lichter nun aus? Galeria Karstadt Kaufhof hat entschieden, welche Standorte dichtgemacht werden. Unser Foto zeigt den Karstadt in Rosenheim. © Michael Weiser

Nach Monaten des Bangens nun die Hiobsbotschaft. Der Standort Rosenheim wird dichtgemacht. Das hat der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof am Montag (13. März) bekanntgegeben. Wie es mit den Beschäftigten weitergehen soll. Das Entsetzen in Rosenheim ist groß.

Rosenheim - Diese Woche fängt schlecht an: Ausgerechnet am Montag, 13. März, hat die Konzernleitung von Galeria Karstadt Kaufhof bekanntgegeben, dass sie 52 Filialen dichtmachen will. Darunter auch die in Rosenheim. Das Kaufhaus an der Münchener Straße soll Ende Januar 2024 geschlossen werden. Über 200 Voll- oder Teilzeitbeschäftigte verlieren damit ihren Job.

Sie sollen, so hat es das Büro von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bekanntgeben, in einer Transfergesellschaft unterkommen. Einige Häuser trifft es sogar noch früher: 21 Filialen werden bereits zum 30. Juni 2023 geschlossen. Insgesamt sollen 52 Filialen geschlossen werden, über 4000 Stellen werden abgebaut, und zwar nicht nur in den 52 betroffenen Filialen, sondern auch in der Konzernzentrale in Essen.

Oberbürgermeister März stinksauer über Entscheidung aus Essen

Ebenso überrascht wie verärgert reagierte Oberbürgermeister Andreas März auf die Entscheidung von Galeria Karstadt Kaufhof, den Rosenheimer Traditionsstandort zu schließen. „Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Perspektiven des Standorts rechtfertigen diese Entscheidung nicht. Rosenheim mit seiner weit überdurchschnittlichen Zentralität und seiner überdurchschnittlichen Kaufkraft hätte selbstverständlich eine weitere Chance verdient gehabt.“

Zudem habe die städtische Verwaltung die milliardenschweren Bundeshilfen für den Gesamtkonzern im Hinblick auf den Rosenheimer Standort regelmäßig mit spezifischen örtlichen Erleichterungen flankiert. Die Entscheidung der Essener Konzernzentrale sei vor diesem Hintergrund „ein Schlag ins Gesicht und nicht nachvollziehbar“ - so machte der Oberbürgermeister seinem Unmut Luft.

„Eine Katastrophe“ für Rosenheim

„Eine Katastrophe“ nennt Rainer Pastätter vom City Management Rosenheim die Schließung des Hauses, „und zwar nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Stadt, was Kaufkraft, Infrastruktur und Anziehungskraft betrifft.“ Die Nachricht tue ihm sehr weh, sie sei auch überraschend. „Der Standort lief vielleicht nicht mega, war aber auf jeden Fall einer der besseren.“

Als so „unerwartete wie schlechte Kunde“ bezeichnet Andreas Bensegger von der Industrie- und Handelskammer die Nachricht von der Schließung. „Karstadt in Rosenheim, das ist ein Magnet in zentraler Lage, wo man auf vier, fünf Stockwerken alles erhält, was man für den Alltag braucht.“ Karstadt sei ein zentraler Anlaufpunkt, der viele Menschen in die Stadt gezogen habe. Er hätte darauf gewettet, dass Rosenheim die jüngste Schließungswelle übersteht, sagte Bensegger auf OVB-Anfrage. Nun gelte es, eine Nachnutzung für das Gebäude zu finden. „Das wird sicher nicht einfach.“

Seit Jahren negative Umsatzentwicklung in Rosenheim

Die Konzernleitung spricht von einer über Jahre hinweg negativen Umsatzentwicklung am Standort Rosenheim. Nicht nur sei das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen worden, heißt es in der Begründung, auch sei keine profitable Prognose möglich gewesen. Geschlossen werden soll offenbar auch das Reisebüro im Karstadt, die Mitarbeiter sollten aber bei anderen Reisebüros „in näherer Umgebung“ untergebracht werden, hieß es von Seiten des Insolvenzverwalters.

Besteht trotzdem Hoffnung für das Warenhaus in Rosenheim?

Für die anderen Mitarbeiter bleibt im Januar nächsten Jahres wohl der Übertritt in eine Transfergesellschaft, mit Anspruch auf weiteres Entgelt und die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung. Die Alternative dazu ist die betriebsbedingte Kündigung. Allerdings ist die Hoffnung noch nicht ganz verloren: In der Vergangenheit hatte der Konzern schon vereinzelt die Schließung eines Standorts verkündet, nur um nach der Einigung mit den Vermietern zurückzurudern.

Außerordentlich schwierige Besitzverhältnisse in Rosenheim

Die Eigentumsverhältnisse in Rosenheim gelten als schwierig. Fünf Parteien besitzen Teile des Gebäudes. Darunter ein Investmentfonds. Klar ist, je mehr Vermieter am Tisch sitzen, desto komplizierter wird es, sich auf die eine bestimmte Linie zu einigen. Klar scheint im Falle von Rosenheim aber auch, dass die Anteile so ineinander verzahnt sind, dass eine kleinteilige Nutzung durch mehrere Mieter nach Karstadt zumindest schwierig vorstellbar erscheint.

Konzern macht Corona mitverantwortlich für die erneute Pleite

Ende Oktober hatte Galeria Karstadt Kaufhof ein Schutzschirmverfahren angemeldet, um in Eigenregie und unbehelligt von Forderungen ein Sanierungskonzept erarbeiten zu können. Am 1. Februar wurde das Insolvenzverfahren am Amtsgericht Essen eröffnet. Als einen Grund für die erneute Insolvenz nach 2009 und 2020 nannte Galeria die Entwicklungen der Corona-Pandemie, die den Einzelhandel weiter geschwächt hätten.

Stadt Rosenheim sucht nun nach Alternativen

Nach der Schocknachricht bemüht sich Oberbürgermeister März um Zuversicht. „Natürlich weiß auch die Stadt, was jetzt bauplanungs- und bauordnungsrechtlich zu tun ist“, lässt er mitteilen. Er werde schnellstens die Eigentümer der Immobilie zu Gesprächen einladen. Die Stadt habe Alternativen vorbereitet, „die aber bis jetzt logischerweise tief in den Schubladen vergraben waren. Jetzt holen wir sie hervor“. Ähnlich optimistisch, was Nachnutzungen betrifft, hatte sich bereits Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl im OVB-Interview gezeigt.

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