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Öffentlicher Dienst streikt erneut: Das waren die Auswirkungen in Rosenheim

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Von: Magdalena Aberle

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Verdi Streik am 23.03.2023
Am Max-Josefs-Platz fand eine große Streikkundgebung statt. © Ruth Tadi

Der öffentliche Dienst hat nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi wieder gestreikt. Am Max-Josefs-Platz trafen sich rund 800 Beschäftigte zur Kundgebung. Welche Auswirkungen die streikenden Mitarbeiter auf die Stadt Rosenheim und die RoMed Kliniken hatten und wann Erzwingungsstreiks drohen.

Rosenheim - Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst kämpfen weiterhin mit Streiks für ihre Anliegen. Sie fordern 10,5 Prozent mehr Gehalt. Die Gewerkschaft Verdi konnte sich in den bisherigen Verhandlungen noch nicht mit den Arbeitgebern einigen. Deshalb wurde auch in der Region Rosenheim erneut zum Streik aufgerufen. Auch Stadt und Landkreis Rosenheim waren am 23. März von den Streiks betroffen.

Nachdem bereits unter anderem in Traunstein und Altötting gestreikt worden war, fanden nun in Rosenheim zwei Demonstrationszüge und eine Kundgebung statt. Angekündigt waren 500 Menschen. Auf dem Max-Josefs Platz trafen sich laut Angaben der Polizei allerdings sogar etwa 800 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst. Darunter beispielsweise Streikende aus der Verwaltung, aus dem Gesundheitswesen und dem Ver- und Entsorgungsbereich. Allerdings geht es den Beteiligten nicht nur um Geld.

„Ich bin hier, weil ich die Missstände in der Pflege nach 35 Jahren Patientenbett nicht mehr aushalten kann“, sagt die Mitarbeiterin einer Klinik in Traunstein, die lieber anonym bleiben will. Sie erklärt, dass sie sich nach vielen Jahren am Krankenbett nun eine andere Aufgabe im Krankenhaus suchen musste.

„Auf die Dauer kann man das nicht aushalten. Wenn man älter wird, muss man sich etwas anderes suchen.“ Deswegen arbeite sie jetzt in der Funktionsabteilung. Von ihren Arbeitgebern wünscht sie sich vor allem mehr Respekt und Anerkennung. „Sie sollen mich nicht nur als Arbeitsmittel, sondern als Mensch sehen“, sagt sie.

Streiks sorgen für Einschränkungen

Auch viele Mitarbeiter aus den RoMed Kliniken Rosenheim und Wasserburg beteiligten sich am Streik. Die Pressesprecherin der Kliniken, Elisabeth Siebeneicher, teilt mit, dass rund 70 Beschäftigte am Donnerstag (23. März) streikten. „Am Standort Rosenheim wurden planbare Operationen verschoben“, so die Pressesprecherin. Alle notwendigen und dringlichen Operationen seien aber selbstverständlich durchgeführt worden.

An den Standorten Wasserburg und Rosenheim musste jeweils eine Station geschlossen werden. In Wasserburg habe eine Station des Fachbereichs Wahlleistung schließen müssen, wie Siebeneicher auf Nachfrage erklärt. An der Rosenheimer Klinik sei eine urologische Station geschlossen gewesen. „Die Patienten dieser Stationen wurden auf andere Stationen verteilt und adäquat versorgt“, versichert Siebeneicher.

Darüber hinaus habe es auch noch andere Auswirkungen im Alltagsbetrieb gegeben. In den Notaufnahmen und bei Neuaufnahmen auf Station sei es generell zu längeren Wartezeiten gekommen. „Patienten und Besucher zeigten aber Verständnis für die Streikmaßnahmen“, so Siebeneicher. Im Klinikum Rosenheim sei außerdem beim Mittagessen die Speisenauswahl eingeschränkt gewesen.

Die Stadt Rosenheim bekam ebenfalls die Auswirkungen des Streiks zu spüren. Der städtische Pressesprecher Christian Schwalm teilt mit, dass insgesamt etwa 150 Personen aus der Verwaltung und dem Eigenbetrieb gestreikt hätten. Auch zwei Einrichtungen konnten wegen der Streiks nicht wie gewohnt geöffnet bleiben. „Das Kinderhaus in der Finsterwalderstraße und der Kindergarten Stadtmäuse waren heute geschlossen“, so Schwalm. In beiden Einrichtungen seien die Eltern der Kinder im Vorfeld des Streiks informiert worden, so der Pressesprecher.

Bezirksgeschäftsführer erwartet kein akzeptables Angebot

Der Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, Robert Metzger, macht auf der Kundgebung deutlich, dass weitere Streiks nicht auszuschließen seien. In seiner Rede warnt er die Demonstranten schon vor, dass möglicherweise auch in den nächsten Gesprächen mit den Arbeitgebern keine Einigung erreicht werden könne. „Eventuell gehen wir ohne ein Ergebnis aus der nächsten Verhandlungsrunde“, so Metzger.

Bereits vor den Warnstreiks am 23. März hatte er im Gespräch mit dem OVB betont: „Eigentlich ist von den Arbeitgebern nichts zu erwarten. Ihr Verhalten lässt darauf schließen, dass auch in der nächsten Verhandlungsrunde kein akzeptables Angebot vorgelegt wird.“

Sollte dies der Fall sein, gebe es noch die Möglichkeit eines Schlichtungsverfahrens, das eine Verhandlungsseite anrufen könne. „Dabei versucht ein unparteiischer Schlichter zu vermitteln“, erklärt Metzger. „Wenn auch das zu nichts führt, beginnen wir mit den Planungen für Erzwingungsstreiks.“ Dann würden die Beschäftigten im öffentlichen Dienst solange streiken, bis die Arbeitgeber ihre Forderungen erfüllen.

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