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Mit dem Güterzug nach Rosenheim: So bewegt ist Rüdiger Maulers Leben

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Von: Magdalena Aberle

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Rüdiger Mauler auf der Alm
Rüdiger Mauler in den Bergen. © Mauler

Stadtrat, Schule und SV Westerndorf. Rüdiger Mauler aus Rosenheim ist ein vielseitiger Mensch und so sieht auch seine Laufbahn aus. Wie der heute 80-Jährige zur Politik in Rosenheim steht und warum ihn eine Almhütte in Österreich so glücklich macht.

Rosenheim - Rüdiger Mauler aus Rosenheim ist mittlerweile 80 Jahre alt und trotzdem noch täglich auf Achse, wie er selbst sagt. Ursprünglich im Sudetenland geboren ist er 1946 im Alter von drei Jahren im Güterzug mit seinen Eltern nach Fischbach gekommen und später nach Erlenau umgezogen. „Man kann schon sagen, dass ich ein alter Rosenheimer bin“, sagt Mauler und lacht.

Am 18. März hat er seinen 80. Geburtstag gefeiert. Zusammen mit seiner Frau Margit, seinen drei Kindern und den mittlerweile zwei Enkeln. Natürlich durfte auch Hund Flori nicht fehlen. Flori kommt aus einem bulgarischen Tierheim. Am Anfang sei es sehr schwierig mit ihm gewesen, mittlerweile sei ein Leben ohne ihn aber nicht mehr vorstellbar. „Außerdem ist er jetzt auch schon 10 Jahre alt und kommt allmählich in ein gesetztes Alter“, erklärt Mauler.

Trotzdem ist Flori oft mit seinem Herrchen im österreichischen Kössen unterwegs. Dort verbringt Mauler viel Zeit. In 1200 Meter Höhe liegt seine Almhütte, die für ihn einfach dazu gehöre, so Mauler. „Ich tauche da in eine andere Welt ein“, meint er. Dort oben sei er jeden Tag auf Achse und mache alles selbst. „Ich mache mein Holz selber, ich kann mauern, zimmern, schreinern. Und dann ein Ergebnis zu sehen ist einfach toll.“

Rüdiger Mauler und Familienhund Flori
Rüdiger Mauler mit Hund Flori. © Mauler

Von der Bundeswehr zum Lehrer

Hauptberuflich war der heute 80-Jährige aber nicht handwerklich tätig. Nachdem er 1963 an der damaligen Oberrealschule in Rosenheim sein Abitur gemacht hatte, war er zuerst zwei Jahre bei der Bundeswehr in Berchtesgaden und studierte dann drei Semester Bauingenieurwesen. „Das war aber nicht das Richtige für mich“, erklärt Mauler.

Und so wechselte der Rosenheimer an die pädagogische Hochschule München, um Lehrer zu werden. „Im Februar 1969 habe ich dann als Lehrer angefangen und bin 1970 schon nach Westerndorf gekommen“, so Mauler. Dort sei er bis zu seiner Pensionierung geblieben und zum Schluss auch Rektor gewesen. „Ich habe mich dort einfach von Anfang an sehr wohlgefühlt. Es war eine sehr schöne Zeit.“

Emotionale Jahre beim SV Westerndorf

Durch seine Arbeit als Lehrer sei er auch zum SV Westerndorf gekommen. „Ich habe selbst nie Fußball gespielt“, erklärt Mauler, „aber ich war eben damals an der Schule engagiert und bin dann da hineingerutscht.“ Von 1998 bis 2015 war er Vorsitzender des Sportvereins. „Ich habe schnell festgestellt, dass es etwas komplett anderes ist, etwas ehrenamtlich zu führen, als Lehrer an einer Schule zu sein“, sagt Mauler.

Als er Vorstand wurde, hatte der Verein insgesamt nur zwei Sportplätze. Keiner befand sich im Besitz des Vereins. „Wir hatten auch nur eine uralte Holzbaracke als Heimat und kein eigenes Büro“, erinnert sich Mauler. Deshalb hätten sie schauen müssen, dass sie für den Verein etwas Eigenes schaffen. „Wir haben uns damals Gedanken gemacht, ob es möglich wäre, etwas Neues zu bauen.“ Das habe dann nach 3 Jahren Bauphase auch funktioniert.

Bis dahin sei es aber ein langer, anstrengender und emotional oft belastender Weg gewesen. Ohne die Unterstützung der damaligen Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, des Schul- und Sportamts und des Stadtrats hätten sie dieses große Projekt nicht umsetzen können. „Wir haben auch ein tolles Bauteam gehabt,“ erzählt Mauler, „das waren alles Vereinsmitglieder, die handwerkliche Spezialisten waren. Ohne die wäre es niemals gegangen.“ Die uneingeschränkte Unterstützung von allen Seiten sei wirklich einzigartig gewesen.

Rosenheimer Vereine brauchen mehr Übungsplätze

Trotzdem gebe es seiner Meinung nach auch heute in Rosenheim noch nicht genug Sportstätten. „Es gibt wahnsinnig viele Jugendliche, die zu uns kommen und das ist auch ganz toll“, erklärt Mauler. Dafür brauche es in Rosenheim aber mehr Flächen für zusätzliche Übungsplätze. Nur so könne man dem nachkommen, was eigentlich Sinn und Zweck der Sportstätten ist: „Die Jugend sinnvoll zu beschäftigen und für etwas zu begeistern, wo der Teamgedanke wichtig ist.“

Rüdiger Mauler mit seiner Ehefrau Margit
Rüdiger Mauler und seine Frau Margit. © Mauler

Mauler selbst ist mittlerweile nicht mehr beim SV Westerndorf tätig und bezeichnet sich selbst als einen von außen Beobachtenden. Mauler freut es sehr, dass es ohne ihn so gut weitergeht und er ist überzeugt: „Der Verein steht sehr gut da.“ Die Verbindung sei bis heute geblieben.

Mauler sieht „Feuer am Dach der Stadt“

Seit ungefähr 57 Jahren ist Mauler auch Mitglied der SPD. Von 1990 bis 1996 engagierte er sich deshalb als Stadtrat. Seitdem habe sich in Rosenheim aber viel verändert. „Es ist alles viel komplexer geworden“, meint Mauler. „Die Stadträte haben es heute sehr schwer und müssen wahnsinnig viel ackern. Und das ehrenamtlich.“ Davor ziehe er seinen Hut. Vor allem mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Rosenheimer Innenstadt. Dort soll nun das Kaufhaus Karstadt nach vielen Jahren geschlossen werden.

„Wenn man sieht, was jetzt mit Karstadt los ist, dann merkt man, es gibt sehr viel zu tun. Wir brauchen diese Leute in politischer Verantwortung und vor allem auch das ehrliche Streitgespräch“, betont Mauler. Er sei früher auch oft bei Karstadt zum Einkaufen gewesen, aber mit der Zeit habe es ihn immer weniger in das Kaufhaus gezogen.

„Vor allem mache ich mir aber Sorgen, weil es ein zentraler Punkt in Rosenheim ist“, erklärte er. Es müsse also definitiv etwas geschehen. Ob der Gedanke, alle Artikel unter einem Dach zu haben, noch zeitgemäß sei, wisse er nicht. „Dass man an dieser Stelle etwas Vernünftiges braucht ist aber unabdingbar“, da ist Mauler sich sicher. Außerdem müsse man sich auch Gedanken über die vielen Leerstände in der Innenstadt machen. „Da ist Feuer am Dach der Stadt und da muss etwas getan werden. Aber was genau, das ist äußerst schwierig“, fasst er es zusammen.

Was für Mauler das Schönste ist

Almhütte von Rüdiger Mauler
Auf seiner Almhütte in Kössen verbringt Rüdiger Mauler viel Zeit. © Mauler

Er selbst verfolge auch heute noch die Entwicklungen in der Stadt Rosenheim. Auch wenn er dabei nicht, wie früher im Stadtrat, sondern auf seiner Almhütte in Kössen sitzt. „Seit 1966 bin ich in Kössen und das gehört für mich einfach dazu“, erklärt Mauler, der gerade erst zum zweiten Mal Opa geworden ist. Darüber freut sich der 80-Jährige sichtlich und erklärt „Zu wissen, dass es weiter geht, ist für mich das Schönste.“

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