Plan "Kirche statt Kino" empört Ro24-User

Rosenheim - Das alte Kino an der Prinzregentenstraße soll eine Kirche der "Destiny Church" werden. Dieser Plan sorgt bei unseren Usern jetzt für eine heftige Diskussion. Was sagen Sie? Reden Sie auch mit!
Lesen Sie hier den Bericht des OVB:
Kirche statt Kino: Wenn es nach der "Destiny Church" geht, einer in Rosenheim seit 1998 ansässigen Glaubensgemeinschaft, wird das ehemalige Capitol-Kino in der Prinzregentenstraße zu einem Familienzentrum für Aktivitäten aller Art, angefangen bei Gottesdiensten, über Kinderbetreuung und Jugendzentrum bis zur Eheberatung. Hausbesitzer Karl-Wilhelm von Herder ist verkaufsbereit.
Das grüne, fensterlose Gebäude an der Prinzregentenstraße ist ein typisches Architekturzeugnis der 50er-Jahre. Es steht leer, seitdem die Familie von Herder wegen der Konkurrenz durch den Citydome vor knapp zehn Jahren das Capitol zusperrte. 2006 träumte der Theatermann Gerry Mierbeth davon, den Bau mit Kino- und Theaterbetrieb neu zu beleben. Dies scheiterte jedoch an den Finanzen.
Nun möchte die Destiny Church einziehen, deren rund 100 Gemeindemitglieder sich bisher in der Heilig-Geist-Straße 42 treffen. Es handelt sich um eine Freikirche, die der evangelischen Allianz angehört, einem Netzwerk evangelisch-reformatorisch gesinnter Christen.
Geplant ist ein für jeden zugängliches Familienzentrum, wo sonntags modern gestaltete Gottesdienste stattfinden und unter der Woche Lebenshilfe im weitesten Sinn geboten wird. "Hilfe und Spaß", so charakterisiert Pastor Liam Smith das Geschehen. Dies sei nicht als Konkurrenz zu bestehenden Einrichtungen zu verstehen, etwa zum Mehrgenerationenhaus in der Ebersberger Straße. Wenn es um praktische Hilfe für Menschen in allen Lebenslagen geht, solle man sich nie mit Hinweis auf andere zurücklehnen, meint Martin Schörger, Zweiter Vorsitzender des Gemeindevereins. Hilfe könne es nie im Überfluss geben.
Es sei nicht daran gedacht, öffentliche Gelder zu beantragen. Das Geld für den Kauf soll über Spenden und einen Bankkredit zusammenkommen.
Die Gemeinde will den eigentlichen Kinobau mit den drei Kinosälen erhalten und vorsorglich mit einer Bauvoranfrage am Donnerstag nächster Woche vom Bauausschuss klären lassen, ob grundsätzlich der Abbruch der hinten gelegenen Bürogebäude möglich ist. Deren Bausubstanz, so Schörger, sei kaum für eine Sanierung geeignet. Abbruch und Wiederaufbau der Anbauten sind allerdings Zukunftsmusik. Erstes Ziel ist es, den Kinobau innen neu für die Zwecke der Gemeinde zu gestalten und möglichst noch in diesem Jahr zu eröffnen.
Destiny Church hat zehn Jahre lang in der Heilig-Geist-Straße die zeitweise auch von der Stadt finanziell unterstützte Kinderbetreuung "Honigtopf" betrieben und diese geschlossen, als die Stadt ihr eigenes Krippen- und Kinderangebot ausweitete.
Der Schotte Liam Smith war zehn Jahre Pastor der Destiny Church in Glasgow. Im Mai 2009 kam er mit seiner Frau Fiona, gleichfalls Pastorin, nach Rosenheim. Die Idee, das leerstehende Kino neu zu beleben, ist nicht zuletzt entstanden, weil die weltweit verbreitete Glaubensgemeinschaft im schottischen Edinburgh schon zwei alte Kinogebäude übernommen hat und die besondere Atmosphäre eines solchen Baus zu schätzen weiß.
In den Gottesdiensten wird Deutsch und Englisch gesprochen. Destiny Church beruft sich bei ihren Glaubensprinzipien auf die in der Bibel gelehrte Moral und auf ein konservatives Familienbild. "Sie können uns Fundamentalisten nennen, wenn damit gemeint ist, dass die Bibel unser Fundament ist", sagt Martin Schörger. Sein Beispiel zum Stichwort Ehe: "Männer wollen von ihren Frauen respektiert, Frauen von ihren Männern geliebt werden." Homosexualität wird von der Destiny Church als unnatürlich und abnormal abgelehnt.
Für Hausbesitzer Karl-Wilhelm von Herder ist der Erhalt des Gebäudes ein Herzensanliegen. Seine Familie betrieb das "Capitol" von 1967 bis 2001, also 34 Jahre lang.
Elvira Biebel-Neu/Oberbayerisches Volksblatt