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Ein Bauprojekt mit revolutionärem Charakter: Leben, Wohnen, Arbeiten in einem neuen Quartier

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Von: Thomas Stöppler

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Grün statt Grau: Das neue Quartier soll weniger Versiegelung haben und auch in luftiger Höhe wird es grün.
Grün statt Grau: Das neue Quartier soll weniger Versiegelung haben und auch in luftiger Höhe wird es grün. © Schleburg Generalplanung

Inmitten von Rosenheim, zwischen Bahn und Pichlmayrstraße, soll eine einzigartige Mischung aus Wohnen und Gewerbe entstehen. Die Pläne sind groß und der Bauausschuss zeigte sich angetan. Das ist geplant.

Rosenheim - „Es ist nicht weniger als der ökologische Stadtumbau”, sagte Oberbürgermeister Andreas März in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Dass der OB nicht etwas tiefer stapelt, hat seine Gründe: „Es wird Fläche entsiegelt, mit dort vorhandenem recycelten Material gearbeitet, energieautark.”

März hat dabei keinen schwärmerischen Ton, er spricht nicht von „Leuchttürmen” oder „Vorzeigeprojekten”, aber er zeigte sich von den Fakten rund um eines der Bauvorhaben in Rosenheim zutiefst überzeugt. An der Pichlmayrstraße, Ecke Hubertusstraße, gegenüber vom Sontowski-Turm, plant das Architekturbüro Schleburg, ähnlich in die Höhe zu gehen - nur ganz anders. Investor ist die Rosenheimer Projektgesellschaft DSD GmbH & Co. KG. Geschäftsführer Dierk Dengscherz ist begeistert: „Wir sind seit 2017 in engem Austausch mit Herrn Schleburg und jetzt ist auch wirklich was Tolles draus geworden.”

Grün ist die Zukunft

Letzterer hat, wie er sagt, „da ein ganzes Team, die dürfen da rumblödeln”, sagt Carl Schleburg im Gespräch mit dem OVB lachend. Über die Phase des „Herumblödelns” sind sie längst hinaus. „Wir haben eine immense Verantwortung”, erklärt er und fügt hinzu: „Wir müssen zukunftsweisend bauen.”

Bisher ist auf dem Areal eher wenig zukunftsweisend: Es handelt sich um ein unauffälliges, sehr durchschnittliches Gewerbegebiet. Viel Beton, viel Metall, wenig Grün. Um genau zu sein, sogar nur zwei Prozent Grünfläche. 98 Prozent der Fläche sind versiegelt. Das soll jetzt anders werden: Von den gut 24.000 Quadratmetern Fläche sollen auch dank begrünter Dächer 20.000 Quadratmeter begrünt sein. 

Mehr Fläche und genug eigener Strom

Trotz weniger Versiegelung wird mehr nutzbare Fläche entstehen. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gibt es Platz für Gewerbe. Und zwar zusammen etwa 8500 Quadratmeter - fast 2000 mehr als bisher. Und dazu kommen die 151 Wohneinheiten - so steht es jedenfalls im Antrag. 

Auch bei der Energie gibt es eine Revolution bei Schleburgs Entwurf. Fernwärme, Fernkälte und die eigene Stromproduktion. Mit viel Photovoltaik an den Außenseiten der Balkone und vor allem an dem ebenfalls begrünten Parkdeck will man es schaffen, 500.000 kWh Strom im Jahr zu erzeugen. Das würde den Berechnungen des Büros zufolge für den ganzen Komplex reichen. Für die sonnenärmeren Monate soll die Energie gespeichert werden. 

„Eine gute Mischung eben“

Das Parkdeck hat nebenbei den Effekt, dass es den Lärm der Gleise auffängt. Das war, erzählt der Architekt, eine der größten Schwierigkeiten. Die ersten Pläne zeigten noch eine Glaswand an der Grenze zu den Gleisen. Aber das Parkdeck und die Terrassenform seien die viel elegantere Lösung. Zusätzlicher Zugverkehr ist bereits mitgerechnet.

Investor Dengscherz fasst das Projekt so zusammen: „Generationenübergreifendes Wohnen für jedermann, gehoben oder einfach, in einem ganz neuen Quartier mit Gewerbe und auch alles nach höchsten ökologischen Standards - eine gute Mischung eben.”

Bedenken ob grund der Höhe

Ähnlich sahen das die Vertreter der Stadtratsfraktionen im Bauausschuss. Sie waren sich in der jüngsten Sitzung weitestgehend einig. SPD-Fraktionssprecher Abuzar Erdogan freute sich über die Dekarbonisierung und den entstehenden Wohnraum, die Möglichkeiten für Kultur und Gewerbe. Die Höhe sieht er in der Umgebung als verträglich an.

Was die Höhe des Komplexes anbelangt, gab es aber auch kritische Stimmen. Christine Degenhardt (FW) zeigte sich skeptisch, ob sich der Turm in das Stadtbild einfüge. In den vorzeitigen Bebauungsplan solle ein 3D-Modell der Stadt mit eingeflochten werden. Auch Franz Lukas (Grüne) äußerte Bedenken, denn die Bebauungsstruktur in angrenzenden Vierteln sei sehr anders. 

Herbert Borrmann (CSU) verwies auf eine bestehende Analyse, die genau das Areal als geeignet für höhere Bauten ausgewiesen hätte. Ebenfalls hielt er nichts von dem Vorschlag Degenhardts, erst einmal zu prüfen, ob es für das Gewerbe überhaupt Bedarf gebe. Die Stadträtin hatte die Frage in den Raum gestellt, ob das Angebot überhaupt bespielbar wäre. „Wir haben diese Einflussmöglichkeiten gar nicht”, es käme eben darauf an, welche Firmen sich ansiedeln wollen. Grundsätzlich hege er keine Zweifel, dass das Projekt der Stadt gut tun würde. Eine Ansicht, die auch OB März vertrat: „Das Projekt ist genau die richtige Antwort auf die Fragen, was das Gewerbe braucht.” 

Der Antrag auf einen vorzeitigen Bebauungsplan wurde im Bauausschuss ohne Gegenstimme angenommen. Ein 3D-Modell mit dem geplanten Gebäude will die Verwaltung erstellen, hieß es in der Sitzung.

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