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Dr. Fritz Ihler über die Folgen von Corona - ein Blick in die Zukunft

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Von: Max Partelly

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Erster Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim über die Folgen von Corona.
Erster Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim über die Folgen von Corona. © picture alliance /NIAID-RML/AP/dpa/Fritz Ihler

Rosenheim - Wie bei den meisten Erkrankungen verläuft auch die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nicht bei jedem gleich. Dr. Fritz Ihler, erster Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim, über die aktuellen Erkenntnisse zu den Fällen, bei denen die Beschwerden auch nach der Genesung bleiben:

Zu Beginn des Gesprächs mit rosenheim24.de räumt Dr. Ihler gleich ein, dass bei längerfristigen Folgen einer Infektion mit COVID-19 glücklicherweise nicht von Häufigkeit zu sprechen ist. Seiner Erfahrung nach können Viruserkrankungen zwar zu stärkeren Komplikationen führen und deshalb längere Zeit für deren Genesung erfordern, aber bei Corona-Fällen sei nicht von einem hohen Prozentsatz auszugehen, wenn es um monatelangen Nachklang der Krankheit geht. Es scheint nur wenigen so schlecht zu ergehen, wie es etwa Alex M. im Interview mit rosenheim24.de schilderte.

Was allerdings laut Ihler der Fall ist, ist der hohe Anteil der Erkrankten, welche im Verlauf der Krankheit künstlich beamtet werden müssen. Das deckt sich mit der Reaktion des Klinikums Rosenheim, welches im Zuge der Pandemie seine verfügbaren Beatmungsgeräte massiv aufstocken musste. Damit werde vorgebeugt, dass die Möglichkeiten zur Beatmung ausgehen, wenn der „übergroße Anteil der schweren Verläufe, hier dann beatmet werden muss“. Dr. Ihler betont hier auch den Unterschied zur normalen Lungenentzündung, bei der das weitaus seltener notwendig ist.

Es braucht mehr Forschung über die Hintergründe von schweren Verläufen

Ehemals Erkrankte, die auch nach der Genesung noch unter Atemnot leiden, erhoffen sich eine Erklärung durch einen Lungen-Scan. Bei diesen Fällen zeigen sich schon nach kurzer körperlicher Betätigung Erschöpfungserscheinungen. Oft werden sie aber enttäuscht, da der Scan nicht zeigt, woher ihr Leiden kommt, obwohl die Krankheit doch überstanden ist.

Das merkt Dr. Ihler mehrmals im Gespräch an, da noch nicht vollends geklärt ist, welche Faktoren den Verlauf einer Corona-Erkrankung beeinflussen. Neben Alter und Vorerkrankungen entscheiden nämlich offenbar auch andere Umstände über das Risiko eines schweren Verlaufs.

Kleine Schritte wurden hier bereits gemacht. So schreibt die Apotheken Umschau über eine Studie im „New England Journal of Medicine“. Sie legt nahe, dass die Blutgruppe der Infizierten das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs senken oder steigern kann.

So wird aktuell etwa davon ausgegangen, dass Menschen mit der Blutgruppe A ein 50 Prozent höheres Risiko eines schwerwiegenden Verlaufs haben. Menschen mit der Blutgruppe 0 hingegen ein 50 Prozent geringeres Risiko. Auch das Geschlecht soll eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen.

Zu einer widersprüchlichen Erkenntnis ist eine erst kürzlich veröffentlichte Studie der Harvard Medical School gekommen. In ihr wurden, wie die Frankfurter Rundschau berichtet, die Fälle von mehr als 70.000 Corona-Patienten studiert. Hier konnte von den Forschern kein Zusammenhang mit der Blutgruppe festgestellt werden. Ein weiterer Anlass, neue Studien durchzuführen.

Und die zweite Welle?

Was eine mögliche zweite Welle an Neuinfektionen angeht, gibt sich Dr. Ihler für den Moment entspannt. Die rückläufigen Zahlen in Rosenheim und Region sind seiner Ansicht nach Anlass dafür, das Vorgehen bei neu auftretenden Hotspots weiter zu verbessern. Die wichtigen Schlagwörter sind dabei: schnell, effizient und lokal begrenzt.

„Früher hat ein Infizierter zehn weitere infiziert. Darüber sind wir mittlerweile glücklicherweise hinweg,“ meint er weiter und fügt mahnend an: „Aber wenn wir nicht aufpassen, können Rückkehrer aus dem Urlaub eine zweite Welle auslösen.“ Deshalb sieht er die Entwicklung zu optionalen lokalen Massentests und schnellerer Reaktionen im Raum Rosenheim sowie deutschlandweit als durchaus positiv. Das Gespräch schließt Dr. Fritz Ihler mit vorsichtigem Optimismus: „Wenn wir rechtzeitig reagieren, kann auch leichter lokal begrenzt reagiert werden und desto besser ist es für alle anderen.“

mda

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