Tragödie Kindesmissbrauch: An diese Stellen können sich Betroffene aus Rosenheim und Region wenden

Mit der Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche, ist das Thema Kindesmissbrauch wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Auch ein Priester in Rosenheim hat wohl Kinder missbraucht. Doch an wen können sich Betroffene in Rosenheim und Umgebung wenden?
Rosenheim - In der Region Rosenheim gibt es verschiedene Stellen, an die sich Betroffene von damals oder heute wenden können. Der Kinderschutzbund Rosenheim beispielsweise kann zwar selbst keine Beratung anbieten, leitet Betroffene aber an den Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim weiter. Dieser bietet für Betroffene eine Anlaufstelle, an die sich betroffene Frauen, Mädchen und Jungen auf jeden Fall wenden können.
„Versorgung für Opfer sexueller Gewalt nicht ausreichend“
Der Verein Eckiger Tisch e.V. setzt sich in ganz Deutschland für Menschen ein, die von Kindesmissbrauch durch Geistliche der katholischen Kirche betroffen sind. „Wir bieten Betroffenen Beratung nach dem Konzept „Betroffene beraten Betroffene“ an. „Dieses Angebot richtet sich an erwachsene Betroffene”, so Matthias Katsch, Sprecher und Geschäftsführer des Vereins. Er empfiehlt, dass betroffene Frauen, Mädchen und Jungen sich an dafür spezialisierte Fachberatungsstellen wenden.
Grundsätzlich gelte allerdings, erklärte Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Rosenheim, dass das Jugendamt der erste Ansprechpartner sei. Das gelte sowohl für Betroffene wie Zeugen oder Menschen, die einen Verdacht hätten. Eine weitere Anlaufstelle sei die von der Stadt beauftragte Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstelle beim Caritas Zentrum Rosenheim.
Zu den Fachberatungen in Rosenheim gehört - wie bereits erwähnt - der Frauen- und Mädchennotruf, der unter der Nummer 08031-268888 oder per Mail an kontakt@frauennotruf-ro.de erreichbar ist. „Generell ist die Versorgung für Opfer sexueller Gewalt in vielen Regionen nicht ausreichend”, betont Katsch und weist darauf hin, dass besonders männliche Betroffene häufig nicht genug Ansprechstellen haben.
In München gibt es laut Katsch allerdings die Beratungsstelle KIBS, deren Angebot sich an Jungen und junge Männer bis 27 richtet. Diese Stelle ist unter 089 231716-9120 oder mail@kibs.de erreichbar. Auch Angehörige oder Menschen, die den Verdacht haben, dass in ihrem Umfeld ein Junge von sexualisierter Gewalt betroffen sein könnte, können sich an diese Telefonnummer oder E-Mail-Adresse wenden.
Katsch empfiehlt Betroffenen auch, sich an das Hilfetelefon unter 0800 22 55 530 zu wenden, oder im Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch nach Anlaufstellen zu suchen. „Expertise für den Umgang mit heute erwachsenen Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs im Kontext der Kirche haben aber die wenigsten Beratungsstellen”, sagt Katsch.
Er erklärt außerdem, dass Menschen, die im Kontext der Kirche missbraucht wurden, häufig eher mehr über die Täter und den Kontext der Tat erfahren wollen. „Viele wollen auch wissen, ob es weitere Betroffene gibt und sich gegebenenfalls mit diesen austauschen.“ Das Interesse an Selbsthilfegruppen sei also groß. Thema seien häufig auch „Anerkennungsleistungen der Kirche und eine echte Entschädigung“, so Katsch.
Auch Kirche bietet Anlaufstellen
Die Kirche selbst bietet auch Anlaufstellen für Betroffene an. Die Erzdiözese München und Freising stellt unabhängige Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch bereit. An diese können sich sowohl Betroffene als auch Zeugen wenden, die Hinweise zu Missbrauchsfällen geben können. Die unabhängigen Ansprechpartner sind:
- Diplompsychologin Kirstin Dawin, St.-Emmeram-Weg 39, 85774 Unterföhring, Telefon: 089 / 20 04 17 63, E-Mail: KDawin@missbrauchsbeauftragte-muc.de
- Dipl.-Soz.päd. Ulrike Leimig, Postfach 42, 82441 Ohlstadt, Telefon: 0 88 41 / 6 76 99 19, Mobil: 01 60 / 8 57 41 06, E-Mail: ULeimig@missbrauchsbeauftragte-muc.de
- Dr. jur. Martin Miebach, Pacellistraße 4, 80333 München, Telefon: 0174 / 300 26 47, Fax: 089 / 95 45 37 13-1, E-Mail: MMiebach@missbrauchsbeauftragte-muc.de
Zudem gibt es eine Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch, die von der Erzdiözese betrieben wird. Diese ist von Montag bis Freitag jeweils von 9-12 Uhr, Dienstag und Mittwoch jeweils von 16-19 Uhr erreichbar unter 089/2137-77000.
Die Pressestelle der Erzdiözese München und Freising teilte auf OVB-Anfrage außerdem mit, dass sie auch mit nicht kirchlichen Fachberatungsstellen zusammenarbeite. Dazu gehöre die Stelle Wildwasser München e.V., die auf weibliche Betroffene spezialisiert sei. Das Münchner Informationszentrum für Männer wiederum konzentriere sich auf männliche Betroffene.
Keine eigene Anlaufstelle bei der Polizei
Personen, die Anzeige erstatten wollen, können sich immer an die Rosenheimer Polizei wenden. „Wir sind aber vor allem für das Strafrechtliche zuständig“, teilt die Pressestelle mit. Eine Anlaufstelle bei der Polizei, konkret für Personen, die von Missbrauch betroffen sind, gebe es nicht. „Wir arbeiten aber eng mit dem Jugendamt zusammen und kontaktieren dieses auch sobald es um Kinder oder Jugendliche geht, die geschützt werden müssen“, betont die Pressesprecherin.