Allein unter Männern

Rosenheim - Sieben Polizisten wurden von Innenminister Herrmann jetzt mit der "Afghanistan-Spange" für ihren gefährlichen Einsatz ausgezeichnet - darunter auch eine Frau aus der Region.
Es sind nicht nur die Taliban, die die Sicherheit in Afghanistan gefährden. Korruption, Verbrecherbanden - die Polizei hat viele schwierige Aufgaben. Das Problem: Die rechtsstaatliche afghanische Polizei ist noch im Aufbau. Um diesen zu forcieren, unterstützen deutsche Polizisten ihre afghanischen Kollegen durch das German-Police-Project-Team. Seit Ende 2009 waren auch 58 Beamte der Bayerischen Polizei am Hindukusch tätig. 15 von ihnen hat Innenminister Joachim Herrmann gestern in München die Afghanistan-Spange in Silber verliehen. Diese erhalten Polizisten, die sieben bis 14 Monate als Ausbilder im Einsatz waren.
Darunter war auch eine Frau: Monika Fuchs, 46. Die Hauptkommissarin aus Rosenheim war achteinhalb Monate im Krisengebiet, größtenteils in der Region Kunduz - um Männer zu Polizisten auszubilden. "Erstmal schauen einen alle verwundert an", sagt Fuchs, denn in Afghanistan gibt es keine Frauen bei der Polizei. "Man hat die Scheu gemerkt, gerade bei Übungen mit Körperkontakt", erzählt die gebürtige Oberpfälzerin. "Mit der Zeit lief es aber gut."
Ein größeres Problem ist noch immer, dass viele Rekruten Analphabeten sind. "Vor allem Polizisten aus Dörfern können nicht lesen und schreiben, weil Schulen fehlen", sagt Fuchs. Afghanische Lehrer bringen den angehenden Polizisten im Camp daher Lesen und Schreiben bei. Damit sich deutsche und afghanische Polizisten unterhalten können, brauchen beide Seiten Dolmetscher. Die Deutschen erklären einen Vorgang auf Englisch, die Dolmetscher übersetzen es den Afghanen auf Dari.
"Dadurch war der Unterricht sehr praxisbezogen", sagt Fuchs. Sie und ihre Kollegen haben den Afghanen gezeigt, wie man jemanden festnimmt, Spuren sichert oder Personen vernimmt. Alle Übungen fanden im Camp statt, das von Bundeswehrsoldaten gesichert wurde. Fuchs steht dem Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch deshalb auch positiv gegenüber. Wenn die Soldaten abziehen, wäre die Polizeiausbildung nur an der Akademie in Kabul möglich. In Camps wäre es ohne Schutz für alle Beteiligten zu gefährlich.
"Das Land braucht noch Zeit, um sich zu stabilisieren", meint Fuchs. "Bei uns ist ein funktionierendes Justizsystem normal. In Ländern wie Afghanistan eben nicht." Auch Anton Wagner vom Polizeipräsidium München hält es für wichtig, weiterhin Rekruten auszubilden. "Wenn man die Afghanen jetzt im Stich lässt, wird die Sicherheitslage schlechter. Es wäre schade um die Arbeit der vergangenen Jahre", sagt der Kriminalhauptkommissar, der ein Jahr im Camp in der Region Mazar-e-Sharif war.
Er und Fuchs sind froh, die Erfahrung gemacht zu haben. "Die Menschen waren sehr gastfreundlich", sagt Fuchs, die wieder in das Land reisen will. In einigen Jahren, als Touristin.
Oberbayerisches Volksblatt