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Warum das geplante Bauvorhaben in Oberwöhr nach wie vor den Rosenheimer Stadtrat spaltet

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Von: Anna Heise

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In Oberwöhr sollen 165 Wohneinheiten für knapp 400 Einwohner entstehen. Neben der Massivität der Bebauung stellen einige Stadträte auch die Notwendigkeit des Vorhabens an dieser Stelle in Frage.
In Oberwöhr sollen 165 Wohneinheiten für knapp 400 Einwohner entstehen. Neben der Massivität der Bebauung stellen einige Stadträte auch die Notwendigkeit des Vorhabens an dieser Stelle in Frage. © Schlecker

Lange war es still um das geplante Wohngebiet im Stadtteil Oberwöhr. Jetzt hat es das Thema erneut auf die Tagesordnung des Stadtrates geschafft. Kritik an dem Vorhaben gibt es nach wie vor – vor allem von CSU, AfD und den Grünen. Doch die Mehrheit der Stadträte steht hinter dem Projekt.

Oberwöhr – Es ist ein Thema, das nicht nur die Oberwöhrer beschäftigt: Auf dem 2,7 Hektar großen Grundstück an der Krainstraße sollen 165 Wohnungen entstehen. 65 davon bleiben im Besitz der Stadt und können sozialverträglich gestaltet werden. „Die Wohnungsnot in Rosenheim ist groß. Die Mietpreise sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Sozialwohnungen werden dringend benötigt“, teilen die Grünen in den sozialen Medien mit.

Anwohner nach wie vor besorgt

Und doch stehen nicht alle in der Fraktion hinter dem Vorhaben. „Wir haben das Thema sehr kontrovers diskutiert“, sagte Anna Rutz (Grüne) während der Sitzung. Auf der einen Seite stünden die zusätzlichen Wohnungen, auf der anderen Seite die Sorgen der Anwohner. Die fürchten, wie berichtet, dass die Neubauten den Hochwasserschutz beeinträchtigen. Gutachten hätten diese Befürchtungen zwar nicht bestätigt, doch wirklich überzeugen konnten sie die Oberwöhrer nicht.

Bebauung ganz sein lassen?

Und auch in den Reihen der CSU gibt es schon seit geraumer Zeit Zweifel. Josef Gasteiger plädierte während der Sitzung sogar dafür, die Bebauung ganz sein zu lassen. Er erinnerte an den fraktionsübergreifenden Antrag, in dem sich die Politiker dafür ausgesprochen hatten, die Rosenheimer Ortsteile so zu erhalten, wie sie sind. Die Pläne für Oberwöhr würden genau das nicht tun.

Hinzu kommen die Starkregenereignisse der vergangenen Monate. Eine „massive Verdichtung an der Mangfall“ sei laut Gasteiger nicht der richtige Weg, um einer Naturkatastrophe, wie sie beispielsweise im Ahrtal passiert ist, vorzubeugen. Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, stellte nicht die Gutachten in Frage, wohl aber die Massivität der Bebauung. „Wir wollen, dass gebaut wird. Aber über die Dichte kann man diskutieren. Wir sehen 165 Wohnungen sehr kritisch. Dem kann ich nicht zustimmen“, sagte er während der Sitzung.

Intensive Bürgerbeteiligung fehlt den Grünen

Ebenfalls gegen die Bebauung sprach sich Regina Georg (Grüne) aus. „Ich sehe in Rosenheim keine Verhaltensänderung. Es gibt nur ein Weiterso“, kritisierte sie. Ihr fehle es an einer „intensiven Bürgerbeteiligung“ und einem besseren Flächenmanagement. An der Krainstraße in Oberwöhr brauche es ihrer Meinung nach keine Bebauung.

Pläne für Fläche vor Kirche

Zumal es nicht bei dem einen Vorhaben bleiben soll. So gebe es bereits Pläne für die Wiese vor der Kirche. „Vor zwei Jahren haben Sie das Ganze noch anders bewertet“, kritisierte Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD, die Einwände. Die wasserrechtlichen Bedenken seien durch die Gutachten „zur Gänze ausgeräumt“.

Anders als von AfD-Stadtrat Hans Raß befürchtet sei nicht belegt, dass die Wohnungen in Oberwöhr nur für Zugezogene gebaut werden. Ihm sei es wichtig, dass auch die junge Generation die Möglichkeit habe, sich in der Stadt eine Existenz aufzubauen.

Idee für Kindergarten fehlt

„Die Bürger von Oberwöhr wollen ihre Umgebung lebenswert erhalten“, sagte Raß. Das Vorhaben würde nicht nur zu verkehrlichen Problemen führen, auch an Kindergartenplätze hätte man in seinen Augen noch nicht gedacht. „Natürlich kann ich verstehen, dass die Oberwöhrer in ihrer Nachbarschaft lieber eine grüne Wiese hätten“, sagte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP.

Aber er erinnerte auch daran, dass es nach wie vor viele Bürger gebe, die auf der Suche nach Wohnungen seien. Mit dem geplanten Vorhaben könnte es zudem gelingen, diese günstig anzubieten.

Regierung von Oberbayern am Zug

Letztendlich einigten sich die Stadträte mit 26:12 Stimmen für die Änderung des Flächennutzungsplans und beauftragten die Verwaltung, den Plan bei der Regierung von Oberbayern vorzulegen. Der Flächennutzungsplan legt nicht die Art der Bebauung fest, sondern schafft vielmehr die Grundlage dafür, dass überhaupt gebaut werden kann. Für die Oberwöhrer bedeutet das, dass sie sich auch weiterhin mit dem Thema beschäftigen müssen – und auch auf die Tagesordnung des Stadtrates wird es das Thema wohl noch öfter schaffen.

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