Florians großes Kämpferherz

Rosenheim/Mühldorf - Fans des FC Bayern München gibt es zehntausende in der Region. Florian (20) aus Schechen ist ein ganz besonderer - nicht nur, weil er kein Heimspiel in der Allianz-Arena auslässt.
Florian sitzt im Rollstuhl, weil er an Muskelschwund leidet. Die Krankheit schreitet voran, nachts muss er beatmet werden. Doch Florian kämpft mit bewundernswertem Lebenshunger dagegen an. Sein größter Wunsch für 2014: "Dass de Bayern-Stars zu uns in de Förderstätte nach Raubling kemman, mit Torwandschiaßn und allem Drum und Dro. Des waar's!"
Bastian Schweinsteiger hat den Wendelstein-Werkstätten in Raubling schon ein paar Besuche abgestattet - zuletzt vor ein paar Jahren zusammen mit Freundin Sarah Brandner, Vater Alfred und Bruder Tobi.
Das hätte sich Florian sicher nicht entgehen lassen. Schließlich gibt es weit und breit keinen eingefleischteren Bayern-Anhänger als den 20-jährigen Schechener, an dessen Rollstuhl gleich mehrere rot-weiße Schals baumeln. Aber der stets gut gelaunte junge Mann kam erst vor wenigen Monaten in die Förderstätte nach Raubling.
Dass er dort einen Platz bekommen hat, empfindet er als großen Glücksfall. "Bloß oiwei dahoam rumsitzen - do wirst ja verrückt", sagt er.
Die Förderstätte unter dem Dach der Caritas-Wendelstein-Werkstätten gibt es erst seit zehn Jahren. Die Einrichtung wurde geschaffen, um Menschen mit Behinderungen, die nicht am Arbeitsleben teilhaben können, zu fördern und zu fordern - und sie mitten ins Leben zu holen. Gleichzeitig ist sie für die Angehörigen ein Segen, weil sie wissen, dass ihre Kinder oder Geschwister in Raubling bestens vorsorgt werden. Geschlafen wird nach einem bunten Acht-Stunden-Tag in der Förderstätte daheim.

Weil die Nachfrage so groß ist, wird die Einrichtung derzeit von 36 auf 60 Plätze erweitert. Florian hat davon profitiert. Ohne die Aufstockung stünde er wohl noch immer auf der Warteliste. Und wenn man ihm so zuschaut, wie er übers ganze Gesicht strahlt, schlagfertig herausgibt, mit seinen Freunden tief in der großen Welt des Fußballs versinkt und dabei Thomas Müller, seinen Lieblingsspieler, über den grünen Klee lobt - spätestens dann versteht man, welch unschätzbaren Wert Einrichtungen wie die Förderstätte in Raubling haben. Sie sind das beste Mittel gegen Einsamkeit, Ausgrenzung und Zukunftsängste. Letztere machen sich in stillen Momenten wohl auch in Florians Kopf breit - auch wenn er sich nichts anmerken lässt.
Denn der Muskelapparat des 20-Jährigen lässt langsam, aber stetig nach. Er spürt das im Alltag - seit Neuestem auch an den Händen. Die Linke muss mittlerweile geführt werden, mit der Rechten schafft es Florian noch selbst, den Rollstuhl zu bedienen und sich die Termine für 2014 in dickem FC-Bayern-Rot im Kalender anzustreichen. Das sind 2014 eine ganze Menge. Der Thomas-Müller-Fan freut sich auf ein ereignisreiches Fußballjahr: Am 24. Januar ist Rückrunden-Start in der Fußball-Bundesliga. Am 24. Mai wird in Lissabon das Champions-League-Finale ausgetragen. Schafft es der FC Bayern wieder ins Endspiel, steht für Florian, der schon den 2013er-Triumph seines Klubs gegen Dortmund live im Wembley-Stadion mitverfolgt hat, außer Frage: "Do muaß i wieder dabei sei!" Ab 12. Juni rollt dann der Ball in Brasilien bei der WM. Nur wann der FC Bayern zum Torwandschießen nach Raubling kommt - das ist noch offen.
Mit diesem Bericht endet die Reportagenreihe zur OVB-Aktion "Menschen mit Behinderung mitten unter uns". Die beiden Spendenkonten bleiben bestehen. Es kann also weiterhin gespendet werden.
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