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Das Heizungssystem der Zukunft: Rosenheimer Experten geben Tipps zu Wärmepumpe & Co.

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Von: Martin Lünhörster

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Die Professoren Ulrich Spindler und Harald Krause lehren im Studiengang Energie und Gebäudetechnik und wissen um die Vorteile der Wärmepumpe.
Die Professoren Ulrich Spindler (links) und Harald Krause (rechts) lehren im Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie und wissen um die Vorteile der Wärmepumpe. © SEBASTIAN_HEROLD

Heizen mit Öl und Gas wird immer teurer, was also tun? Eine nachhaltige Lösung ist Experten zufolge eine Wärmepumpe. Experten für das Heizen der Zukunft sind die beiden Rosenheimer Hochschul-Professoren Ulrich Spindler und Harald Krause (TH Rosenheim). Im OVB-Exklusiv-Interview geben sie Tipps.

Rosenheim - Ein kürzlich gehaltener Vortrag der Professoren Ulrich Spindler und Harald Krause von der TH Rosenheim, Dozenten im Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie, war völlig überlaufen. Wir haben nachgefragt, wieso.

Sie beide haben am 17.Januar einen Vortrag zum Thema Wärmepumpen gehalten, der so gut besucht war, dass nicht alle Besucher Platz gefunden haben. Wie erklären Sie sich den großen Andrang? Ist das Thema Wärmepumpen für so viele interessant?

Ulrich Spindler: Ich glaube, das Thema ist derzeit so interessant, weil die Preise für Öl und Gas so in die Höhe geschossen sind. Und deswegen kommen die Leute zu solchen Veranstaltungen. Das ist der eine Punkt. Der andere ist, man kennt bisher Gas,- Öl- und Holzkessel. Und dann gibt es jetzt neuerdings die Wärmepumpe, von der es heißt, das ist die Zukunft des Heizens. Die versteht aber noch keiner so richtig. Diese Mischung macht das Thema so interessant. Und als drittes kommt hinzu, dass behauptet wird, Wärmepumpen im Bestand funktionieren ja gar nicht. Das ist eine weitverbreitete Aussage, die so nicht stimmt. 

Wenn sie jetzt sagen, dass viele die Wärmepumpe gar nicht verstehen. Können Sie kurz beschreiben, wie diese Technik funktioniert?

Spindler: Eine Wärmepumpe ist genau das gleiche Aggregat wie in einem Kühlschrank, nur anders herum eingebaut. Die Wärmepumpe nimmt die Wärme aus der kühleren Umgebung, ob aus dem Erdreich oder aus der Luft, und transferiert diese Wärme auf ein anderes Temperaturniveau und gibt das dann an die Heizung ab. Vom Prozess her ist das was anderes, als wenn ich irgendwo ein Feuer brennen habe, das per se warm macht. 

Harald Krause: Und das ist das, was viele nicht verstehen, wovor sie Angst haben - Wie kann ich aus dem kalten Erdreich oder der kalten Außenluft denn meine Wohnung warm machen. 

Was sind denn dann die Vorteile einer Wärmepumpe?

Krause: Die Vorteile sind, dass man kostenlose und regenerative Umweltenergie, sei es Außenluft, Grundwasser oder aus dem Erdreich, Wärme entnehmen kann und die mit Hilfe eines relativ geringen elektrischen Energieaufwands auf ein Temperaturniveau bringen kann, dass ich im Gebäude für Warmwasserbereitung und Heizung verwenden kann. Im Hinblick auf die Energiewende, die ja eine Elektrifizierung vieler Bereiche, nicht nur im Verkehr, sondern auch eben der Wärmeerzeugung in Gebäuden voraussetzt, ist das dann natürlich die Technik der Wahl.

Vorausgesetzt, wir schaffen es, den Strom wirklich zu 100 Prozent regenerativ zur Verfügung zu stellen. Auch die Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann durchaus Sinn machen, im Einzelfall muss auch das geprüft werden. PV-Anlagen machen ja alleine schon Sinn und in Verbindung mit einer Wärmepumpe sogar noch mehr. Damit kann die Eigennutzung des erzeugten Stroms nochmal erhöht werden.

Wenn sie sagen, die Energie ist quasi kostenlos, die Wärmepumpe wird alles andere als kostenlos sein. Mit was für Kosten muss man für den Einbau einer Wärmepumpe rechnen?

Krause: Das ist die Frage, die am unangenehmsten zu beantworten ist, weil im Moment nicht nur die Energiepreise, sondern auch die Installations- und Handwerkerpreise zum Teil schwer nachvollziehbar sind. Vor zwei Jahren war es so, dass eine Gasheizung im Neubau mit thermischer Solaranlage inklusiv Abgasanlage und Gasanschluss vom Preis her vergleichbar war mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe. Im Moment ist es anders. 

Spindler: Es ist schwer zu sagen. Im Moment geht es darum, den Bestand zu sanieren, denn nur mit dem Neubau kriegen wir die Energiewende nicht hin. Das heißt, wenn ich im System bleibe, also alten Ölkessel raus, neuen Ölkessel rein, habe ich geringere Kosten, als wenn eine neue Wärmepumpe installiert wird, wo vielleicht am Heizsystem noch was geändert werden muss. Da sind die Kosten natürlich höher. Wobei man beim Ölkessel gerne vergisst, dass es nicht mehr genügt, nur den Kessel zu tauschen, sondern ich muss auch auf Brennwerttechnik umsteigen. Im Bestand muss dann oft auch der Kamin saniert werden. 

Bei ihrem Vortrag ging es hauptsächlich um den nachträglichen Einbau von Wärmepumpen in Bestandsbauten. Wie sinnvoll ist eine nachträgliche Umrüstung?

Krause: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend, wie effizient eine Wärmepumpe läuft, sind die Temperaturen, die sie für ihr Heizsystem brauchen. Das ist das, was man als Vorlauftemperatur bezeichnet. Also die Temperatur, mit der das Heizwasser zu den Heizflächen fließt. Wenn sie eine Flächenheizung, wie eine Fußbodenheizung haben, kann man davon ausgehen, dass das gut funktionieren wird. Bei Heizkörpern muss man genauer hinschauen. Man muss überprüfen, wie weit man mit den Temperaturen runter kommt. Sinnvoll wären 50-55 Grad. Wenn das nicht klappt, muss man eventuell größere Heizkörper einbauen oder mittelfristig die Gebäudehülle verbessern, um damit auch den Wärmebedarf zu reduzieren. 

Aber hat dann eine Wärmepumpe auch Nachteile?

Spindler: Einer der Nachteile ist, dass die Effizienz der Wärmepumpe extrem von der Temperatur abhängt. Das ist ein umgekehrter Kraftwerksprozess. Im Kraftwerk ist es auch so, je höher die Prozesstemperatur ist und je kühler die Umgebung ist, umso größer ist die Effizienz. Bei der Wärmepumpe ist es genau anders herum. Je kleiner die Temperaturdifferenz zwischen der Umweltwärmequelle und der meines Heizungswassers ist, umso besser wird die Effizienz. Das spielt bei der Wärmepumpe eine sehr große Rolle und deswegen muss die Heizungsregelung gut eingestellt sein - und auch die  Heizungshydraulik gut passen. Ein Beispiel: Wenn sie mit einem alten Niedertemperaturkessel zehn Grad höhere Heizungstemperaturen haben als nötig, dann verlieren sie ungefähr ein Prozent Effizienz, bei einem Brennwertkessel ungefähr zehn Prozent und bei einer Wärmepumpe sind es ungefähr 25 Prozent. Deswegen muss man schauen, dass die Regelung gut eingestellt ist und nach dem Einbau überprüfen, ob man mit der Vorlauftemperatur nicht weiter runter kommt. 

Der Einbau einer Wärmepumpe wird zu einem gewissen Teil vom Staat gefördert. An wen wende ich mich am besten, um die Förderung zu bekommen?

Krause: Für die Förderung des Heizungstausches ist ein Energieberater nicht zwingend erforderlich. Auch ein Heizungsbauer darf bei der Antragstellung unterstützen. Die Förderung läuft über das BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Da kann man sich sogenannte Einzelmaßnahmen für Gebäude fördern lassen. Das kann Wärmedämmung sein, Fenster oder eben auch ein Heizungstausch. Wenn man seinen alten fossilen Kessel komplett gegen eine Wärmepumpe tauscht, gibt es die höchste Förderung. Wir empfehlen, trotzdem einen Energieberater hinzu zu ziehen und nicht nur auf die Heizung zu schauen, sondern auch das ganze Gebäude betrachten zu lassen. Auch diese Beratung wird gefördert.

Ihr Vortrag Mitte Januar war so erfolgreich, dass er wiederholt werden soll. Sind sie beide da wieder mit dabei?

Krause: Ja, wir sind ja das Kernteam. Der Termin steht auch schon fest, am 8. März um 19 Uhr an der Technischen Hochschule Rosenheim.

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